KINGDOM OF GIANTS - Passenger
Mehr über Kingdom Of Giants
- Genre:
- Modern Metal / Post Hardcore
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- SharpTone Records
- Release:
- 16.10.2020
- Two Suns
- Night Shift
- Sync
- Side Effect
- 00397
- Burner
- Wayfinder
- Blue Dream
- Sleeper
- Bleach
- Lost Hills
- The Ride
Modern und ambitioniert, allerdings ohne klare Richtung.
Schwer zu sagen, wo bei "Passenger", dem vierten Album der kalifornischen Modern-Metal-Formation KINGDOM OF GIANTS letztlich der Hund begraben liegt. Klar, die Truppe spannt den Bogen ihrer zeitgemäßen Metal-Variante enorm weit: von knackig-groovigem Alternative wie beim Opener 'Two Suns', elektro-trancig versetzten und djentig angetriebenen Rockern ('Night Shift') über hochemotionale Post-Hardcore-Cocktails ('Wayfinder') bis zu aggressiv-drückenden Riffmonstern wie 'Burner' oder 'Bleach'. Die Einflüsse reichen von BEING AS AN OCEAN über LINKIN PARK bis zu anspruchsvolleren zeitgenössischen Kapellen wie THE DEVIL WEARS PRADA oder ARCHITECTS oder Elektro-Grenzgängern Marke ESKIMO CALLBOY oder neueren BRING ME THE HORIZON.
Allerdings gelingt dem Sextett diese Gratwanderung überraschend gut. Kein Song, der für sich genommen nicht funktioniert, keine Nummer, die in sich nicht schlüssig wäre. Gute Refrains, abwechslungsreiches Songwriting, viele emotional glaubwürdige Achterbahnfahrten zwischen klagendem Gesang und wütenden Shouts, sphärischen Ruhepausen und deftigen Abrisspassagen. "Passenger" ist objektiv betrachtet eine blitzsaubere Angelegenheit.
Wo also liegt das Problem? Neben den insgesamt doch eher unspektakulären Riff-Ideen ist es vermutlich die Tatsache, dass keines der genannten Genres den Schwerpunkt einnimmt, um klar die Richtung vorzugeben. Die verschiedenen Einflüsse sind gleichermaßen und gleichwertig über das Album verteilt, und so kann sich dann das Sensibelchen unter den Hörern zwei, drei Lieder fürs Herz rauspicken und die rauflustige Moshpit-Queen zur einen oder anderen Nummer die Sau rauslassen, während hier und da auch für Freunde moderner Klangexperimente etwas geboten wird – das gesamte Album wird aber keine der genannten Fraktionen komplett befriedigen können.
Daher bleibt es bei der eher sachlichen Feststellung, dass KINGDOM OF GIANTS mit "Passenger" erfolgreich und gekonnt auf vielen verschiedenen Hochzeiten tanzt, aufgrund der sehr breiten Aufstellung aber vermutlich nur wenige vollständig überzeugte Fans einsacken dürfte. So ganz kommt man als Hörer aus seinen Schubladen eben nicht heraus. Schade für diese ambitionierte Truppe. Auch der Rezensent horcht immer wieder bei einzelnen starken Songs von "Passenger" auf, kriegt das Album als Ganzes aber nicht so richtig gefasst und sortiert es daher unter "ambitioniert, aber zu wenig konsistent" ab. Ein deutlicherer Schwerpunkt auf die emotionale Post-Hardcore-Schiene oder die rockig-knackigen Versatzstücke wäre wünschenswert – dabei müssten die übrigen Einflüsse ja auch nicht komplett unter den Tisch fallen.
Anspieltipps: Two Suns, Side Effect, Burner
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause