MOON RELAY - Moon Relay
Mehr über Moon Relay
- Genre:
- Experimental / Instrumental
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Fysisk Format
- Release:
- 05.09.2014
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Ein besonderes musikalisches Erlebnis!
Nachfolgende Rezension enthält die Schilderung eines ganz besonderen musikalischen Erlebnisses. Dies sind die Rahmenbedingungen: Ich bin seit Tagen in den Schweizer Alpen unterwegs und ohne Musik, obwohl ich ein entsprechendes Abspielgerät mitführe. Doch dieser scheinbare Mangel führt zu einer ungeheuren geistigen Entspannung. Während meine Kompagnons nun faul am zugegebenermaßen wunderschönen Bergsee in der Sonne rumdösen, erfasst mich ein dranghafter Energieschub und ich beschließe, 600 Höhenmeter nach oben zu steigen, wo sich knapp unter der Dreitausendergrenze eine Berghhütte inmitten prächtiger Gletscher befindet. Ich bewege mich so schnell es geht, denn der Endorphinausstoß knapp an der Schmerzgrenze ist einfach zu gut. Oben angekommen gibt es ein Sturzbier, denn ich beschließe, für den Abstieg zurück zum See Musik zu hören und dazu muss einfach alles stimmen. Ich freue mich auf die Tripelzufuhr Sinnesreize (Schmerzen, Alkohol, Mucke; dazu grandiose Landschaft) und ärgere mich maßlos, dass ich keinen norwegischen Black Metal dabei habe. ENSLAVED, BURZUM, GEHENNA, das wäre jetzt perfekt. Doch das Zeug auf dem iPhone, diverses Prog-Gedöns oder anderes Geeier fetzt mich soeben überhaupt gar nicht. Also muss ich alles auf die große Unbekannte setzen: MOON RELAY. Aha.
Ich steige ab, der Weg ist nicht schwierig, man kann schauen und staunen. Ein stoischer, monotoner, halbsynthetischer Drumbeat eröffnet das Album. Das hat was Unumstößliches, passend zur Landschaft. Eine Gitarre schmettert ein paar abgehackte Anschläge dazwischen. Und es kommen immer mehr Geräusche dazu, undefinierbar, aber effektiv. Die Musik synchronisiert sich mit meinem Schritt und spiegelt sich in den steilen Felsabstürzen in Form eines sich langsam materialisierenden ARCHIVE-artigen Trip-Hop-Beats. Es entsteht die erste richtige Akkordfolge, aber diese ist nicht irdisch, das ist eher extraterrestrisch. Ich bin auf einmal auch extraterrestrisch und der Alkohol fährt mit Macht ins Blut. Die Musik wird soghaft, unheimlich, mächtig, etwas passiert. Mein nigelnagelneues iPhone zeigt statt Songtiteln nur komische Zeichen, hüpft auf "//////L" und das Tempo steigert sich. Flotter Dancefloorbeat, dunkle Reverbgitarren, ich muss schneller laufen, bin außer Atem, die Musik beißt sich fest, kontrolliert, regelt. Gott sei Dank gibt es keine Gletscherspalten hier, sie würde mich am liebsten dort hinein ziehen, sie ist kalt und wirbelnd. Gitarrenschwärme, immer noch clean, attackieren, intensivieren sich. Was für ein Film ist das? Er hört nicht mehr auf, wird immer krasser, schräger, sprudelnder und dann: noch mehr komische Zeichen, dummes iPhone, ein warmer, wohliger Mollakkord. Eine richtige Harmonie!? Der Anfang eines KATATONIA-Songs? Ich bin entzückt. Ein leises Ticken strebt in den Vordergrund und wieder nahen diese außerirdischen Geräusche. Ohhh, jetzt geht's gleich wieder los. Ich kann es jetzt schon spüren. Lautstärke auf Anschlag drehen, das ist nicht mein Wille, das ist ein Befehl der Musik. Mehr komische Zeichen, ein PRODIGY-Beat, nicht mehr so strikt geradeaus, dennoch treibend, der Schweiß trieft mir aus allen Poren. Diese Musik wird langsam immer unmenschlicher, die Gitarre wird missbraucht, ihre Saiten bestraft, ein tongewordenes Desaster, was für kranke Seelen hier werkeln müssen! Aber sehr sehr genial. Jetzt raff ich es auch, Zeichenwechsel sind Songwechsel, die Zeichengewusel sind die Songnamen! Das iPhone ist nicht kaputt! Die Musik schon, aber jetzt fliegt sie. Staubtrockene Stoner-Gitarren fliegen auf einem Elektrobeat-Vehikel in den Himmel. Und sie bleiben dort, denn das Album dümpelt gegen Ende mit doch etwas dezenteren doch nicht minder hirnverbrannten, radiokopfigen Klangspielerein aus. Gott Sei Dank für mich, der Puls war schon über 180, er kann sich jetzt senken. Und da ist auch schon der See wieder. Meine Kumpanen sind schon längst weiter. Weit ist es nicht mehr zum Zielort des Tages und ich habe noch etwas Zeit, nachzudenken über das, was ich gerade erlebt habe.
Dieser Text ist das Endergebnis. Falls ihr nun mehr Infos zu MOON RELAY haben wollt: Ich habe keine. Auf der Facebookseite sind auch nur diese Zeichen. Es bestehen allerdings Gerüchte, MOON RELAY könne aus Norwegen stammen. Was sowas von passen würde. Meinen Hintern würde ich verwetten, dass die Musiker aus dem Black-Metal-Umfeld stammen. Auf jeden Fall war es die richtige Musik zur richtigen Zeit, ein Moment, unersetzbar.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker