NITRATE - Renegade
Mehr über Nitrate
- Genre:
- AOR / Melodic Rock
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- AOR Heaven
- Release:
- 30.07.2021
- Danger Zone
- Renegade
- You Think You've Got It
- Big City Lights
- Why Can't You Feel My Love
- Children Of The Lost Brigade
- Addicted
- Alibi
- Lay Down Your Arms
- Edge Of Surrender
- Take Me Back
Die hysterischen Leoparden sind durch die Zeit gereist
Ich falle dann mal direkt mit der Tür ins Haus: Es ist eigentlich unfair, denn in den goldenen Achtzigern hätte das Album "Renegade" der englischen Band NITRATE um Mastermind und Bassist Nick Hogg wirklich ein Achtungserfolg (und entsprechend heute ein Geheimtipp) werden können, heuer sind diese Art von Hochglanzproduktionen aber eher nur noch eine Randnotiz in der Musikgeschichte. Für alle Songs der Scheibe gilt: AOR-Instrumentierung, nette Refrains, keine Ecken, keine Kanten und an jeder Abbiegung warten die Kumpels von DEF LEPPARD, EUROPE und JOURNEY auf ein gemeinsames Bier.
Auf dem dritten Werk präsentiert uns der Nottinghamer Songwriter mit Alexander Strandell von ART NATION den dritten Sänger. Konstanz sieht irgendwie anders aus. Davon mal abgesehen, macht Mr. Strandell seine Sache jedoch wirklich gut und passt hervorragend zu den seichten AOR-Rockern. Er ist sehr melodisch unterwegs, hat eine schöne Klangfarbe und transportiert den Nostalgiefaktor sehr authentisch. Problematischer sind eher die Kompositionen. Einerseits haben Nick und sein Team sehr genau bei ihren Vorbildern hingehört und jede Feinheit bis ins letzte Detail analysiert und ordentlich reproduziert, andererseits bieten sie in ihren Standards aber wenig Überraschungsmomente und Dynamik. 'Danger Zone', 'Alibi', 'Edge Of Surrender' oder das Titelstück haben Ansätze von Breitbeinigkeit und Stromgitarre, enden aber letztendlich doch auch nur in zuckersüßen Refrains, die schön harmonisch sind, aber nicht zwingend genug daherkommen. 'You've Think You've Got It' und 'Addicted' hätten damals auch auf "Hysteria” stehen können, während bei 'Big City Lights' und der Schmachtballade 'Why Can't You Feel My Love' JOURNEY Pate gestanden hat. Soloarbeit gibt es zwar auch zu belauschen, ist aber ebenso songdienlich und unaufgeregt wie der Rest der Musik.
Es fällt mir wirklich schwer, abschließend über das dritte Werk von NITRATE zu urteilen. Sicherlich sind die etwas mehr als fünfundvierzig Minuten keine reine Zeitverschwendung und wecken durchaus wohlwollende Erinnerungen, sofern man auf diese Art von Musik in ihrer Hochzeit die Haare toupiert hat. Trotzdem fehlt "Renegade" ein wenig die Frische, um auch mehr als dreißig Jahre später noch Akzente setzen zu können. Das gilt übrigens auch für die Produktion, die von dicken (und teuren) Breitbandwänden sehr weit entfernt ist. Alles in allem ein locker flockiges Scheibchen, das man durchaus genießen kann, aber nicht noch einmal auflegen muss.
Anspieltipps: Danger Zone, Renegade, Lay Down Your Arms
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Chris Staubach