ISILDURS BANE - The Pearl Of Ever Changing Shell
Mehr über Isildurs Bane
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Ataraxia / Just For Kicks
- Release:
- 23.02.2024
- Rise: Part 1 & 2
- Sign Of The Times (The Calling)
- Born Afraid (The Binding)
- Sailing Home (The Following)
- Avalon (The Knowing)
- Lifetimes (The Remembering)
Unsterblich - nicht nur im übertragenen Sinne.
Wie viele Prog-Dinosaurier sind tatsächlich in Würde gealtert? Und welche dieser Bands kann heute immer noch von sich behaupten, mit der Zeit gegangen zu sein und sich nicht auf die ewigen 70s-Einflüsse zu versteifen? Wenn man sich diese Fragen mal etwas näher auf der Zunge zergehen lässt, wird man in der Antwortliste wahrscheinlich nur eine Handvoll populärer Szene-Acts aufzählen können, auf die genau das zutrifft. Womöglich wird man eine Kapelle wie ISILDURS BANE nicht auf dem Zettel haben, weil sie einfach immer und immer wieder jenseits der Ortung aktiv war, einige Meilensteine produziert hat, die viel zu wenig Beachtung gefunden haben, aber nach fünf Dekaden immer noch frischen Wind in die Szene bringt, dies aber offenbar nach wie vor nur für eine erlesene Hörerschaft, die sich etwas intensiver mit den Goldstücken des Genres beschäftigt. Denn sonst würde man die skandinavischen Altmeister längst in einem Atemzug mit YES, KANSAS und Co. nennen können - und müssen sowieso!
In den vergangenen Jahren haben die Schweden einige interessante Kollaborationen an den Start gebracht und zuletzt zwei Alben mit Peter Hammill am Mikro veröffentlicht. Nun wird der Staffelstab erneut weitergereicht und an Jiniane Wilde übergeben, der durch seine Arbeiten mit der DAVID CROSS BAND bekannt geworden ist. Und auch in diesem Fall kann man den Skandinaviern zu einem weiteren Glücksgriff gratulieren, der jedoch vor der schweren Aufgabe steht, das Niveau von noch recht jungen Underground-Klassikern wie "Amazonia" und "Disequillibrium" zu halten.
Eine gute Dreiviertelstunde später erlangt man jedoch die Gewissheit, dass die Magie bei ISILDURS BANE eigentlich unabhängig von jedwedem Gastakteuer entsteht. Das bedeutet keinesfalls, dass Wilde seinem Vorgänger nicht das Wasser reichen könnte, denn auch er bringt mit fantastischen Gesängen neue Nuancen in den Bandsound und ist auf "The Pearl Of Ever Changing Shell" eine absolute Bereicherung für das neue Material. Doch die wunderbaren Melodien, die ihm zugespielt werden, die sanfte Gitarrenromantik, die herrlichen Keyboardflächen und die vielen zusätzlichen Ergänzungen im Instrumentarium, geben jede erdenkliche Steilvorlage und umfassen das neue Konzeptwerk mit den schönsten nur denkbaren Harmonien, in denen der Gastsänger die gesamte Eleganz seiner Stimme zur Schau stellen kann. Man höre nur mal in das ruhigere 'Avalon (The Knowing)' hinein, sauge diese besondere Atmosphäre innerhalb der sehr reduzierten Begleitmusik auf und lasse sich von Jinian hinwegtragen. Das ist einfach so schön, so ergreifend und trotzdem extrem minimalistisch für die maximale Wirkung.
Doch auch im nachdenklichen Opener 'Rise: Part 1 & 2' oder im melancholischen, manchmal aber auch fordernden 'Lifetimes (The Remembering)' ist die Symbiose aus bezaubernder Instrumentalkost und Wilde's Ausnahmestimme eine echte Wonne und die pure Harmonie. Kaum zu glauben, dass eine derart erfahrene Band immer noch so zeitgemäß, bisweilen sogar modern klingen kann, dabei aber auch immer noch sehr frische Akzente setzt. Wenn man nun noch einmal in die eingangs gestellten Fragen schaut und dies mit den renommierten Acts in Gegenüberstellung bringt, wird man im direkten Vergleich womöglich keine Band finden, die ihre Energie so gut und kreativ über die Jahrzehnte getragen hat wie ISILDURS BANE. Alleine dafür steht "The Pearl Of Ever Changing Shell" in jeder einzelnen Note.
Insofern kann man sich nur wünschen, den Jungbrunnen eines Tages selber zu entdecken, in den sich die Schweden offenbar Jahr für Jahr hineinstürzen, um solch grandiose Platten zu realisieren. Mit ihrem neuen Album erreichen sie einen weiteren Meilenstein und zeigen nicht nur der jungen Konkurrenz, wo im melodischen Prog der Hammer hängt.
Kleiner Tipp noch nebenbei: Ein Blick auf die Bandcamp-Seite bringt vor allem für Technik-Freaks noch einige wissenswerte Details zu den hier eingesetzten Instrumenten. Und darüber hinaus gibt es große Teile des meist vergriffenen Backkatalogs für die Lauschlappen. Los, und zwar sofort!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Björn Backes