KAIN - Weltenfluch
Mehr über Kain
- Genre:
- Melodic Black Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Düsterwald Produktionen
- Release:
- 07.07.2009
- Weltenfluch
- Mängelwesen
- Nur Die Würmer
- Rachepfad
- Des Weges Anfang
- Deine Dekadenz
- Scharfrichter
- Das Ende
Fürs Voltigieren sollte man sattelfest sein. <br />
In paranoiden Momenten stellt sich die Frage: Sind die mitunter haarsträubenden Fehleinschätzungen von Bands in Werbetexten reine Unwissenheit (dürfte eigentlich nicht sein; als Künstler sollte man sich gut genug in der Szene auskennen und als Label erst recht), eine rosarote Brille oder aber Kalkül der Labels, die so eine begeisterte Hörerschaft ködern wollen? Zumal Düsterwald Produktionen so etwas eigentlich nicht nötig hätten und außerdem KAIN (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Rockkapelle) in mir eine unerklärliche Sympathie wecken, tendiere ich zwischen Möglichkeit eins und zwei. Aber kein Wohlwollen hilft darüber hinweg, dass etwas misslungene Pig Squeaks vermischt mit schwarzmetallischen Elementen noch keine Mischung aus Black- und Death Metal bilden. Letzteres ist auf ''Weltenfluch'' nämlich nicht in nennenswertem Maße vertreten, viel mehr spielt die 2007 gegründete Kombo auf ihrem Debüt synthie-affinen Melodic Black Metal mit leichten Pagan-Einflüssen. Und das recht ambitioniert, wenngleich sich die ehemaligen DOOMDARM (was ein Name!) sich noch nicht ganz freigeschwommen haben von Unsicherheiten.
Den Konventionen dieses Subgenres folgend, eröffnet man das Album im Titeltrack mit folkig angehauchtem Akustik-Geklimper, das jedoch nicht mit besonderen Akkorden zu fesseln weiß und auf Proberaum-Niveau bleibt. Im Kontrast dazu beginnt das kuriose 'Mängelwesen' sehr druckvoll mit einem schweren Riff und erstmals Synthie-Untermalung, die uns die gesamte knappe halbe Stunde verfolgen, äh, begleiten wird. Mit den einsetzenden Vocals offenbart sich auch ein großes Malus der Band: Stimmlich hat man hier noch viel aufzuholen, weil das Semi-Grunzen einfach nicht ins Ohr geht; die Vocals sind irritierend und anstrengend. Gerade als die an sich ganz gute Melodie des Tracks eintönig zu werden droht, setzt man einen Break. 'Nur die Würmer' unterscheidet sich vom Riffing und der Melodie kaum vom Vorgänger, auch wenn es etwas heftiger tönt. Die vielen Wechsel machen einen vertrackten, aber etwas unschlüssigen Eindruck - das Songwriting kommt nicht ganz zum Punkt, sodass die Nummer auf Dauer ermüdet. 'Rachepfad' wartet mit fetten, etwas generischen Synthies aus. Ein gruseliger Break - und was klimpert da, etwa ein Xylophon? Mehr solcher Extras würden die gelegentlichen Klischees abmildern und die persönliche Note verstärken. Gerade wenn das Retortenorchester etwas zu sehr ins Gedudel abgleitet und die Rhythmen von simpel zu fade driften, wäre ein erlösender Paukenschlag vonnöten. Diesen versucht man durch eine Steigerung, aber schlussendlich bleibt der gesamte Track auf demselben Niveau. Ja, Synthies haben es KAIN angetan; eine ganze Orgel zückt man in 'Des Weges Anfang' und vertreibt damit den Rest der Originalität. Wieder dasselbe Manko: 'eingängig' und 'eintönig' liegen oftmals nahe beieinander, uninspiriert wird immer dasselbe Tempo geprügelt. Sind das die vermeintlichen Death-Metal-Einflüsse? Etwas treibender ist da der Beat in 'Scharfrichter', das auf das zuckersüße Synthie-Debakel 'Deine Dekadenz' (passender Titel!) folgt. Ins Synthiefeld hallende Pianoklänge, später mit dramatischen Streichern unterstützt, schließen in 'Das Ende' das Album ab.
Spannende Momente sind, trotz des ungeschickten Songwritings, durchaus vorhanden. Stellenweise beißen die Newcomer mehr ab, als sie (noch) verdauen können. Offensichtliches Potential wird am mangelnden Handwerk verschenkt; wirkliche Innovation traut man sich auch noch nicht, auch wenn Ansätze davon vorhanden sind. Trotz einer gewissen Eintönigkeit klingt die Band nämlich nicht vermatscht nach 0815-Schwarzstahl, sondern bügelt einiges durch die spürbare Inspiration und Begeisterung am Musizieren aus. Mit vier Euro im Düsterwald-Versand stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis, also kann ein Antesten nicht schaden. Außerdem ist KAIN eine Band, die Unterstützung durchaus verdient. Wer weiß, wohin sie ihr Weg noch führt?
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Regina Löwenstein