LOST SOUL - Immerse in Infinity
Mehr über Lost Soul
- Genre:
- Progressive/Technical Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Listenable Records (Soulfood Music)
- Release:
- 12.03.2010
- Revival
- Personal Universe
- ...If The Dead Can Speak
- 216
- One Step Too Far
- Breath Of Nibiru
- Divine Project
- Simulation
Nachglühen einer Supernova im Underground.
Manche Bands wollen um jeden Preis NICHT auffallen. Anders als mit Mimikry kann ich es nicht erklären, wieso selbst mir, die musikalisch nicht gerade mit allen Wassern gewaschen ist, bereits gefühlte 5 Bands unter die Augen gekommen sind, die LOST irgendwas heißen. Dieser Umstand, verbunden mit der Tatsache, dass viele Talente der polnischen Extreme-Metal-Szene leider nie aus dem Schatten ihrer großen Vorbilder treten, macht mich stutzig.
Denn dadurch läuft einmal mehr ein Komet aus dem Asteroidengürtel unseres östlichen Nachbarlands Gefahr, unerkannt zu verglühen, so hell er auch strahlen mag. Obwohl sie sich LOST SOUL nennen, kredenzen die Polen progressiven, verspielten Technical Death Metal mit soviel Seele, wie ich ihn schon lange nicht mehr erlebt habe! LOST SOUL waren seit den düsteren Anfängen dabei: Im selben Jahr gegründet wie BEHEMOTH, ließen sie den Underground in den Neunzigern mit einigen Demos und Splits erbeben, ehe sie nun mit "Immerse In Infinity" ihr insgesamt viertes Langeisen auf den Tresen knallen. Und was für eines!
Progressive Death ist alles, nur nicht eingängig? Denkste! LOST SOUL führen in schwindelerregender Höhe technisch mehr als sicher einen Balanceakt zwischen Komplexität und Catchyness aus, dass man nur mit der Zunge schnalzen kann. Geblaste und Gefrickel gehen Hand in Hand, dem verkopften Genre wird mit Direktinfusion neues Leben eingehaucht. Mehr noch als die technische Versiertheit begeistert allerdings der Esprit, mit dem das Quartett musiziert: Eine Idee geht in die andere über, zusammengeschweißt mit viel Leidenschaft. Hier ist nichts beliebig, sondern die Kompositionen wirken liebevoll bis ins kleinste Detail durchgetaktet und bieten auch beim zigsten Durchlauf noch genug zum Entdecken - wobei eine Platte mehrmals hören zu wollen bei komplexen Genres schon keine Selbstverständlichkeit ist.
Diese stramme Eingängigkeit, der sich kein Metallerohr erwehren kann, beweisen LOST SOUL mit dem brutalen Stampfer 'If The Dead Can Speak', dem traditionellsten Todesbleistück der Platte. Davor zündeten sie in 'Personal Universe' bereits ein rasantes Inferno. Doch es gibt auch Atempausen, wie in dem etwas gedrosselten, abwechslungsreichen 'Breath Of Nibiru'. Beim epischen 'Divine Project' darf wieder gefeiert werden. Einzelne Songs zu bewerten bringt bei "Immerse In Infinity" aber wenig, da es in seiner Gesamtheit ein rundum gelungenes Album ist, das alle Spielarten modernen Death Metals gekonnt ausreizt. Eine Platte zum Immer-Wieder-Auflegen, das nicht verloren gehen sollte.
Anspieltipps: Alles.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Regina Löwenstein