KARKADAN - Utmost Schizophrenia
Mehr über Karkadan
- Genre:
- Black/Death/Heavy Metal
- Label:
- SCR / Twilight
- Release:
- 22.04.2004
- Passing Away
- On Your Knees
- The Angel's Death
- Faint
- Frenetic Visions
- The Journey
- Sea Of Bitterness
- The Ancient Times (Video)
Auch vor der Spätzlemeuchel-Institution KARKADAN macht ein aktueller (und meiner unmaßgeblichen Meinung nach sehr erfreulicher) Trend nicht halt: Ehemalige Schwarzwurzel-meets-Todesmörtel-Kapellen verlassen die eher eng gesteckten stilistischen Reviere und wildern in deutlich breiteren Fahrwässern. Gut, das schwäbische Quintett bot bereits auf dem Debut "Eternal Black Reflections" angenehm szenenübergreifende Mucke, was hier jedoch unter dem Namen "Utmost Schizophrenia" firmiert, ist im direkten Vergleich ein wahrer Quantensprung geworden. Warum? Ganz einfach, die Jungs haben zwei elementar wichtige Stilmittel entdeckt und diese konsequent umgesetzt und eingebaut: Atmosphäre und Gefühl.
Mit Ausnahme des wütenden und mit Blasts durchsetzten 'Faint' sprengen sämtliche Stücke die 5-Minuten-Marke, macht bei sieben Songs dann 'ne knappe Dreiviertelstunde abwechslungsreicher, atmosphärischer und mitreißender Musik.
Mit als positivstes Merkmal von "Utmost Schizophrenia" würde ich die Tatsache bezeichnen, dass das Album stilistisch schwer einzuordnen ist. Ein bisschen Black Metal (Vocals, einige Gitarrenmelodien), viel (melodischer) Death Metal (nochmal Vocals, etliche Riffs, Songaufbau), eine ganze Menge an "klassischem" Schwermetall und Atmosphäre und Gefühl en masse. Wie das klingen soll? Wohlmöglich wären die Süddeutschen bei einem größeren Label mit "Dark Metal" beworben worden. In Wirklichkeit aber in etwa so, als hätten DISILLUSION noch nicht die cleanen Vocals entdeckt und besäßen noch nicht das Kreativitätspotenzial für Stücke weit jenseits der zehn Minuten.
Das klingt jetzt negativer als es eigentlich gemeint ist - bedenkt man jedoch mal, dass an DISILLUSION bzw. "Back To Times Of Splendor" in den nächsten Jahren wohl kaum eine einheimische Band kratzen kann und wird, so ist der Vergleich auf jeden Fall als dickes Kompliment zu sehen. Hier und da offenbaren sich bei KARKADAN noch einige kleine Schwächen beim Songwriting, so hätte ein Song wie der nichtsdestotrotz tolle Opener 'Passing Away' durchaus noch eine oder zwei Melodie- und Riff-Ideen vertragen, und auch ein breiteres Spektrum in Sachen Vocals hätte vermutlich Wunder gewirkt. Macht aber nichts - denn mit Übersongs wie dem mit Keyboards unterlegten 'The Journey' (bitte mehr Violinen beim nächsten Album!), dem extrem gefühlvollen 'Sea Of Bitterness' oder dem mit schönen Rhythmuswechseln durchzogenen 'On Your Knees' können KARKADAN voll und ganz überzeugen - da braucht man auch Vergleiche mit etablierten, größeren Bands nicht scheuen. Wenn man sich dann noch den meines Erachtens recht großen Sprung vom Debüt zu Album numero Zwo anschaut, so möchte ich steif und fest behaupten, dass das Drittwerk des Schwaben-Fünfers ein wahres Feuerwerk werden wird.
Doch zurück zu "Utmost Schizophrenia": Das Teil ist aggressiv und doch kreativ, heftig und doch gefühlvoll, schön, ohne dabei in kitschige Gefilde abzudriften, facettenreich und durchaus vielschichtig, interessant, tiefgängig, Metal und doch viel mehr als das. Alles klar? Hoffentlich.
Falls dem nicht so sein sollte, so finden sich auf der Seite von SCR noch einige mp3s zum Probehören - spätestens dann sollte die werte Leserschaft von KARKADAN mindestens so überzeugt sein wie meine Wenigkeit. Auch wenn es zu OPETH, DISILLUSION und Konsorten noch ein Stückchen ist.
Großes Tennis!
Anspieltipps: Passing Away, On Your Knees, The Journey
- Redakteur:
- Rouven Dorn