NOMANS LAND - Hammerfrost
Mehr über Nomans Land
- Genre:
- Nordic Pagan Metal
- Label:
- Einheit Produktionen / Soulfood
- Release:
- 21.02.2005
- Lord Of The Seas
- Konung
- Breath Of The North
- At The Odin's Feast
- Triumph Of Winter
- Source Of Mimir
- Ale
- Twilight Of The Ages
- Fjell Og Fjord
- Balfor
NOMANS LAND ist eine Band aus der russischen Zarenstadt Sankt Petersburg und spielt epischen, teils recht folkloristisch angehauchten Pagan bzw. genauer gesagt Viking Metal, wobei mir schon zu Ohren gekommen ist, dass es nicht authentisch sei, wenn Bands aus Osteuropa Viking Metal spielen. Das ist natürlich ausgemachter Blödsinn, denn erstens soll jeder über das singen, was ihn persönlich interessiert, und im Übrigen passt die Wikingerthematik durchaus zu einer russischen Band, da der erste russische Staat seinerzeit immerhin von den Wikingern gegründet wurde.
Doch nun zur Musik: Auch wenn die metallischen Heidentruppen derzeit wie die Pilze aus dem Boden schießen, schaffen es nur wenige, wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Zu diesen großen Hoffnungsträgern des Genres würde ich ohne Zweifel auch NOMANS LAND zählen, denen es mit ihrem zweiten Album "Hammerfrost" vortrefflich gelungen ist, getragene Epik mit Aggressivität, keifende Vocals mit epischen Chören und atmosphärische Keyboards mit richtig starken Riffs und Gitarrenleads zu verbinden. Die Keyboardarrangements, besonders die Luren- und Flötenklänge des Openers 'Lords Of The Seas' erinnern mich vehement an FALKENBACH, bereiten jedoch nur den Grund für ein dynamisches, aufgrund der keltischen Melodik recht folkloristisch wirkendes Riff. Allgemein gemahnen viele der zweistimmigen Riffs und Leadpassagen stark an die Hamburger Piraten von RUNNING WILD, was man besonders schön beim Instrumental 'At The Odin's Feast' heraushören kann. Melodietragend ist stets das hervorragende Gitarrendoppel von Torvald und Sigurd. Die Keyboards dienen dagegen dazu, die richtige Atmosphäre zu schaffen und dem Songmaterial die im Viking Metal einfach nötige Erhabenheit zu verleihen. Dabei beschränken sie sich aber nicht auf wabernde Sphärenklänge, sondern bringen durchaus auch schöne, melodische Elemente ein, berauben dadurch aber die Gitarren nie ihrer Wucht und Dominanz, was ich als sehr wohltuend empfinde.
Der Gesang, den sich Wild und Sigurd teilen, ist teils schwarzmetallisch keifend und teils - oft im Refrain - tief und klar, stets jedoch mit sehr auffälligem und irgendwie sympathischem russischem Akzent. Die Gesangsmelodien haben dabei ein bisschen was von FALCONER, oder eben im aggressiven Bereich von MITHOTYN. Die Mischung der Gesangsstile ist als sehr gelungen zu bezeichnen und dabei nicht etwa vorhersehbar oder immer gleich. Es gibt Songs wie den erwähnten Opener oder das geniale 'Triumph Of Winter', in denen sich die Gesangsstile abwechseln und perfekt ergänzen, während andere Stücke (etwa 'Konung') komplett mit aggressiven Vocals versehen sind und eine dritte Gruppe den Schwerpunkt auf den klaren und voluminösen, wenn auch nicht allzu differenzierten Heldengesang legt ('Breath Of The North'). 'Source Of Mimir' erinnert mit der dynamischen Art des Shoutings, den gesampelten Flöten und dem tanzbaren Folk-Groove an die jüngere finnische Schule des trollischen Heidenmetalls, wozu auch das folgende kurze und sehr beschwingte instrumentale Partystück 'Ale' recht ordentlich passt. Danach wird's mit 'Twilight Of The Ages' wieder spürbar epischer und richtig dramatisch, bevor ein weiteres Instrumental namens 'Fjell Og Fjord' mit Akkordeon, sehr differenziertem Bass, elektrischen wie akustischen Gitarren und ein wenig Mundharmonika die passende Stimmung für das abschließende siebenminütige Epos 'Balfor' erzeugt, das sich komplett in getragener Melancholie und schwerer Epik ergeht und dementsprechend durchweg klar gesungen ist.
Insgesamt halte ich "Hammerfrost" für ein wirklich gutes, episches Album, das natürlich sehr pathetisch ausgefallen ist, was aber für diese Spielart des Metals nicht ungewöhnlich ist. Die allein vom klaren Gesang getragenen Stücke hätten vielleicht ein paar Ecken und Kanten mehr vertragen, und auch der klare Gesang als solcher ist noch ein wenig verbesserungswürdig, aber ansonsten passt auf der Scheibe eigentlich alles. Als besonderes Plus ist der sehr differenzierte Sound zu nennen, der es wirklich ermöglicht, auf kleinste Details zu achten und zudem mit einigen netten Spielereien bezüglich des Wechsels einer Gitarren- oder Gesangssequenz vom rechten auf den linken Lautsprecher und zurück aufwarten kann, die unterm Kopfhörer besonders toll wirken. Dazu gibt es noch ein sehr schön gestaltetes Booklet, so dass ich letzten Endes kaum umhin kann, für Hobbywikinger und solche, die es werden wollen, eine dicke Kaufempfehlung auszusprechen. Schaut bitte mal nach Russland, bevor ihr euch dem fünften oder sechsten Trendreiter der aktuellen Pagan-Metal-Welle aus Finnland verschreibt.
Anspieltipps: Lord Of The Seas, Breath Of The North, Triumph Of Winter, Source Of Mimir
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle