NAER MATARON - Discipline Manifesto
Mehr über Naer Mataron
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Black Lotus / Twilight
- Release:
- 20.06.2005
- Extreme Unction
- Blessing Of Sin
- For The New Man
- Arrival Of The Caesar
- Blast Furnace
- The Day Is Breaking
- The Last Loyal
- Land Of Dreams
- Last Man Against Time
NAER MATARON gehören zwar nicht gerade zu den Gründervätern des griechischen Black Metal, aber mit einer immerhin schon über zehnjährigen Bandbiographie können wir das finstere Quartett doch auch schon zu den alten Hasen der hellenischen Düsterszene zählen. "Discipline Manifesto" ist das mittlerweile vierte vollständige Studioalbum von Morpheas & Co. und dürfte denjenigen unter euch, welche die Band vorher nicht kannten, vor allem dadurch auffallen, dass es überhaupt nicht griechisch klingt, sondern eigentlich komplett an die klassisch norwegische Schule des schwarzen Stahls angelehnt ist. Vor allem an jene Zeit, als Avantgarde und Bombast dort noch verpönte Fremdwörter waren und der Norweger sein Schwarzmetall klirrend kalt und seine Riffs flirrend und schnell mochte. Da liegt es natürlich nahe, dass die Griechen mit gleich drei Gastmusikern von VED BUENS ENDE, DØDHEIMSGARD und AURA NOIR in Norwegen produzierten und Tom Kvålsvoll in seinem berühmten Strype Audio Studio dem Album einen authentischen Sound sowie den nötigen Feinschliff verpassen ließen.
Das Ergebnis ist dementsprechend überzeugend geraten, so dass Freunde des klassischen Black-Metal-Sounds produktionstechnisch eigentlich wirklich begeistert sein sollten. Wir sind halt die etwas andere Art von Soundfetischisten, nicht wahr? Auch musikalisch weiß dieses Manifest trotz nicht gerade überschäumender Originalität zu fesseln. Auch wenn viele der zumeist recht langen Stücke sehr deutlich an den alten SATYRICON und DØDHEIMSGARD angelehnt scheinen, haben sie mehr Ausdrucksstärke als ein großer Teil der Konkurrenz und bieten uns eine sehr angenehme Zeitreise in die Mittneunziger, als uns eben jene Bands neue musikalische Dimensionen erschlossen. Sicher sind diese Bands auch heute noch großartig, doch diese spezielle Atmosphäre können oder wollen sie eben nicht mehr erzeugen, so dass die Nostalgiker unter uns sicher eine enorme Freude an "Discipline Manifesto" haben dürften.
Herausragend ist Morpheas' eindrucksvolle Gesangsdarbietung, welche wie eine besonders giftige Mischung aus Satyr und Aldrahn klingt, sowie die wunderbar höhenlastige Raserei auf der Gitarre, die allerdings auch genug Raum für einige versteckte, aber gleichsam geniale Melodien lässt, was etwa 'Arrival Of The Caesar' herrlich unterstreicht. Auch das Schlagzeugspiel von Warhead ist vielseitiger, als man dies vielleicht erwarten würde. Trotz des fast durchweg rasenden Tempos, das besonders bei 'The Last Loyal' voll überzeugt, bauen die Hellenen auch auf die eine oder andere Überraschung, um das Gesamtwerk aufzulockern. So glänzt beispielsweise 'Blast Furnace' mit ein paar epischen Chorarrangements, während die schönen, getragenen Gitarrenmelodien in der Einführung von 'The Day Is Breaking' den Quorthon-Verehrern unter uns unweigerlich eine wehmütige Träne ins Knopfloch zaubern. Aufsehen erregen auch die eindringlichen, "halb-klaren" Shouts in 'Land Of Dreams', welche erneut den DØDHEIMSGARD-Vergleich untermauern.
So bleibt "Discipline Manifesto" durch und durch traditionell und stiltreu, ohne dabei jemals langweilig zu werden, was doch eine reife Leistung darstellt. Wenn ihr also die norwegischen Mittneunziger für die goldene Ära des Black Metal haltet und noch heute lieber zu Alben wie "The Shadowthrone" und "Kronet Til Konge" greift als zu den jeweils aktuellen Alben jener Bands, dann solltet ihr bei NAER MATARONs neuem Machwerk bestens aufgehoben sein. Ich für meinen Teil freu mich jedenfalls sehr darüber, dass es heute noch Bands gibt, die jenen Stil so überzeugend darbieten.
Anspieltipps: Arrival Of The Caesar, Blast Furnace, The Day Is Breaking, Land Of Dreams
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle