MEDLEYJUKEBOX - Tinki Winki Was A Pornstar
Mehr über Medleyjukebox
- Genre:
- Rock
- Label:
- FinestNoiseReleases / Radar
- Release:
- 10.07.2006
- Act 1
- Act 2
- Act 3
Der Titel des MEDLEYJUKEBOX-Debüts führt etwas in die Irre. Auch wenn die Jungs auf den Bandfotos aussehen, als ob sie aus der von Schnullerbacken bewohnten Pop-Punk-Siedlung kämen und somit dem Albumnamen mit affigen Texten gerecht werden könnten: Ihre Musik hat nichts (Pseudo-)Lustiges an sich. Ganz im Gegenteil: Der dreigeteilte, namenlose Song mit einer Spielzeit von fünfzig Minuten, der völlige Verzicht auf Gesang und Verweise auf Kapellen wie THE CANCER CONSPIRACY, GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR, THE MARS VOLTA, PINK FLOYD oder MOGWAI machen klar, dass es die Burschen musikalisch nicht ernster meinen könnten. Und auch nach dem Betrachten des Coverartworks geht der Griff nicht umgehend zu Surfbrett oder Skateboard.
Laut Band sollen die ersten beiden Akte dieses Ungetüms eine Art "postmoderne Rock-Oper" darstellen, wohingegen 'Act 3' zwischen der "ruhigen Attitüde eines Haustiers" und dem "aggressiven Verhalten eines Wolfs" pendelt. Soso, ich verstehe. Nein, eigentlich verstehe ich's nicht. Aber gut. Lässt man diese schön schwurbeligen Umschreibungen schön schwurbelige Umschreibungen sein, ist festzuhalten, dass die stilistischen Unterschiede zwischen den einzelnen Abschnitten nicht sooo gravierend sind. Die Truppe bewegt sich überwiegend in einem Spannungsfeld aus rockigen Gitarren zwischen Hardcore- und Stoner-Riff-Drive, vereinzelten funkigen bzw. jazzigen Einschüben sowie Abspace-Parts und schafft es, die Spannung fast über die gesamte Länge des Mammut-Tracks aufrechtzuerhalten. In einigen wenigen Passagen jammt man sich in die bekiffte Belanglosigkeit, aber ansonsten wird nicht der Eindruck erweckt, ein paar zugedröhnte Studenten würden gerade Anspruch mit aufgeblasenen Arrangements verwechseln. Das wird u.a. auch daran deutlich, dass die Kerle verinnerlicht haben, wie ein Konzeptwerk zu funktionieren hat. Es gibt wiederkehrende Themen, die mal vom Bass und mal von der Gitarre vorgetragen werden, und das Schlagzeug gibt passend dazu noch ein paar schicke Taktverschiebungen vor, so dass für jede Menge Variation gesorgt ist.
Dass MEDLEYJUKEBOX insgesamt noch Raum für Steigerungen lassen, liegt in der Natur des Erstlings (obwohl alle Musiker bereits Erfahrung in überregional aktiven Combos gesammelt haben). Aber "Tinki Winki Was A Pornstar" ist ohne Frage ein respektabler Einstand, und es wäre nicht schlecht, wenn sich ein paar Abnehmer für die Platte finden würden. All jene, die es ausschließlich formatgerecht, vorgekaut und durchgestylt mögen, schickt das Quartett mit folgenden Worten in die Disse: "If u think that stereotypes do work then go **** [das Wort heißt "fuck", Jungs!] yourself!"
Anspieltipp: Was kann das wohl sein?
- Redakteur:
- Oliver Schneider