IRIS - Iris (Reissue)
Mehr über Iris
- Genre:
- Krautrock / Psychedelic Rock
- Label:
- Golden Core / ZYX
- Release:
- 23.06.2023
- Kernphysik
- Lutz
- Vorurteil
- Die Weber
- Leisetreter
- Hochspannung
- Tramp
- Stuttgart
- Farmjazz
Spannender Re-Release eines beinahe vergessenen Albums.
Und wieder lässt sich ein Fall von erfolgreicher Perlenfischerei in der musikalischen Vergangenheit vermelden: Das Label Golden Core / ZYX macht jetzt eine Veröffentlichung aus dem Jahr 1981 wieder zugänglich, die wohl nur eingefleischten Krautrock-Fans bekannt sein dürfte und damals auf dem kleinen Label PEAK erschien. Es handelt sich um das selbstbetitelte Album der Band IRIS aus dem Raum Stuttgart/Esslingen. Der Audiotransfer wurde von Patrick Engel bewerkstelligt, während Andreas "Neudi" Neuderth für das Remastering verantwortlich zeichnet. Dass da Qualität zu erwarten ist, versteht sich von selbst. Klangtechnisch rettete IRIS damals die Ästhetik der 70er hinüber in die frühen 80er.
Wie nimmt sich aber der Langspieler aus heutiger Sicht aus? Der erdige, handgemachte Sound des Septetts und die deutschen Texte, die oft humorvoll sind, aber auch politische Botschaften vermitteln, verleihen "Iris" auf jeden Fall Eigenständigkeit. Charme kann man der Formation auch nicht absprechen. Es kommt zudem nicht so oft vor, dass eine Band sowohl einen Schlagzeuger als auch einen Perkussionisten in ihren Reihen hat.
Im Eröffnungstrack 'Kernphysik' wird eine besondere Art von Kernen besungen und am Schluss eine Parallele zur Welt der Politik gezogen. 'Lutz' handelt von einem eigenwilligen Mitarbeiter in einer bekannten bundesrepublikanischen Behörde, der zwar über reichlich Motivation verfügt, aber auch zweifelhafte Charaktereigenschaften hat. Diese beiden Stücke sind auch meine persönlichen Anspieltipps, wobei vor allem 'Lutz' einen guten Groove hat. Aber auch 'Die Weber', eine Vertonung des sprachgewaltigen sozialkritischen Gedichts 'Die schlesischen Weber' von Heinrich Heine aus dem Jahr 1844 ist gelungen. Da werden tatsächlich Erinnerungen an die lange zurückliegende Schulzeit wach. Auch die Elegie 'Stuttgart', in der beklagt wird, dass dort die Rockmusik keine Chance gegen die sogenannte Hochkultur von Oper und Theater habe, ist bemerkenswert.
Eine Infusion von gitarrenorientiertem Psychedelic Rock belebt die dem Krautrock der 70er verpflichtete Grundausrichtung von IRIS. Das Schlagzeugspiel ist variabel und durchaus rockig, und das Saxofon fügt dem Klangbild eine besondere Note hinzu. Einige Stücke verarbeiten auch amerikanische Einflüsse aus Blues, Jazz und Folk.
Eine gewisse Affinität zu Krautrock mit deutschen Texten sollte man wohl schon haben, um die Musik in vollen Zügen genießen zu können. Aber für Connaisseure ist "Iris" sicher ein Album, das angetestet gehört. Viel Spaß dabei!
- Redakteur:
- Jens Wilkens