KAPEL MAISTER - Into Salvation
Mehr über Kapel Maister
- Genre:
- neoklassischer Melodic Metal
- Label:
- Icarus Music
- Immortal Kiss
- Never Too Far
- Glory
- Thunderforce
- Keeper Of My Heart
- The Final Symphony
- When Everything Ends
- Sunshine
- Darkness & Tears
Argentinien ist für uns Mitteleuropäer in Sachen Metal doch noch recht exotisch, und so ist KAPEL MAISTER auch erst die zweite oder dritte Band aus dem südamerikanischen Land, welche sich in meine Stereoanlage verirrt. Wie der (beinahe) deutsche Bandname sowie der große Flügel und der barocke Rahmen auf dem Cover schon irgendwie suggerieren, haben die Argentinos eine starke Neigung zu klassischen Klängen, was man auf "Into Salvation" auch an allen Ecken und Enden heraushören kann. Das ist musikalisch kompetent in Szene gesetzter neoklassischer Melodic Metal, mit viel Keyboard, barocker Leadgitarre und zwei Sängerinnen in gemäßigter bis hoher Stimmlage.
Wahrhaftigkeitsmetaller, die bei Keyboards, Frauengesang und hypermelodischen Soli gleich rotsehen, brauchen also gar nicht erst weiter zu lesen, doch wer auf RHAPSODY und STRATOVARIUS steht, sich auch die klassischen Adaptionen von Yngwie Malmsteen anhören kann und gerne mal Sopran- und Altgesang außerhalb des Gothic Metal hören möchte, der darf sich KAPEL MAISTER getrost vormerken. An der Gesangsdarbietung von Luciana und Mariela gefällt mir, dass die beiden Damen nicht immer in den höchsten Tönen trällern, sondern es auch ab und an etwas gemäßigter angehen lassen. Aber natürlich bleibt immer noch viel Raum für wirklich hohen Soprangesang. Zudem sind alle Gesangspassagen ganz klar im Stile von Operngesang - natürliche, rockige Vocals sind Fehlanzeige. Das nervt mich persönlich auf Dauer ein wenig, aber es gibt ja auch dafür Liebhaber, wie der Erfolg von NIGHTWISH belegt, und so will ich darauf nicht weiter herumreiten.
Wie bei neoklassischen Bands üblich, lassen auch die argentinischen Kapellmeister genug Raum für ausgedehnte Instrumentalparts, in denen Bandleader und Gitarrero Gonzalo Solgarián barocke Läufe und Skalen rauf- und runterfiedeln kann. So werdet ihr bei Stücken wie 'Never Too Far' oder dem zehnminütigen 'Glory' etliche Passagen auffinden, die euch mehr oder weniger stark an den einen oder anderen alten Meister wie Bach oder Vivaldi aus dem Barock und Mozart aus der Klassik erinnern werden. Ich bin ja nicht so der Klassikkenner, aber wenn ihr euch zu selbigen zählt, dann dürftet ihr sicher Spaß daran haben zu versuchen, Gonzalos musikalische Einflüsse zu entschlüsseln. Mit 'Keeper Of My Heart' gibt es auch ein Stück, das ausschließlich auf Keyboard und Gesang basiert ist, dem dann allerdings gleich der Ausgleich in Gestalt von 'The Final Symphony' folgt, bei dem sich Gonzalo wahrlich fast ins Nirvana soliert, was etwa auch bei 'When Everything Ends' der Fall ist.
Was ganz klar für die Band spricht, sind die passable Produktion und das schöne Artwork sowie natürlich die handwerkliche Klasse, welche man sowohl den Instrumentalisten als auch den beiden Sängerinnen attestieren muss. Was sie aus ihrer Begabung machen, ist natürlich wie immer Geschmackssache, doch ich denke, dass KAPEL MAISTER sicher das Zeug dazu haben, sich im Bereich des neoklassischen Metals einen Namen zu erspielen. "Into Salvation" ist für mich zwar sicher kein Album, das ich mir sehr oft anhören werde, weil mir das auf Dauer einfach zu theatralisch, zu überladen und auch ein bisschen zu kitschig ist. Aber zum Glück ist ja mein persönlicher Geschmack nicht der Maßstab aller Dinge, und ich glaube, dass die Klassikfreaks unter euch durchaus ein Ohr riskieren sollten.
Anspieltipps: Never Too Far, The Final Symphony, When Everything Ends
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle