NOVENA - Eleventh Hour
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2020
Mehr über Novena
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Frontiers (Soulfood)
- Release:
- 06.03.2020
- 2258
- 2259
- Sun Dance
- Disconnected
- Sail Away
- Lucidity
- Corazón
- Indestructible
- The Tyrant
- Prison Walls
Mutig und modern.
Im Katalog von Frontiers Music ist NOVENA ein eher unübliches Signing. Denn wir haben es hier nicht mit einem neuen AOR-Aufguss zu tun, sondern mit einer Progressive-Metal-Band aus Großbritannien. "Eleventh Hour" ist zwar das erste Album der Band, sie existiert aber bereits seit 2013 und hat vor vier Jahren die EP "Secondary Genesis" in Eigenregie vorgelegt. An vorderster Front gibt hier übrigens HAKEN-Sänger Ross Jennings den Ton an, dessen unverkennbares Organ sich in der elften Stunde ordentlich austoben darf. Mit Gareth Mason ist ein zweiter Sänger dabei, um für Growls und ähnliches zu sorgen. Wem also der erste richtige Song '2259' zu sehr nach HAKENscher Spielart tönt, wird den Einsatz der zweiten Stimme gefallen. Es gibt natürlich schlimmeres, als HAKEN ähnlich zu klingen, wenn es wie bei NOVENA gut gemacht ist. 'Disconnected' zum Beispiel: Spannungsbögen und Gesangsmelodien schlagen hier eindeutig in die Kerbe der britischen Kollegen.
Und tatsächlich liegen hier ebenfalls die Stärken der Band: Atemberaubend technisch wird es auf "Eleventh Hour" selten, mit 'Sail Away' ist auch eine richtige Ballade am Start. Wenn dann aber der Dampfhammer bei 'Lucidity' ausgepackt wird, finden Ausbrüche hier sehr kontrolliert statt. Abseits der Genre-typischen Töne zeigen die Jungs dann ihr wahres Songwriting-Talent. 'Corazón' gefällt durch viele kleine Spielereien, die letztlich ihren Höhepunkt im Djent-artigen Mittelteil finden. Ob sich hier ex-THE HAARP MACHINE-Gitarrist Dan Thornton am meisten austoben durfte? Der anschließende Latin-Teil macht mit seinem Mitsing-Chorus dann auch spätestens livehaftig jede Menge Spaß.
Was in der elften Stunde musikalisch alles passiert, sprengt den Rahmen der meisten Genre-Schubladen. NOVENA liefert hier ordentlich ab und bringt mit mehreren Tracks frischen Wind ins Progressive-Eckchen. Dass die unkonventionellen Ideen nie den Rahmen des jeweiligen Songs völlig sprengen oder einfach nur konstruiert wirken, ist für mich die größte Stärke dieses Albums. Wer wie bei 'Indestructible' so poppig klingen kann und im nächsten Moment bandwurmartige Synkopen zelebriert, bringt außerdem eine ganze Menge Mut auf. Das erste Ausrufezeichen im noch jungen Musikjahr 2020!
Anspieltipps: Corazón, Indestructible
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Nils Macher