KILT - The Art Of Selfdestruction
Mehr über Kilt
- Genre:
- NewMetal
- Label:
- AL!VE
- Show Me The Way
- Judge Me
- Inside
- Take Away The Pain
- Bitch
- Day By Day
- Free My Soul
- Blind
- Suicide
- Bullet
KILT – wer jetzt denkt, dass diese Band die Fahne der schottischen Folklore hoch hält, der sei hiermit beruhigt oder enttäuscht. Bis auf den Namen hat diese Band nämlich reichlich wenig mit der traditionellen Gardeuniform der Schotten gemeinsam. Viel mehr noch, die Band kommt sogar aus Deutschland! Fügt man nun noch hinzu, dass KILT Nu Metal zelebrieren, gehen die Mundwinkel sicherlich unweigerlich wieder nach unten. Das ist aber gar nicht nötig, denn man will es kaum glauben, auch in deutschen Gefilden kann man dieser schlammigen, versumpften Sparte noch einen Teil hinzufügen, der die Statistik zum Positiven korrigiert.
Geworben wird für diese Band unter anderem mit der Eigenschaft, "Hardcore-Einflüsse" zu besitzen, doch davon ist weit und breit nichts zu hören, dafür aber vom Nu Metal umso mehr. Das erste Lied geht dann auch erstmal so richtig schön egal los. Sänger Ric schreit den Titel des Liedes, und auf geht’s in die Bedeutungslosigkeit. Nein, so ist es nicht; was hier 08/15 beginnt, fängt sich spätestens im Refrain und entwickelt eine eindrucksvolle Melodie. Wobei wir auch schon bei den Stärken der Jungs aus Schleswig-Holstein wären. Über eines sollte man sich als Hörer jedoch im Klaren sein und es akzeptieren: Ein Markenzeichen dieser Band ist es, ihre Lieder permanent mit Sample-Geräuschen und DJ-Gescratsche auszuschmücken. Wer damit ein Riesenproblem hat, wird eventuell keine Freude an der Musik von KILT finden, zu präsent sind diese Sounds.
Doch diesen Aspekt hin oder her, die Räder, mit denen die Lieder von KILT laufen, drehen sich ohne Makel. Richtig greifen tun sie spätestens mit 'Inside', dessen Melodie von der ersten Sekunde an hoch ansteckend ist. Das Potenzial dieser Band, welches der Opener 'Show Me The Way' schon andeutete, wird hier voll ausgespielt. Dabei liegt die größte Stärke von KILT darin, massentaugliche, unerhört eingängige Refrains zuschaffen. Dadurch, dass man aber keine zu große Klippe zwischen Vers-Härte und Refrain-Cantus schafft, wirkt die Songstruktur ein ums andere Mal sehr natürlich und nicht, wie es vielen Nu-Metal-Bands ergeht, aufgesetzt.
Als Beweis dafür, dass die Räder auch quietschen können und nicht alles aalglatt gerät, kommt der Track 'Bitch' gerade recht. Sicherlich nicht das beste Stück, aber dennoch stark aus dem albeninternen Rahmen fallend. Zum Ende hin platziert man in diesem Lied sogar noch eine richtig fette Melodie, an der die Gesangsqualität von Ric vernehmlich noch mal stark anzieht. Überhaupt kann der Frontmann mit einer allgemein angenehmen Stimme auftrumpfen, die sich im Verlauf des Albums zu steigern scheint. Zenit des Albums ist somit meiner Meinung nach das wuchtige 'Day By Day', an dem KILT sowohl instrumental als auch stimmlich ihre ganze Pracht vorzeigen (irgendwie klingt das exhibitionistisch). Von da an ist der Rest des Weges nur noch Formsache. Auch 'Free My Soul' steht dem Kracher in keinem Stück nach. Ric singt sich gänzlich frei, und man beendet das Album mit dem starken 'Bullet', bei dem wiederum Mitgrölzwang herrscht.
Einziger Wermutstropfen ist, dass das Album mit nur zehn Liedern einfach etwas kurz geraten ist. Gerade bei so viel Qualität grämt das den Hörer. Dennoch ist das Album ideal, um es in Dauerrotation zu verschlingen. Teilweise, und besonders bei dem bereits erwähnten 'Day By Day', klingen KILT so, wie KORN es gern täten. Nu Metal ist tot, lang lebe Nu Metal.
Anspieltipps: Inside, Day By Day, Bullet
- Redakteur:
- Michael Langlotz