NOUS - Silent Dreams
Mehr über Nous
- Genre:
- New Age / Death Metal
- ∅-Note:
- 4.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 30.10.2012
- Insomnic Horizon
- Egotheist
- First Earth Theory
- Slay The Masses
- Spurned
- Above All Stars
- Silent Dreams
- Foral
Musikalischer Zwitter zwischen den Welten.
Herzlich Willkommen im Süßwarenladen der Genre-Stilblüten. Heute im Angebot: NOUS, ein Projekt zwischen New Age und Death Metal. So zumindest tönt der Promo-Sheet. Könnte sich aber auch zwischen Country und Black Metal bewegen. Wir finden es heraus.
Momentaufnahme, die Erste. 'Insomnic Horizon' klingt tatsächlich wie ein Geschwurbel aus New Age, Ambient und Electro. Der Metal kommt nämlich erst beim zweiten Song ins Spiel, aber wie. Ultra-unverständliches Geröchel, uncool-disharmonische Flitzefinger-Soli und Chorus-überladene-Klampfen sind in dieser Wundertüte enthalten. Ebenfalls einen mächtig Nähmaschinen-artigen Blast legt Angelo Sasse hin, den man, ohne Kosten und Mühen zu scheuen, als Gastmusiker eingeladen hat. Das musikalische Spektrum wäre somit schon einmal ausgelotet.
Das erste, was mir auf "Silent Dreams" ansatzweise gefällt, ist das Riffing bei 'First Earth Theory'. Wobei "gefallen" in diesem Fall ein dehnbarer Begriff ist, schmerzen die Retorten-Gitarren für eine Weile mal nicht so im Ohr und sind damit im Vergleich zum restlichen Höreindruck quasi unmittelbar in der Oberliga. Mindestens genauso schräg geht es weiter mit 'Slay The Masses', das ein hochkarätiger Anwärter auf meine schlechtester-Song-des-Jahres-Charts ist. Mit null Struktur in der Musik, keinerlei interessanten Ideen und einer so künstlichen Brachialität, dass sie schon fast komisch rüberkommt, gewinnt man keinen Blumentopf. Fiese, klebrig-schmierige und Effekt-haschende Synthis machen die Sache nicht besser.
Beinahe wäre es untergegangen: "Silent Dreams" hat eine so atemberaubende Vielfalt an Einflüssen, dass natürlich auch balladeske Momente ihren Platz haben. So geschehen bei 'Spurend', das aber nach kurzer Zeit wieder in das chaotische Geklöppel abdriftet, dass ich auf den letzten drei Songs ertragen musste. Mein Highlight indes bleiben die Eurodance-Melodien, die sich mit dem merkwürdigsten Klargesang abwechseln, der mir in langer Zeit untergekommen ist. Ab und an eine Schippe Slam-Death-Metal mit reimgeschmissen und schon ist es fertig, das variantenreiche Meisterwerk. Ähm ja.
In der Theorie blieben noch drei Songs, die den bisherigen Eindruck hätten aufwerten können. Und tatsächlich: 'Above All Stars' kann sich hören lassen. Jedenfalls in den Passagen, die durch die cleanen Vokals dominiert werden. Der Versuch, nach Peter Steele zu klingen, geht zwar nicht auf, aber angesichts dessen, was uns ansonsten entgegen schallte, bewerte ich das mal wohlwollend. Mit dem willkürlichen Gebolze im Zwischenteil kann ich hingegen absolut nichts anfangen. Das ändert sich auch beim Kitschrocker 'Silent Dreams' nicht mehr, das zu sehr nach Schema F tönt und in mir nicht die Melancholie hervorruft, die es so offensiv beschwört. Und jetzt frag' mich bitte niemand, warum auch hier Doublebass-Attacken hermüssen, um dem Song wenigstens etwas Würze zu verpassen. Ich weiß es doch auch nicht!
Auf ein Letztes mit 'Foral'. Hier kommt noch einmal die Ambient-Schlagseite von NOUS auf, wer will kann das auch gerne New Age nennen. Die sphärischen Klänge und das Krötengetose sind jedenfalls gut dazu geeignet, die restliche halbe Stunde aus dem Kurzzeitgedächtnis zu streichen. Normalerweise findet man solche Songs auf Meditationssamplern unter dem Titel "Waldspaziergang" oder "Weg zur Ruhe".
Was kann man folglich zu "Silent Dreams" sagen? Ich kann mich selber schon nicht mehr hören, wenn ich behaupte, dass weniger mehr ist und die ganzen Einflüsse sich selten stimmig in ein funktionierendes Soundgewand kleiden lassen. Aber etwas anderes kann ich von diesem New-Age-Death-Metal-Projekt nicht behaupten. Warum gibt es trotzdem vier Punkte? Weil ich vermute, dass sich im Kopf des Einzelkämpfers, der hinter NOUS steckt, einiges an wirklich brauchbaren Ideen zusammengebraut hat. Lediglich das Rezept muss noch gefunden werden. Außerdem gehört eine Schippe Mut dazu, etwas unkonventionelles zu wagen und nicht die ewig gleichen Bands zu kopieren. Amen.
Anspieltipps: 'Above All Stars', 'First Earth Theory'
- Note:
- 4.00
- Redakteur:
- Nils Macher