LOITS - Legion Estland
Mehr über Loits
- Genre:
- Black/Extreme Metal
- Label:
- Ledo Takas Records
- Release:
- 25.07.2003
- Vanade Leegionäride Laul
- Terasvanne
- Furor Aesticus
- Demon's Night
- Raiugem Ruunideks
- Tuleristsed
Mit dieser EP begeisterten LOITS die Metalfans in Estland: "Legion Estland" wurde dort 2003 zum besten Metal-Album gewählt.
Selber bezeichnen sie ihre Musik als national-romantischen Extrem-Metal. In der Tat wirkt ihr Auftreten in Uniform etwas zwiespältig. Im Songbook steht, dass sie ihre Musik "jenen Soldaten, welche im Zweiten Weltkrieg in deutscher Uniform für ein freies Estland und gegen den Roten Terror kämpften", widmen. In ihren von Krieg und nordbaltischen Mythen inspirierten Texten bringen sie ein Gefühl tiefster innerlicher Verbundenheit mit diesen Gefallenen zum Ausdruck. Dementsprechend spielen die fünf jungen Musiker in ihrem gesamten künstlerisches Konzept mit schwarz-weißer Kriegsästhetik.
Auf ihrer website heißt es sogar: "Loits is a wakening for Iron Youth, Loits is call to join the ranks of Legionaires, Loits is everything what judeo-christianian democracy is not. Loits is Estonian National Pride. Join the Force, sign your name! " Hetzrufe gegen jüdisch-christlich-demokratische Werte, alles über einen Kamm geschert, lassen darauf schließen, das die Jungs und Mädels von LOITS in der Schule wahrscheinlich nie eine Geschichtsstunde besucht haben.
Solch simplifizierende Geschichtsverfälschung gepaart mit Gefühlen extremer Natur will ich eigentlich nicht unterstützen. Es ist das alte Problem: Enthusiasten, wohin auch immer die Begeisterung schlägt, sind auch für ihre Kunst Feuer und Flamme. Bei aller moralischen und ethischen Ablehnung, kann ich die Tatsache nicht leugnen, dass mir die Musik von LOITS verdammt gut gefällt. Vor allem, weil sich diese Band einen ganz unverwechselbaren Stil zugelegt hat, zwischen Black Metal, Rock 'n' Roll und Folk. Auf der einen Seite klingen LOITS damit noch richtig urig und dreckig, auf der anderen Seite kreieren sie einen ähnlich massiven Sound wie neuere norwegische Metalbands a la KHOLD und legen viel wert auf eine gute Produktion. Dazu gesellt sich die unterirdische Stimme von Gitarrist und Sänger Lembetu, der die Band 1996 gründete. Absolut true keift, brüllt und gurgelt er sich durch die Songs, gegebenenfalls könnte er auch Graf Dracula synchronisieren.
Ironischerweise schwebt über der extremen Ausdrucksform von LOITS ein Geist von Gelassenheit und Experimentierfreude. So kommen in elegisch-melodiösen Songs wie 'Vanade Leegionäride Laul' Posaunen und Akkordeon zum Einsatz. Marschmusiken und Soldatengesang, Rotorenlärm und Gewehrfeuer werden zum perfekten Intro für ein düster rotzig-rockendes 'Furor Aesticus', das auf einmal durch den plötzlichen Einsatz eines skuril piepsenden Keyboards ganz fröhlich klingt. Dagegen ist 'Demon's Night' eine astreine Trash-Black-Granate. Hier covern LOITS ihre Landsmänner THARAPHITA. In 'Raiugem Ruunideks' mengt sich eine chillige Trompete zwischen die dreckigen Gitarren. Zu guter Letzt verirrt sich sogar ein "Clockwork Orange"-Sample in einen neuen Song mit dem Titel 'Tuleristsed', der mit seinem treibenden Beat und dezenten Keyboards bestens als Soundtrack für einen David-Lynch-Film geeignet wäre. Der perfekte Song für eine nächtliche Geisterfahrt auf einem Freeway, die mit einem dämonischen Lachen und Kugelhagel endet.
LOITS beweisen mit dieser EP, dass sie über ein unwahrscheinlich großes musikalisches Potenzial und Kreativität verfügen. Von dieser Band wird noch zu hören sein. Ich kann "Legion Estland" jedenfalls nur schwer wieder aus meinem Player nehmen. Die Scheibe macht süchtig!
Anspieltipps: Vanade Leegionäride Laul, Demon's Night, Tuleristsed
- Redakteur:
- Wiebke Rost