KAYSER - Kaiserhof
Mehr über Kayser
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Scarlet / BL Music
- Release:
- 13.06.2005
- 1919
- Lost Cause
- Good Citizen
- Noble Is Your Blood
- 7 Days To Sink
- Like A Drunk Christ
- Cemented Lies
- The Waltz
- Rafflesia
- Perfect
Christian Sjöstrand, besser bekannt als Spice, dürfte euch ja noch ein Begriff sein, oder? Der Gute war lange Zeit der Sänger der SPIRITUAL BEGGARS, von dem nach seinem für viele doch etwas überraschenden Ausstieg kaum noch etwas zu hören war. Nun ist er mit einer neuen Band namens KAYSER zurück, der auch ehemalige Mitglieder von AEON, THE DEFACED und THE MUSHROOM RIVER BAND angehören. Wer nun allerdings erwartet, dass Spice mit seiner Mannschaft genau dort weitermacht, wo er einst mit den Bettlern aufgehörte, der wird sich erstmal verwundert die Ohren reiben.
Der Opener '1919' brettert nämlich mit einem schrägen Lead und aggressiv hackenden Drums in bester SLAYER-Manier los, und auch Spices Stimme hat hier einen mächtigen Tom-Araya-Touch. Sicher, man erkennt schon, wer hier singt, aber es überrascht auch, was der gute Spice so alles draufhat. Nach diesem recht kurzen Hammer schlägt auch 'Lost Cause' noch mal voll in die Thrashkerbe und zitiert erneut ganz deutlich die SLAYER der ersten Hälfte der Neunziger, also etwas gedrosselter mit einem mächtigen Groove, aber dennoch beinhart. Damit die alten BEGGARS-Fans nicht komplett vor den Kopf gestoßen werden, gibt's aber auch ein wenig entspanntere, rockigere Nummern mit starker BLACK SABBATH-Schlagseite, wie etwa 'Good Citizen', das auch ganz gut zu Spices ehemaligem Arbeitgeber gepasst hätte. Danach ist wieder groovender Thrash Metal angesagt, wobei etwa bei 'Noble Is Your Blood' der sehr melodische Refrain heraussticht. Solche Hooks gibt's bei SLAYER eher selten. Das sehr zähe, doomige '7 Days To Sink' verbindet eine Leadmelodie in der Art von 'South Of Heaven' mit einer sehr ausgeprägten Stoner-Rock-Schlagseite, bevor bei 'Like A Drunk Christ' das Tempo wieder anzieht und gekonnt Melodie mit Aggression und stark von Dave Lombardo beeinflusstem Drumming verbindet. Ganz groß! Genauso überzeugend geht es mit dem rhythmischen 'Cemented Lies' weiter, das Dank seines Riffings der King/Hannemann-Schule auch perfekt auf "Seasons In The Abyss" gepasst hätte, allerdings wiederum einen Tick melodischer rüberkommt als die Vorbilder. Bei 'The Waltz' wird wieder in gehobenem Tempo geblastet, wobei durch ein paar starke Orgelparts und den melodischen Refrain auch die SPIRITUAL BEGGARS mal wieder durchschimmern dürfen. 'Rafflesia' verbindet starke Staccati mit einem sehr schönen Siebziger-Flair im Refrain, bevor das abschließende 'Perfect' noch einmal richtig die Keule schwingt.
Nach unzähligen Hördurchläufen kann ich über "Kaiserhof" immer noch staunen. Die Herrschaften schaffen es hier mit Leichtigkeit, aber auch wirklich alle Trademarks des SLAYER-Sounds zu übernehmen, mit ein paar eigenen Zutaten anzureichern und einen Schuss mehr Melodie einzubauen, um daraus eine völlig geniale, zeitgemäße, aber dennoch klassische Thrash-Scheibe zu erschaffen, die dazu noch einige Referenzen an BLACK SABBATH und an die frühere Band des Sängers aufweist. Für Thrashfans halte ich dieses Debüt für rundum gelungen und zwingend empfehlenswert. Ich will jetzt gar nicht das Klischee von den "besseren SLAYER" bemühen, das wäre total dämlich, aber ich muss zugeben, dass KAYSER auf dieses Album einige Songs gepackt haben, die für mich auf den letzten drei Alben der Kalifornier durchaus zu den absoluten Highlights gehört hätten. Während die beinharten SLAYER-Anhänger unter euch nun wahlweise losrennen und "Kaiserhof" kaufen oder dem Rezensenten Drohbriefe schreiben können, sei für die SPIRITUAL BEGGARS-Fraktion unserer Leserschaft noch gesagt, dass auch ihr euch durchaus mal mit der Scheibe beschäftigen solltet, weil die einfach unheimlich gut geworden ist und weil Spice eben ein toller Sänger ist. Ihr solltet allerdings darauf gefasst sein, dass die Stoner-, Siebziger- und Doom-Elemente überwiegend sehr weit in den Hintergrund getreten sind. Wie auch immer: Ungewöhnliche Mischung und eindrucksvolle Umsetzung - deshalb beide Daumen hoch.
Anspieltipps: 1919, Noble Is Your Blood, Like A Drunk Christ, Cemented Lies, Perfect
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle