L.MINYGWAL - E`er
Mehr über L.Minygwal
- Genre:
- Thrash/Doom/Noiserock
- Label:
- Virusworx Records
- Alg.
- Ey
- I Excessiv-ly Read My Letters Frantic-ly And Memorize`em Manic-ly
- Izs
- R`
- Seno-keé
- Wakarimasen
Merkwürdiger Bandname, merkwürdiges Cover, merkwürdiger Plattentitel, merkwürdige Musik! Die Hildesheimer L.MINYGWAL sind schon seit 1993 aktiv, haben schon mal ein Theaterstück vertont und sind definitiv keine Band mal einfach so zum Nebenbeihören oder für den Ottonormalmetaller, der auf nette Melodien und simple Rhythmen steht.
Die erste Schwierigkeit ist dabei schon die Stilbeschreibung. Das Info spricht von Thrash/Doom/Noise Rock, wobei die Noise- und Doom-Einflüsse deutlich zutage treten, während Thrash sich wohl eher auf die Energie und Ruppigkeit der Musik bezieht, typische Thrash-Riffs sucht man hier eigentlich vergeblich. Die Band versteht sich auch fast perfekt darauf, aus ihren limitierten Mitteln als Trio einen massiven Soundwall aufzutürmen, der jegliche Sonneneinstrahlung und Wärme vermissen lässt, sondern einem eher das Gefühl der absoluten Hoffnungslosigkeit der postnuklearen Realität vermittelt, in der selbst winzige Hoffnungsschimmer wie der liebliche Klang von Streichern oder eine zarte Frauenstimme doch wieder von einem Inferno der Negativität abgelöst werden.
Mit den ersten Takten des apokalyptischen Openers „Alg.“ wird man unweigerlich in den Bann geschlagen; wenn dann das monströse Doomriff des Songs ertönt, ist man endgültig in der Musik gefangen. Aber es ist eigentlich müßig, einzelne Songs hervorzuheben, „E`er“ ist ein Gesamtkunstwerk, eine CD, die von der ersten bis zur letzten Sekunde fesselt mit ihrem Ideenreichtum und ihren Stimmungen. Besonderes Augenmerk gebührt dabei Sängerin Andrea, die eine wirklich schöne, zerbrechliche (im positiven Sinne) Stimme hat, die immer wieder für einen Schimmer der Hoffnung inmitten der totalen musikalischen Finsternis sorgt, bevor ihr infernalischer, aggressiver Gesang jeden positiven Ansatz, etwaig aufkommende Sonnenstrahlen, wieder hinter dicken, schwarzen Wolken verschwinden lässt.
Man sollte jetzt aber nicht denken, dass die drei Hildesheimer nur monoton vor sich hin doomen, nein, die Band versteht es auch perfekt, nervenzerreißende Spannung aufzubauen, die sich eruptiv entlädt oder eben mit einem ständig wiederholten Riff den Hörer vollends in den Bann der Musik zu ziehen. Interessant ist dabei auch, dass die Gitarre hier nicht, wie im Metalbereich üblich, eine tragende Rolle spielt, sondern wie alle anderen Instrumente als Mittel zum Zweck benutzt wird, nämlich die oben erwähnte massive Wall of Sound zu kreieren, ob nun ein brachiales Doomriff oder abgedrehte Effekte dafür her halten, ist im Endeffekt zweitrangig, beides entfaltet die gewünschte Wirkung.
Ein Wort noch zur Produktion: während das Schlagzeug sehr trocken, basisch klingt, ungefiltert seine Wirkung entfaltet, klingt der Rest sehr dreckig und breit, was hier allerdings ausnahmslos positiv zu werten ist.
„E`er“ ist keine CD zum Nebenbeihören, keine CD, die man immer hören kann und auf gar keinen Fall massentauglich. Wer aber auf Gruppen steht, die ihre ganz eigene Atmosphäre entfalten und den Hörer auf einen Trip schicken (als Referenz sei hier nochmal das Infoblatt zitiert: NEUROSIS, DYSTOPIA, GODFLESH, TOTENMOND, EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN), der wird L.MINYGWAL kennen und lieben lernen. Da ich auf Noise, Krach und Abartiges stehe, kann ich nur sagen, dass „E`er“ sich sicherlich noch häufiger in meinen CD-Player verirren wird, die Scheibe ist nämlich richtig gut.
Anspieltipps: Entweder alles oder nichts, was anderes geht nicht!
- Redakteur:
- Herbert Chwalek