MYGRAIN - Planetary Breathing
Mehr über Mygrain
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Spinefarm (Soulfood)
- Release:
- 27.09.2013
- Incantation
- Waking Up The Damned
- Ambivalentine
- Black Light Supernova
- Dreamscape
- Rats In The Cradle
- Ghost In Me
- Mechanimal Instinct
- The Final Skyline
- Planetary Breathing
Düster-aggressiver Melo Death aus Finnland, mit teils sphärischen Keyboardklängen.<br />
Ein Kollege hat den Sound von MYGRAIN vor zwei Jahren mal in einer Kritik zum selbstbetitelten dritten Album mit dem von SOILWORK oder MERCENARY verglichen, die zur rechten Zeit ähnlich eingeschlagen hätte wie SOILWORK mit "Figure Number Five". Heute, im Jahr 2013, schauen die Finnen mit einem neuen Album vorbei, aber ist alles beim Alten geblieben oder hat sich soundtechnisch was getan im Hause MYGRAIN?
"Planetary Breathing" erscheint einmal mehr auf Spinefarm, wurde - wie schon die ersten beiden Alben - von Janne Saksa produziert und ließ die Fans zunächst etwas stutzig werden, denn ursprünglich sollte die Scheibe schon im Frühjahr erscheinen, wurde aber ohne Angabe von Gründen auf Ende September verschoben. Gewöhnlich bedeuten solche Verschiebungen nichts Gutes. Man präsentierte zwar direkt mit der Ankündigung über die Verschiebung eine erste Vorschau der neuen Songs auf Youtube, trotzdem breitete sich, zumindest bei mir, ein ungutes Gefühl im Magen aus.
Nach einem kurzen (aber drückenden) Intro weckt die Band gleich die Verdammten auf, 'Waking Up The Damned' ist ein zügig donnerndes und aggressives Monster, dessen Highlight ein tatsächlich an SOILWORK erinnernder Refrain ist, in dessen Krawall ganz im Hintergrund am Ende eine Gitarre klagend, verzweifelt aufschreit. Nach der Hälfte wechselt die Geschwindigkeit dann kurz in ein stampfendes Midtempo.
Die Ähnlichkeiten mit SOILWORK reißen im Verlauf nicht ab, vor allem der dritte Track 'Ambivalentine' überzeugt mit viel klarem Gesang, ohne an Wucht zu verlieren. Die Growls wechseln sich hier mit den cleanen Parts gekonnt ab und einem Nebel gleich wabert das Keyboard zwischen Hintergrund und Vordergrund. Das Solo stellt dabei alles, was SOILWORK so in den letzten Jahren veröffentlicht hat, in den Schatten. Alle Soli auf "Planetary Breathing" sind dabei nicht ausufernd und dominant ausgefallen. Sie kommen regelmäßig, nicht ausschließlich im zweiten Drittel zum Einsatz und begeistern durch Spielfreude und Abwechslung. Dazu sind sie technisch absolut einwandfrei gezockt. Überhaupt gibt es an der technischen Versiertheit der einzelnen Künstler (und Eve am Keyboard) nichts zu bemängeln.
'Dreamscape' wurde im Vorfeld mit einer Single inklusive eines (etwas sehr gewöhnlichen) Videos bedacht und könnte eventuell einen falschen Eindruck vermitteln, ein so dominanter Keyboardeinsatz ist nur selten zu finden. Hätte der Song noch klaren weiblichen Gesang, hätte es sich auch um eine AMARANTHE-Nummer handeln können, was nicht zuletzt das Solo untermauert, das schon sehr nach Olof Mörck klingt. Der Vergleich ist aber durchaus positiv gemeint, denn MYGRAIN geht mit einer erfrischenden Art ans Werk und massentauglich ist der Song auch, eignet sich daher vielleicht ganz gut als Single.
Den falschen Eindruck habe ich deswegen erwähnt, weil "Planetary Breathing" vor allem durch ein hohes Tempo und Aggressivität auffällt. Das Problem dabei ist, dass der eine oder andere Song nicht groovig genug ist, um richtig mitreißen zu können. Dann klingt MYGRAIN zwar ganz nett, aber versinkt etwas in Belanglosigkeit. 'Rats In The Cradle' etwa besitzt einen derart öden Refrain, das da schon ein starker Niveauabfall selbst innerhalb des Songs stattfindet. Dieses Loch wird aber mit fantastischen Strophen und einem guten Solo wieder wettgemacht und kriegt so gerade noch die Kurve.
'Ghost In Me' ist (neben dem Titeltrack) der geilste Song der Scheibe. Hier schaffen sie es, mit dem richtigen Einsatz von Keyboards und einem Mix aus Growls und cleanen Vocals eine hervorragende Stimmung zu erzeugen. Dann gehen sie für das Solo extra ein wenig vom Gas und geben der Leadgitarre genügend Raum, um sich kurz wunderbar zu entfalten. MYGRAIN klingt in diesen Momenten nach gut aufgelegten DARK TRANQUILLITY, ohne aber die große Abwechslung und Eingängigkeit zu erreichen. Wenn die Band zu Höhenflügen ansetzt, dann richtig. Die Highlights gehen beinahe sofort ins Ohr, die durchwachseneren Parts sind dafür wirklich arg belanglos geraten.
Das ungute Gefühl war aber letztendlich unbegründet, oder lag an einer etwas älteren Pizza. "Planetary Breathing" macht immer noch nichts grundlegend anders, aber der deutlich besser dosierte Einsatz von Keyboards und Samples lässt das Ding etwas sphärisch-futuristischer erscheinen. Die Refrains sind immer noch wunderbar eingängig, die Strophen krachen gewohnt düster, ja, manchmal richtig bedrohlich. Überhaupt gehen die Finnen aggressiver und frischer ans Werk als noch auf dem selstbetitelten Vorgänger. Mit fast 54 Minuten fällt die Spielzeit außerdem mehr als ordentlich aus, die Scheibe wird nur selten mal belangloser ('Black Light Supernova' zum Beispiel), fängt sich aber relativ schnell wieder und nimmt dann einmal mehr Fahrt auf. Alles in allem machen die Finnen mit ihrer neuen Scheibe eine Menge Spaß.
Anspieltipps: Waking Up The Damned, Ghost In Me, Planetary Breathing
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe