LAUTSTAERKE - Vom Morgen danach
Mehr über Lautstaerke
- Genre:
- Alternative / Pop / Rock
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- NRT Records
- Release:
- 18.02.2022
- Hilf mir
- Vom Abend davor
- Nie wieder
- Nichts zu verlieren
- Egal
- Für dich
- Unmagnetisch
- Lautstaerke
- Nebel
- Storys von vorgestern
- Vermissen
- Stimme des Volkes
- Gemeinsam untergehen
- Indien
- Kunst
- Neulich
- Feuer
- Bis bald
- Zärtlich sein
- Fliegen
- Sommer deines Lebens
Radiotauglicher Pop-Rock im Punk-Kostüm.
Wenn eine Band wie die Euskirchener LAUTSTAERKE mir politischen und solzialkritischen Punkrock verspricht, bin ich als Musikliebhaber, der mit Melodic Hardcore der Marke IGNITE und RISE AGAINST oder Klassikern wie BAD RELIGION aufgewachsen ist, sofort mit an Bord. Vorweg sei aber direkt gesagt, dass es sich beim dieser Tage erscheinenden "Vom Morgen danach" nicht um einen neuen Langspieler handelt, sondern eine Deluxe-Auflage des gleichnamigen Silberlings, der im vergangenen Jahr bereits in Eigenregie erschienen ist und nun von NRT-Records erneut aufgelegt wird. Ein wenig Bonusmaterial wurde hierfür ebenso aufgenommen, doch widmen wir uns zuerst dem regulären Teil des Albums.
Dieser beginnt musikalisch erst einmal mit einem Schlag vor den Kopf, denn mit Punkrock haben die abgehackten Djent-Riffs und dünnen Gitarrensounds hier überhaupt nichts zu tun. Entsprechend passt der Titel 'Hilf mir' eigentlich ganz gut, denn genau dieser Gedanke schießt mir beim "Genuss" des Openers durch den Kopf. Glücklicherweise sind 'Nie wieder' und 'Nichts zu verlieren' dagegen dann durchaus gefällige Pop-Punk-Nummern mit eingängigen Refrains und guter Gitarrenarbeit, die sich grob im Fahrwasser von DIE ÄRTZE und den TOTEN HOSEN einfinden. Wirklich packen können mich aber auch diese beiden Kompositionen nicht, auch wenn ich nicht direkt lokalisieren kann, warum mich der Sound des Fünfers nicht so richtig mitreißt.
Glücklicherweise bekommen die Jungs zur Mitte der Scheibe hin aber doch noch die Kurve. 'Egal' ist der erste Volltreffer und punktet mit einem richtig starken Refrain, während 'Unmagnetisch' und die Bandhymne 'Lautstaerke' ebenfalls direkt ins Ohr gehen und sich dort auch flott festbeißen. So muss deutscher Pop-Punk in meinen Ohren klingen, auch wenn mir selbst hier noch ein bisschen die Rotzigkeit fehlt, die sich Kollegen wie MASSENDEFEKT trotz allem Pop-Appeal immer bewahren. Wo wir gerade von Ecken und Kanten sprechen, die für mich ein integraler Bestandteil des typischen Punksounds sind: Selbige gehen nach dem zwischenzeitlichen Hoch gegen Ende der Platte hin komplett verloren und der Fünfer verrennt sich zusehends immer mehr in recht belanglosen Pop-Melodien, die ich so auch im Repertoire eines austauschbaren deutschprachigen Popstars vermuten würde, die in den letzten Jahren ja so zahlreich die Radio-Rotation bevölkern. 'Vermissen' ist beispielsweise eine richtig kitschige Ballade, 'Feuer' könnte in Teilen auch von PUR stammen und mit 'Zärtlich sein', 'Fliegen' und dem Rausschmeißer 'Sommer deines Lebens' (die beiden letztgenannten sind übrigens Bonustracks auf der Neuauflage) überschreiten die Euskirchener dann endgültig den Jordan in Richtung musikalischer Belanglosigkeit und zahnlosem Pop-Rock.
Bitte versteht mich nicht falsch, handwerklich haben die Jungs einiges drauf, ein paar Hits finden sich in der Mitte der Scheibe auch und wer sich Radio-Pop mit ein bisschen mehr Gitarren wünscht, der wird auf "Vom Morgen danach" viel neues Futter finden. Mit Punkrock hat das alles hier aber nichts zu tun, weswegen die Platte sich für jemanden wie mich, der die eingangs erwähnte musikalische Sozialisation genossen hat, auch maximal als belanglose Hintergrundbeschallung eignet.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs