LUCIFER WAS - The Divine Tree
Mehr über Lucifer Was
- Genre:
- 1970er Prog- / Hard Rock
- Label:
- transubstance Records / Record Heaven
- Release:
- 30.05.2007
- The Divine Tree
- Determination
- On Earth
- Almost Home
- The First Mover
- Crosseyed
Nachdem ein erster Anlauf Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger sich im Sande verlaufen hatte, reformierten sich LUCIFER WAS vor zehn Jahren und entwickelten ihren schon damals von Bands wie BLACK SABBATH, BLACK WIDOW und COVEN inspirierten Ansatz weiter. Ende Mai diesen Jahres erschien ihr jüngstes Album "The Divine Tree", das sich je nach Standpunkt und Generationszugehörigkeit unter den Rubriken Classic Rock, Hardrock, oder auch Heavy Metal einordnen ließe. Die Bluesrockwurzeln scheinen hie und da noch durch, ein wenig stärker sogar als das bei vielen anderen dem Sound der Siebziger Jahre verbundenen Kapellen der Fall ist.
Nach dumpfbackenem Retro-Muckertum, zweitem Aufguss, oder gar Abkupferei, klingt ihre Musik freilich nicht. Die Bassläufe sind auf authentische Weise das, was vor dreißig Jahren noch locker als heavy durchging, die Melodien getränkt in den guten alten Hammond-Sound, und die Gitarrenarbeit, welche das ganze zusammenhält und zu einem meist stetigen Beat vorantreibt, vor allem eins: Absolut flüssig. In Eintracht damit stelle man sich eingängigen, harmonischen Gesang vom Schlage DEEP PURPLE oder RITCHIE BLACKMORE'S RAINBOW vor. Diesen beiden Bands kommen die Osloer bei aller Eigenständigkeit auch noch am nächsten. Ebenso flüssig eingebunden sind die trillernden Flötentöne, welche die trotz des schweren Grooves noch smooth rollenden Songs hier und da ergänzen.
Was uns natürlich zurück zu den eingangs erwähnten BLACK WIDOW und deren progressiv folkloristischen Einflüssen in Songs wie 'The Gypsy' führt. Im Ergebnis klingt die Musik von LUCIFER WAS sehr beseelt, was nicht zuletzt am - und dies kann man gar nicht zu arg betonen: - flüssig gleitenden Spiel der führenden Stratocaster liegt, bei welcher ein Bottleneck zu besonderem Einsatz kommt. Dem Höreindruck ihrer dicht gewebten Klangteppiche nach zu urteilen, haben LUCIFER WAS eine enge Bandchemie entwickelt, so dass man sich kaum vorstellen kann, dass zwischendurch über zwanzig Jahre lang Pause gewesen sein soll. Wer auf leicht psychedelisch angehauchten, melodischen Hardrock mit folkloristischen Einflüssen und gediegenen solistischen Einschüben abfährt, sollte "The Divine Tree" zumindest ein Ohr leihen.
Besonders markante Songs, und damit auch ausgewählte Anspieltipps, sind das freiheitlich positiv stimmende 'On Earth' (ein wahres Glanzstück, und mit läppischen fünf Minuten zugleich das kürzeste der hier vertretenen Stücke), das etwas härtere 'The First Mover' (welches in meinen Ohren als einziges Stück der Platte einige Längen aufweist), sowie der episch wogend angelegte Elfminüter 'Crosseyed' (halbakustisch, abwechslungsreich, und schlichtweg bezaubernd). Der letztgenannte Song erinnert in seinen balladeskeren Momenten gar an die gelungensten Momente der SCORPIONS, ohne sich freilich auf deren musikalischen Horizont zu beschränken. Der Titelsong 'The Divine Tree' greift diverse Fäden auf, die von so unterschiedlichen Bands wie BLACK WIDOW, DEEP PURPLE, THE DOORS und THE TEA PARTY hinterlassen wurden, und verflicht sie zu etwas Zeitlos Neuem. 'Determination' mischt dem typischen LUCIFER WAS Sound noch etwas mehr Bluesgefühl bei, und 'Almost Home' verfällt in einen etwas schwerfälligeren Groove, der fast schon karawaneske Eindrücke hinterlässt. Alles in allem ist "The Divine Tree" also eine durchweg runde Sache, obschon LUCIFER WAS sich nicht zur Neuerfindung des Rades bemüßigt fühlten.
Anspieler: On Earth, The First Mover, Crosseyed.
('On Earth' kann von der MySpace-Seite aus kostenlos heruntergeladen werden.)
- Redakteur:
- Eike Schmitz