KNOPFLER, MARK - One Deep River
Mehr über Knopfler, Mark
- Genre:
- Rock / Folk / Blues
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- EMI
- Release:
- 12.04.2024
- Two Pairs Of Hands
- Ahead Of The Game
- Smart Money
- Scavengers Yard
- Black Tie Jobs
- Tunnel 13
- Janine
- Watch Me Gone
- Sweeter Than The Rain
- Before My Train Comes
- This One's Not Going To End Well
- One Deep River
Nachdenkliches Spätwerk, mit einigen wirklich tollen Songs.
Ein neues Studioalbum von Gitarrengott MARK KNOPFLER ist für mich immer mit ein paar Fragezeichen verbunden. So sehr ich nämlich seine Arbeit mit DIRE STRAITS liebe und auch das Solowerk bis zum tollen "Shangri-La" maßlos verehre, muss ich zugeben, dass mich die zunehmend nachdenklichere und verhaltenere Herangehensweise, die so richtig mit "Get Lucky" begann, doch nicht immer restlos abholen kann. Vielleicht liegt es daran, dass der Altersunterschied zwischen Knopfler und mir recht gigantisch ist und ich daher der stilistischen Entwicklung nicht so recht folgen kann? Egal, wo die Ursache liegt, ein neuer Langdreher des gebürtigen Glasgowers ist dennoch immer ein Pflichkauf und so komme ich natürlich auch nicht umhin, mir das neue Album "One Deep River" einmal zu Gemüte zu führen.
Und wenig überraschend gibt es auch anno 2024 keine Rückkehr zu den beschwingteren und coolen Rockern, die Alben wie "The Ragpicker's Dream" oder "Shangri-La" für mich so unwiderstehlich machten. Stattdessen nehmen die insgesamt zwölf Tracks den Ball genau dort auf, wo er nach "Down The Road Wherever" liegen geblieben ist. Heißt, dass wir vermehrt akustischen oder sehr reduzierten elektrischen Gitarren lauschen, zu denen Mark mit seiner unnachahmlichen und rauen Stimme nachdenkliche und teils sehr bewegende Texte vorträgt. 'Smart Money' oder 'Janine' sind dabei vor allem Songs, die hervorragend auf den direkten Vorgänger gepasst hätten. Und auch der düstere Titeltrack, der das Album beschließt, klingt zwar mehr beschwörerisch, wird aber von so feinen Knopfler-Leads verziert, dass hier teils wirklich die alte DIRE STRAITS-Magie aufkommt.
Gleiches gilt übrigens auch für das beschwingt folkige 'Before My Train Comes', das durchaus an die ruhigeren Momente von "Love Over Gold" denken lässt. Meine persönlichen Höhepunkte bleiben aber weiterhin die Songs, wenn die Gitarren eben auch mal etwas angezerrter aus den Boxen schallen dürfen. Gerade in 'Watch Me Gone' liefern die vereinzelten E-Gitarren dabei eine herrliche Schwere für einen getragenen Song, der dennoch mit einem recht coolen Groove daherkommt. Und auch die etwas beschwingteren Rocker lassen sich auf "One Deep River" finden, wenn man sich erst einmal mit dem etwas gedrosselten Tempo anfreundet. 'Ahead Of The Game' etwa drängt sich mit feinem Backbeat als klarer Höhepunkt auf, während mein persönlicher Liebling aber klar der Opener 'Two Pairs Of Hands' bleibt, dessen Groove mich zumindest zu Beginn an den Knaller 'Boom, Like That' denken lässt. Auch die gesangliche Aufbereitung von Marks Stimme, die hier großteils gedoppelt aus den Boxen schallt, gefällt mir unheimlich gut. Schlussendlich darf auch 'Scavengers Yard' nicht unerwähnt bleiben, hat doch auch dieser Track einen unwiderstehlich bluesigen Vibe und überzeugt vor allem dank der herrlichen Lead-Einschübe von Mr. Knopfler, die wir doch alle seit 'Brothers In Arms' so lieben.
Wird "One Deep River" damit zu meinen Lieblingen im KNOPFLER-Kosmos aufschließen? Nicht unbedingt, denn mir fehlt weiterhin dieser coole Rocker im Stile von 'Why Aye Man' oder 'Song For Sonny Liston', den ich einfach immer wieder auflegen muss. Zwischen den eher nachdenklichen Spätwerken sticht der neue Silberling für mich aber dennoch positiv heraus, gerade weil doch einige Tracks zumindest wieder vereinzelt an die eben erwähnten Kracher denken lassen. Und wenn ihr ohnehin mit der neuen Ausrichtung Knopflers gut klarkommt, sollte euch keiner meiner Kritikpunkte stören, denn dann bekommt ihr schlicht und ergreifend ein tolles Album mit starken und eindringlichen Songs, das euren Nerv genau treffen wird.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs
