LATE NIGHT VENTURE - Tychonians
Mehr über Late Night Venture
- Genre:
- Post Rock/ Psychedelic/ Post Metal/ Shoegaze
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Colossal
- Release:
- 20.11.2015
- Stjerneborg
- Nebula
- Moon Shone On White Rock
- Halo Orbit
- Revenge Motif
- Praha
Vertonte Astronomie.
Letztens erst konnte ich in einem bitterkalten Kopenhagen die Stimmung dieser Stadt einsaugen. Ja, bittereisekalt war es dort, die oftmals zunächst reservierten, aber freundlich-offen wirkenden Einwohner haben viel viel Himmel über sich. Es herrscht Platz zum Zusammenstehen, aber auch Ausweichen, kaum gibt es Protzbauten, ein Gebot, was nur von den gängigen Hotel-Welt-Ketten missachtet wird. So bleibt dem Kopenhagener viel Luft und Blick und Raum. Kühles Design besteht neben geschichtsbesoffenen Bürgerhausmauern. Viele Zwischenfarben, viele Nuancen, versteckt aber sehr präsent in der Gemeinschaft.
Und der Musikszene dort ist das auch anzumerken. Keineswegs von einer strukturellen Engstirnigkeit eingeengt, tummelt sich dort eine sehr breite Musikszene, variieren die Keller, die Clubs und Musikkneipen zwischen Reggae, House, Classic Hardrock und derbstem Hardcoreabend. LATE NIGHT VENTURE, ein Fünfer aus der dänischen Hauptstadt, ist im Bereich des Postrock, der psychedelischen Himmelszeltvertonung anzutreffen. Dunkle, weiche, tiefe Flächen in Gestaltung von Cover, Bandfotos und natürlich auch in den großteils rein instrumental gehaltenen Stücken. Stolz angelehnt an "ihren" Dänen Tycho Brahe, einen sehr bekannten, progressiven Adligen und Astronomen des 16. Jahrhunderts, ist das nunmehr dritte Langspielalbum eine Hommage an diesen schlauen Sternenseher geworden. Denn die fünf Dänen sind "Tychonians". Und auch motivisch sind die sechs Stücke sehr eng an die Geschichte des Tycho Brahe angelehnt.
Ein post-psychedelisches Konzeptbrausen sozusagen. In Prag beispielsweise ist der Mann, auf den viele Dänen stolz sind, 1601 gestorben, in Stjerneborg hatte der Mann ein größtenteils unterirdisch verlaufendes Observatorium gebaut, den Halo Orbit, ein Begriff aus der jüngeren Physik-Geschichte. Und genauso periodisch, genauso aufgespannt wie ein Uhrwerk, vollzieht sich hier ein Stück nach dem anderen. LATE NIGHT VENTURE lässt sich eben jene Zeit, um auszuholen, zu verwerfen, zu verschwinden und wieder anzulaufen. Gehauchte und verzerrte Mittelwellengesänge tauchen auf, die Gitarrenfront verwelkt niemals und innerhalb dieser Stücke werden die möglichen Lücken im Klang schon von Beginn an gar nicht erst zugelassen. Ein feiner Soundtrack zum Gebildesuchen in diesem weiten Himmel.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben