LüFTNER, KAI & KLABAUTERBAND - Rotz'n'Roll Radio
Mehr über Lüftner, Kai & Klabauterband
- Genre:
- Kinder Core/ Universal Blödsinn
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- DAV Audio Verlag
- Release:
- 01.03.2014
- Super-Junge
- NEE (mit Bürger Lars Dietrich)
- Was so alles doof ist
- Furzipus, der Knatterdrachen (mit Simon Jäger)
- Du bist wie du (mit Tetje Mierendorf
- Jeburtstach
- Für immer (mit Kiki Brunner)
- Unfallanziehungsfaktor
- Kotze-Katze (mit Gero "Stumpen" Ivers)
- Weißt Du, wie das is? (mit Tanja Geke)
- Kacke sagt man nich
- Müssen (mit Anna Thalbach)
- Sehnsucht nach Westen
- Schlaflied
"Kacke sagt man nicht, und auch nicht Furz, Popeln ist nicht ok, auch nicht kurz!" - Dann schauen wir eben mal länger hinein, in dieses Kinder-Album des Jahres 2014!
Kai Lüftner, bevor Du irgendetwas sagst: Ja! Hellblau auf powermetal.de? Gar nicht so selten, aber natürlich auffällig. Und absolut gerechtfertigt.
Zeit der Rückblicke, wie schrecklich. Wenn ich in mich höre, welche Musik, welche Platten mir 2014 am tiefsten ins Gedächtnis gerutscht sind, sich am einprägsamsten da hinten im Kindskopp festgehakt haben... ja, dann treffe ich ganz schnell auf dieses wundervolle Album. Was als allererstes genannt werden muss: mit "Rotz'n'Roll Radio" hat Kai Lüftner erwiesen und bewiesen, dass er die Kinder als Zuhörer sehr sehr ernst nimmt, auch wenn in der Fülle natürlich viel Schnulli und Blödsinn unter den fast dreißig Stücken und Stückchen ist. Da sage ich: Na und? Gut so!
Der Mann aus Berlin, der rein äußerlich seine Verbindung zu der auf dieser Webseite hauptsächlich angesprochenen Klientel beweist, hat als Kinderbuchautor, Sänger, Komponist und auch als Café-Besitzer seine Welt beobachtet, gestaltet und lässt uns verkniffene Erwachsene endlich daran teilhaben. Glücklicherweise. Denn der ausgestreckte Zeigefinger, den viele Kindermusik-Arrangeure leider im eigenen Gesäß stecken haben, lässt die übergroße Mehrheit der Angebote ganz und gar nicht locker werden. Da muss man schon lange suchen: Toni Geiling, Gerhard Schöne, Felix Janosa fallen mir da ein... dann wird’s eigentlich bald richtig dunkel. Fast bekommt man den Eindruck, dass die feige falsche Schlagerindustrie hinter den vielen vielen lieblosen Schmierigkeiten zu stecken scheint, die da auf unsere kulturelle Zukunft losgelassen werden.
Als Radiosendung getarnt – wie es auch der Ritter Rost mit seinem Radio Schrottland tut – folgen hier ausnahmslos sehr feine, durchgeknallte, skurrile, bekloppte, ernste, vorwerfende, demaskierende, fäkalienzentrierte und tanzbare Liedlein. Sämtlich sind sie hervorragend instrumentiert. Zu Beginn gibt es einen grandiosen Ska-Aufzug, der Unfallanziehungsfaktor dubbert bassbrummig, es jazzt die selbstzweifelnde dicke Posaune, Furzipups, der Knatterdrachen, swingt vor sich hin, mit dem Potsdamer Berufsspaßmacher Bürger Lars Dietrich gibt es das Nee!-Duell, das Jeburtstachsständchen sollte in allen Kitas dieses Landes zum festen Repertoire gehören.
Die ruhigen Momente dieses Schatzes drücken einem die kleinen Wehmutsklöschen in den aufgekratzten Hals, wenn über den Verlust eines geliebten Freundes gebarmt wird oder in reinster Brecht-Weill-Manier die Arroganz der Erwachsenenzeitenwelten gegenüber der kindlichen Erwartung angegriffen wird. Übrigens von Frau Anna Thalbach höchstpersönlich. Und überhaupt: Jürgen von der Lippe, Oliver Kalkofe tauchen immer mal wieder auf, um Sinnfreies zu reden oder Witze aus der Sparte "Oooch Neee!" von sich zu geben. Tanja Gekes Beitrag 'Weißt Du wie das ist?' hat das Hitpotential für eine Hitradiokarriere, inklusive dem punkigen Outro, was dann viele Regiocast-Zombies aus den Sesseln treiben würde.
Also nichts ist mit Sozialpädagogengeplärre, welches über einer schmuddeligen, vorprogrammierten Drumlinie seinen tiefstinfantilen Erwachsenenstumfpsinn verpackt. Da gibt es die 'Kotze Katze' Karolin, die von KNORKATOR-Terror Stumpen und Buzz Dee intoniert wird und die Therapeutenkittel vollreihert, der Superjunge, der nämlich gar nicht so super ist und die Kacke am Schuh wird philosophisch aufgearbeitet: "Kacke sagt man nicht! -"Warum denn nicht?" - "Weess ick doch nich!" Nachdem sich noch ein Häuptling Drecksocke durch die Kinderzimmerwüste gepfiffen hat, folgt... wir ahnen es bei dieser Stilbreite bereits: der Einschlaf-Doom. Es knistert im digital erzeugten Kamin, die IKEA-Regal-Trolle vertreiben die Nachtigallen und ein väterliches Ambient-Brummen setzt ein, welches jeden Praxis-Einschlaftest locker besteht.
Ja, es hat auch seinen tiefen Sinn, dieses Kleinod der Kleinkunst für die Kleinen und deren Regierungen hier kurz vor Weihnachten zu beleuchten: Eltern, Großeltern, Freunde der Alleinerziehung: Kauft dieses Album, ungehört und im Vertrauen. Eure Rotzpopel, Großfressen und Herzstückchen werden es Euch lebenslang danken! Eins, Drei, Sieben, Vier, Fünfzehn... Zehn Punkte!
P.S. Ausserdem empfehle ich dringend den Genuss der dazugehörigen Videos, deren Verlinkungen sich in dieser Euphorieausschüttung hier oben befinden!
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben