KORN - See You On The Other Side
Mehr über Korn
- Genre:
- CrossOver
- Label:
- Virgin
- Release:
- 02.12.2005
- Twisted Transistor
- Politics
- Hypocrits
- Souvenir
- 10 or A 2-Way
- Throw Me Away
- Love Song
- Open Up
- Coming Undone
- Getting Off
- Liar
- For No One
- Seen It All
- Tearjerker
KORN waren bisher immer das beste Pferd im Nu-Metal-Stall. Egal wie sehr sich die Konkurrenz anstrengte, der alte Gaul war nicht zu toppen, und egal wie oft der Kläpper auch lahmte, derjenige, der am hartnäckigsten auf KORN wettete, staubte am Ende auch am meisten Kohle ab. Selbst Nicht-Fans fiel es nicht schwer, den bisher veröffentlichten KORN-Alben etwas abzugewinnen, denn trotz einiger eklatanter Schwächen konnten seit der Veröffentlichung des Debüts so ziemlich alle Scheiben begeistern.
Nach angemessenen zwei Jahren, unterbrochen von der Best-of-Platte, kündigte sich nun der neue KORN-Longplayer an, der unter dem Titel "See You On The Other Side" in den Katalogen zu finden ist. Klar, bei einer neuen Platte dieser Band kann man die Erwartungen nicht klein reden, es geht schließlich um KORN, und die vorab veröffentlichte Single "Twisted Transistor" ließ Großes erahnen: Nicht nur das mit Snoop Dog und X-Zibit namenhaft besetzte Video, auch der Song an sich stellt einen absoluten Knaller dar. Wenn das wie immer den Einstieg in ein wahres Feuerwerk an KORN-Krachern darstellen würde, wäre alles in Butter. Davon, dass es der einzige sein würde, würde ja niemand ausgehen.
Und so sitzt der bekennende Fan ziemlich verzweifelt vor seiner Anlage und traut seinen Ohren nicht: Das sollen KORN sein? Dieser uninspirierte, verdrehte Schrott? Spätestens wenn man die Platte zurückgeben will ("Die brennen keine andere Band unter das KORN-Cover, ganz ganz sicher."), wird aus der verdrängten Urangst Gewissheit: KORN haben dieses Mal so richtig große Scheiße gebaut.
Wie zur Beruhigung wird die Single als Track 1 ins Rennen geschickt, doch das zufriedene Grinsen gefriert schon im Ansatz, als 'Politics' dir den ganzen Tag versaut: Ohne Zweifel erinnert Jonathans Gesang an die "Untouchables", doch von der Klarheit im Konzept der Hammerplatte ist dieses Werk weit entfernt. Hier wird wild herumgebrezelt bis zum Limit, so etwas wie ein Konzept wird sträflich vernachlässigt, und so erscheint das Album als Collage einer Konferenz, in der ein Ziel bis in die Unkenntlichkeit auseinander diskutiert wird.
Egal wie roh und chaotisch sich KORN auf ihren vorherigen Alben gaben, so unstrukturiert und dramatisch uninspiriert klangen sie noch nie. Jonathans Gebrüll wirkt oft einfach nur fehlplatziert, seine Gesangspassagen nerven ebenso, und der Sound der Band besteht eigentlich nur noch aus drastisch beschleunigten Übergängen und Experimenten, die mit der Brillanz der alten Scheiben nichts gemeinsam haben. So wurde wahrscheinlich, bis auf das finale Mixing, die komplette Aufnahmesession zusammengekürzt, was letztendlich darin endet, dass keines der mittlerweile vier Bandmitglieder wirklich aus sich herauskommt und man so diesen Sound-Schrott einer Band zuschreiben muss, die eigentlich viel mehr draufhat.
"See You On The Other Side" ist die erste große Enttäuschung der Band und hoffentlich auch die einzige.
Anspieltipps: Twisted Transistor, Throw Me Away
- Redakteur:
- Michael Kulueke