IRRBLOSS - Bloodline
Mehr über Irrbloss
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Twilight
- Release:
- 06.02.2009
- Norse Horde
- Keep On Walking
- As We Lived
- Gaze Upon Me
- Irrbloss
- Heresy
- Midwinters Eve
- Heritage
- Bloodline
Die jungen Schweden spielen Black Metal im Mittneunziger Stil, der an THRONE OF AHAZ erinnert.
Wir schreiben das Jahr 1995, der Black Metal boomt, und die jungen Bands schießen vornehmlich in Skandinavien noch immer wie die Pilze aus dem Boden. Manche davon mit einer ursprünglichen Rohheit und einer unbändigen Energie, dass man meinen könnte, das Genre sei eben erst erfunden worden. So auch die Irrlichter aus Schweden, die uns ihr erstes Album "Bloodline" um die Ohren pfeffern. Doch halt! Damals waren die Jungs im Schnitt gerade mal acht Jahre alt. Bei IRRBLOSS handelt es sich also um eine Band der vierten oder fünften skandinavischen Black-Metal-Generation und doch schafft sie es, sehr authentisch an die Stimmung anzuknüpfen, die vor Zeiten eine Band wie THRONE OF AHAZ meisterlich inszenierte und dennoch recht schnell wieder von der Bildfläche verschwand.
Gleich der Einstieg der 'Norse Horde' ist ungezähmt, schnell, hart und doch düster und atmosphärisch. Riffing und Sound sind typisch für den nordischen Sound der Neunziger und dabei toll in die Neuzeit transportiert. Die Blizzard-Riffs sorgen für die altbekannte kalte Raserei, dazu krächtzt Bandleader Irrbloss wie ein Rabe durch den Sturm, und die unverzichtbaren aber doch sparsam eingesetzten akustischen Einschübe zeichnen eine Atmosphäre, die für mich noch heute den Black Metal perfekt verkörpert. Das soll jetzt nicht mal heißen, dass die fünf jungen Schweden das neue große Ding der traditionellen Schwarzwurzelszene seien. Dazu ist das Gebotene dann doch noch ein wenig zu gewöhnlich. Beziehungsweise es wäre gewöhnlich, wenn wir die Uhr um fünfzehn Jahre zurück drehen würden. Denn trotz der massiven Flut von jungen Black-Metallern, die heute der alten Schule frönen, ist die Nische, die von IRRBLOSS belegt wird, relativ dünn besetzt. Hört euch die simplen, aber dafür umso effektiveren melodischen Leads von 'Keep On Walking' an. Die ganz dezente Wikingerepik bei 'As We Lived'. Oder die Tritonus-Spielereien bei der Bandhymne. Durch die Midtempo-Elemente bei 'As We Lived' und das entspannte, basslastige Intro zu 'Heresy' ist auch hier und da für Überraschungen gesorgt, die in der Szene nicht unbedingt an der Tagesordnung sind. Das Highlight ist für mich jedoch 'Midwinters Eve', das ich gar nicht erst beschreiben will, sondern euch lieber als ersten Anspieltipp ans Herz lege.
Ja, so schön war Black Metal damals, und so schöne Erinnerungen kann er noch heute wecken. Wer sich noch an die jeweiligen Debütalben von den Norwegern RAGNAROK und den bereits erwähnten Schweden THRONE OF AHAZ erinnern kann, und genau diese stilistische Ausprägung des nordischen Schwarzmetalls seit Ewigkeiten vermisst, der liegt hier goldrichtig. IRRBLOSS ist zwar (noch) kein wirklicher Meilenstein des Genres gelungen, aber für ein Debüt ist "Bloodline" auf jeden Fall ein sehr gelungenes Album, das bei Nostalgikern wie mir definitiv einen Stein im Brett hat.
Anspieltipps: Midwinters Eve, Norse Horde, Keep On Walking, Irrbloss, Heresy
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle