KLIMT 1918 - Just In Case We'll Never Meet Again (Music for the cassette generation)
Mehr über Klimt 1918
- Genre:
- Post-Punk/Rock
- Label:
- Prophecy/Soulfood
- Release:
- 20.06.2008
- The Breathtaking Days
- Skygazer
- Ghost Of A Tape Listener
- The Graduate
- Just An Interlude In Your Life
- Just In Case We'll Never Meet Again
- Suspense Music
- Disco Awayness
- Atget
- All Summer Long
- True Love Is The Oldest Fear
Post Punk und New Wave hatten mich zuletzt in den späten Achtzigern angesprochen, bevor der Zug der beginnenden Gegenwart mich in die Mitte des Metals entführt hatte, in das Zeitalter der CDs, dieser runden kleinen Silberscheibchen, die ich so unendlich viel praktischer als Vinylschallplatten oder gar Kassetten fand. Sich an die eigenen frühen Jahre mit den ersten musikalischen Erfahrungen auf dem Kassettenband zu erinnern, das tue anscheinend nicht nur ich, auch die aus Italien stammenden KLIMT 1918 versinken offenbar zuweilen in solch nostalgischen Stimmungen, aus denen dann Werke wie das vorliegende erwachsen. Und es rührt an. Gleich mit dem ersten Song 'The Breathtaking Days' stechen sie mitten ins schwermütig-nostalgische Herz der Rückbesinnung, wühlen Erinnerungen auf und lassen ein tiefes Seufzen frei aus der gesetzten Brust der dritten Lebensdekade.
"Soundtrack for the cassette generation" lautet der Untertitel dieser elf Tracks enthaltenden Reminiszenz an den Musikstil des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts. Und obwohl hier naturgemäß keine Innovationen geboten werden, sondern eher doch auf das Wiederkehrende gesetzt wird, gewinnen KLIMT 1918 über das mitschwingende Gefühl der Vertrautheit. Die Kraft der Assoziation beflügelt die im Großen und Ganzen sanft rockigen, aber eingängigen Songs, bei denen die Kassettengeneration mit hoher Wahrscheinlichkeit ähnliche Bilder aufziehen sieht. "Ach", möchte man sagen, "ja, damals…" und sich mit verschlossenen Augen den Erinnerungen an eine verlorene Vergangenheit hingeben. Schwermütig sind denn auch die gewählten Songtitel, die mit 'Just An Interlude In Your Life' oder 'Just In Case We'll Never Meet Again' die Vergänglichkeit des Augenblicks vergegenwärtigen und vielleicht sogar einladen zum großen Nachdenken über das Leben, das Erreichte, das Wohin-soll-es-gehen.
Der etwas schreddelige Garagensound der tiefgründigen Arbeit variiert insgesamt nur wenig, das Tempo der einzelnen Songs bleibt weitgehend gleich, keine überraschenden Breaks, keine kraftstrotzenden Hammernummern, die aggressionsableitende Ventile sein könnten. Hier geht es einzig und allein um das verträumte Schließen der Augen, das sich weggetragen fühlen, sich im Takt drehen, immer schneller drehen und abheben in Gedanken – ganz ohne Zufügung anderer Substanzen. Die Kraft der Musik. Nie hätte ich gedacht, dass mich eine solch schlichte Platte im Stile der Vergangenheit, der mich nie besonders interessiert hat, so anrühren kann. Ob dazu eine bestimmte Lebenslage erforderlich ist, vermag ich nicht zu ermessen. Aber die Frage, was war, was ist und was bleibt, treibt uns alle irgendwann um – dessen bin ich mir gewiss. Und dann ist es bestimmt ein wunderschönes Gefühl, sich von KLIMT 1918 weitertreiben zu lassen.
Anspieltipps: The Breathtaking Days, True Love Is The Oldest Fear
- Redakteur:
- Erika Becker