MAJESTY OF SILENCE - Zu dunkel für das Licht
Mehr über Majesty Of Silence
- Genre:
- Black Metal / Gothic
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Rockshots Records
- Release:
- 25.05.2018
- Der Untergang
- Das Feuer
- Der Zahn der Zeit
- Unerwarteter Besuch
- Endstille
- Dem Engel noch zuhören
- Klangfeind - Neuzeithasser
- Traurige Geschicht'
- Rudi
- Sonne
- Weisse Welt
- Zweiundzwanzig
- Erlösung
- Stille
Außergewöhnlich abschreckend - und außergewöhnlich genial
Ich habe lange überlegt, ob es bei MAJESTY OF SILENCE nun darum geht, mit außergewöhnlichen Kontrasten zu polarisieren, oder ob die eigentliche Intention dieser Schweizer darin besteht, finstere Sounds mit Emotionen zu füllen, die zwischen allen Black-Metal- und Gothic-Klischees eine Daseinsberechtigung haben und letzten Endes eine Wirkung entfalten, die trotz ihres polarisierenden Charakters extrem mitreißend ist. Und tatsächlich: die zweite Variante gefällt mir hier wesentlich besser.
Was die Band auf ihrem aktuellen Silberling kredenzt, ist ein absoluter Grenzfall, der jedoch künstlerisch solch hochwertiges Niveau hat, dass man ihn auch nur als solchen bewerten darf. "Zu dunkel für das Licht" ist eine rasante Achterbahnfahrt zwischen bisweilen mechanisch anmutendem Black Metal und monumentalen Gothic-Sounds im Stile von LACRIMOSA, mit denen MAJESTY OF SILENCE nicht nur einmal in den Ring steigt. Die Songs sind melodisch, sie sind melancholisch, sie folgen depressiven Motiven, klingen plötzlich wieder euphorisch und gehen dabei von einem Kontrast in den nächsten über, ohne dabei wirklich Wert auf die dabei entstehenden Effekte zu legen. Denn auch wenn der Mix aus CRADLE OF FILTHscher Düsterromantik und modernem Schwarzmetall jederzeit genau solche Effekte aufruft, ist die Hascherei nach dergleichen nicht das Leitmotiv der Eidgenossen. Doch bis man wirklich mal an den Punkt kommt, an dem man das realisiert hat, ist schon eine Menge Zeit vergangen.
Und so kommt es, wie es den ersten Erwartungen zufolge eigentlich nicht kommen sollte: MAJESTY OF SILENCE kreiert ein Black-Metal-Musical, das so weit vom Kern des rauen First-Generation-Sounds entfernt ist, dass man die Authentizität einer Genre-Vertretung, wie es die Schweizer zumimndest musikalisch sind, gerne in Frage stellen möchte. Doch die emotionale Gedankenreise durch Licht und Schatten beantwortet jede zweifelnde Frage sofort, sucht ständig nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten und ist schließlich ein Best-of des aggressiveren Gothic Metals, dessen einziges Manko darin besteht, dass der Schlagzeugsound relativ steril klingt.
Doch sonst: herliche Melodien, viele hymnische Komponenten, finstere Gefühlswelten in ihrer ganzen Vielfalt, eine herausragende Vokal-Performance, Stimmungswechsel am laufenden Band und eine Risikobereitschaft, die gerade wegen ihrer vielen polarisierenden Inhalte ihresgleichen sucht. "Zu dunkel für das Licht" wird bei weitem nicht jedem schmecken, doch wenn man sich auf den Prozess einlässt, den seine Schöpfer hier initiieren, wird man mit einem wahnsinnig vielseitigen, in sich stimmigen und musikalisch tatsächlich hervorragenden Album belohnt, das dann auch noch quantitativ alle Wünsche erfüllt. Ganz ehrlich: So stark hat man aggressive und zeitgleich theatralische Finsterkost eigentlich noch nie erleben dürfen!
Anspieltipps: Der Zahn der Zeit, Endstille, Dem Engel noch zuhören, Klangfeind - Neuzeithasser
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes