LACRIMOSA - Fassade
Mehr über Lacrimosa
- Genre:
- Gothic
- Fassade - 1. Satz
- Der Morgen danach
- Senses
- Warum so tief?
- Fassade - 2. Satz
- Liebesspiel
- Stumme Worte
- Fassade - 3. Satz
Nach der doch relativ soften Singleauskopplung "Der Morgen danach" hatte bestimmt nicht nur ich ein Album der eher romantischen Art im Stile des Vorgängers "Elodia" erwartet. Was nur bedingt stimmt, denn was LACRIMOSA da mit "Fassade" auftischen, ist eine eine Mischung aus zweierlei: Zum einen eine Fortführung der "Elodia"-Thematik, zum anderen eine harsche und anklagende Kritik an der Gesellschaft, eingewoben durch die drei "Fassade"-Sätze, die als eine Art Grundgerüst des Albums fungieren.
Dazu haben Tilo Wolff und Anne Nurmi wieder ein eindrucksvolles Sammelsorium an musikalischer Unterstützung aufgefahren: Neben ihrer (Live-)Band, dem Deutschen Filmorchester Babelsberg, der Spielmann-Schnyder Philharmonie und dem seit dem 97er-Album "Stille" fast schon zum Inventar gehörenden Rosenberg Ensemble treten außerdem ein knappes Dutzend Solisten auf - das Ergebnis schlägt sich in einer unglaublichen Komplexität und perfekten Arrangierung des Gesamtwerks nieder.
Mit "Fassade - 1. Satz" werden auch gleich alle Register gezogen: wuchtig bahnen sich düstere Orchesterpassagen und bombastische Chöre ihren Weg ans Tageslicht und beflügeln Wolffs wie aus dunklen Kellern stammenden Einleitungsschrei: "Schaut mich nicht an, ich bin kein Tier!" Zusammen mit dem ähnlich gehaltenen "Fassade - 3. Satz" entsteht so ein druckvoller Rahmen um das Album, der nicht zuletzt obschon seiner beklemmenden Intensität beeindruckt.
"Der Morgen danach", thematische Brücke zu "Elodia" und Vorabauskopplung, verschafft durch seinen verglichen mit dem ersten Stück fast schon unbeschwerten softrockigen Charakter einen entspannenden Kontrast, gefolgt von einer Überraschung seitens Anne Nurmi: Das stark an das auf der Singleauskopplung enthaltene "Vankina" erinnernde "Senses" beweist auf ein Neues, dass der Dame diese Art des schwerelosen Ethno-Gesangs liegt - Anspieltip!
Mit "Warum so tief?", dem man ebenfalls eine gewisse Ähnlichkeit mit dem auf der Single befindlichen "Nichts bewegt sich" nachsagen kann, geht es weiter auf die Schiene der getragenen Nachdenklichkeit, bevor mit dem rein klassisch gehaltenen "Fassade - 2. Satz" ein weiterer Anlaufpunkt der Gesellschaftskritik erreicht wird - erstaunlich, welche hohen Stimmlagen Tilo hier erreicht.
Totaler Umbruch bei "Liebesspiel": Fußend auf einem kernigen Metal-Riff geht es hier textlich für LACRIMOSA-Verhältnisse mit der direkten Umschreibung eines Liebesaktes ungewohnt anzüglich und hart zur Sache; das unerwartet im Refrain auftauchende Oboenspiel setzt noch einen weiteren Exotik-Aspekt drauf. Mit der Zeit erschließt sich zwar auch dieses Stück dem Hörer, doch wird es wohl trotzdem zwiespältige Meinungen hervorrufen.
"Stumme Worte" lässt mit Klavier und Streichensemble Verzweiflungsgedanken freien Lauf , um schlussendlich das Album im letzten "Fassade"-Satz enden zu lassen - der oben angesprochene 'Rahmen' schließt sich...und beginnt von neuem.
Es ist schwierig, "Fassade" in Worte zu fassen, einen angemessen Eindruck dürfte wohl nur ein Probehören der Platte vermitteln. Aber sicher ist: Fans und Interessierte werden nach dem Genuss des Albums ihr Herz noch stärker an LACRIMOSA ketten, während Kritiker der Band wohl weiterhin die kalte Schulter zeigen werden.
Meine persönliche subjektive Meinung von "Fassade" steht jedoch felsenfest: Klasse Scheibe!
Anspieltips: Fassade - 1. Satz, Der Morgen danach, Senses, Fassade - 3. Satz
- Redakteur:
- Kathy Schütte