LEONS MASSACRE - Dark Matter
Mehr über Leons Massacre
- Genre:
- Deathcore / Nu Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Noizgate Records
- Release:
- 08.05.2015
- This Earth Is Priceless
- Exposed Media
- Our Darkest Days
- Pestilence
- Unslave The World
- Sleepers
- Bound Together
- Humans Killing Humans
Wächst auch zusammen, was nicht zusammen gehört?
Im Bereich härterer Popmusik (oder seichterer Rockmusik, wie man's nimmt) gab es in den vergangenen Jahren zahllose Versuche, unterschiedliche Genres unter einen Hut zu kriegen – und ein großer Teil dieser Versuche darf als gescheitert betrachtet werden. Entweder passten die Ingredienzen einfach nicht zusammen, oder es entstand ein verwässertes Mainstream-Produkt, das keinen Fan der jeweiligen Sparten zufrieden stimmen konnte. Die Österreicher LEONS MASSACRE sind nun schon eine Weile im Geschäft und rühmen sich einer ambitionierten Crossover-Mixtur aus Hardcore und Nu Metal. "Dark Matter", das aktuelle Album unserer südlichen Nachbarn, zielt allerdings trotz mächtig Dampf im Kessel großteils ins Leere.
Deathcore mit Rap-Einlagen, Elektro-Effekten, Emo-Gesang und poppigen Refrains – eine solche Mischung ist mir tatsächlich bislang noch nicht untergekommen. Und die Songs auf "Dark Matter" sind für sich genommen auch nicht schlecht: Satte Grooves, modisches Downbeat-Gemetzel, eine Produktion mit Schmackes, abwechslungsreiches Songwriting – die Grundvoraussetzungen scheinen zu passen. Ein großer Pluspunkt ist auch die Routine, die sich die Herrschaften aus dem Alpenland im Lauf der Jahre angeeignet haben; die Erfahrung kommt den Kompositionen deutlich zugute. Dennoch erleidet das Quintett aus der Steiermark beinahe Schiffbruch mit seiner Mischung, weil sich die einzelnen Bestandteile nur selten reibungslos ergänzen und die Songs daher größtenteils Stückwerk bleiben. Es gibt immer wieder spannende Momente – der amtlich headbangtaugliche Groove des Openers 'This Earth Is Priceless', der flotte Antrieb von 'Exposed Media', das eingängige Thema von 'Our Darkest Days' -, doch dann stolpert man immer wieder über längst abgedroschene Stilmittel und deren eher bemühte Zusammensetzung. Will jemand heute wirklich noch mäßiges Fred-Durst-Gerappe hören, wenn er sich eine amtliche Ladung Deathcore-Prügel reinpfeifen will? Sind süßliche Gesangseinlagen in Abwechslung mit heiserem Gebrüll nicht eine schon seit Jahren völlig ausgenudelte Nummer zahlloser langweiliger Metalcore-Klone? Dem Mainstream-Publikum dürfte "Dark Matter" immer noch viel zu hart sein, Freunde härterer Klänge werden von den popmusikalischen Elementen mehrfach abgeschreckt. Es bleibt also ein etwas diffuser Brei aus ordentlich bretzelnder Neo-Metal(core)-Instrumentalarbeit und deutlichen Kontrasten (vor allem in Sachen Vocals), der immer wieder aufhorchen lässt, letztlich aber niemanden so richtig zufrieden stellen will.
Vielleicht werden Fans der aktuellen Trancecore-Welle und deren Blödel-Vertreter Marke ESKIMO CALLBOY mit LEONS MASSACRE noch glücklich, oder Anhänger der ebenfalls seltsam mutierten EMIL BULLS. Doch wer heutzutage noch auf harten Breakdown-Stoff steht, der seinen Zenit eigentlich schon längst überschritten hat, sollte – je nach gewünschtem Härtegrad – lieber bei EMMURE, den CONTINENTS oder GIDEON bleiben. Punkte erhält LEONS MASSACRE für eine gute Produktion, eine routinierte Performance und den Mut fürs Unkonventionelle. An mir zieht "Dark Matter" allerdings mit Macht vorbei und wird daher wohl ein einmaliger Gast in meiner Stereoanlage bleiben.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause