INSIGNIUM - In die Abgründe
Mehr über Insignium
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Black Attakk / Soulfood
- Release:
- 31.01.2005
- Moorleiche
- Der alte Kämpe
- Emotional Suicide
- Bunkerkrieg
- Gefistet
- Der Brief
- Vulva Stellaris
- In die Abgründe
Die Band INSIGNIUM aus Hagen gibt es seit 1996. Nach drei Jahren veröffentlichte man die Demo-CD "Insignia Risen ...", die damals im Black-Metal-Underground sehr gut ankam. Danach gab es eine ganze Menge Veränderungen im Bandgefüge, was letztlich dazu führte, dass ganze fünf Jahre vergehen mussten, bis die Band nun endlich ihr offizielles Debütalbum in die Läden bringen konnte.
Was an "In die Abgründe" sofort auffällt, ist der enorm klare und druckvolle Sound. So was hat man im Bereich des traditionellen Black Metal eher selten, noch dazu bei Undergroundbands. Wie bereits angedeutet, spielen die Hagener klassischen Black Metal, der auch aus den Mittneunzigern stammen könnte. Dabei verzichtet man jedoch komplett auf den berüchtigten "Nekrosound" und kopiert auch niemanden. Dafür ist das Album viel zu abwechslungsreich. Natürlich fühlt man sich hier und da an die eine oder andere Black-Metal-Legende erinnert, aber die Einflüsse sind so vielfältig, dass man nie das Gefühl hat, INSIGNIUM würden direkt im Fahrwasser einer der großen Bands schippern.
Dabei zeichnet INSIGNIUM besonders aus, dass man in der Lage ist, richtig gute Gitarrenmelodien in die Songs einzubauen, ohne dabei an Aggressivität und schwarzmetallischer Glaubwürdigkeit einzubüßen. Durch den im Hagener K-Sound-Studio zurechtgezimmerten Spitzensound wirken diese Melodien auch entsprechend. Hört nur mal in einen gigantischen Song wie 'Der alte Kämpe' rein, und ihr wisst, was ich meine. Auch die gelegentlichen kurzen Zwischenspiele (z. B. in 'Moorleiche') mit cleanem Gitarrensound sind gigantisch. Da man dafür sowohl auf klassische als auch auf sonstige Keyboardspielereien verzichtet, läuft man dennoch nicht Gefahr, von der selbsternannten Szenepolizei als zahnlose Melodic-Blackies abgestempelt zu werden. Weil die Band dennoch nicht in derbes, undifferenziertes Geschrote verfällt, sondern mit fesselnden Melodien antritt, könnte es der Truppe mit "In die Abgründe" gelingen, die Brücke zu schlagen zwischen "wahrem" Black Metal und ausgefeilter, zeitlos guter Melodieführung. Der deutschsprachige Gesang verleiht dem Ganzen einen zusätzlichen individuellen Charme.
Da man sich bei all dem Lob ohne die Nennung von Vergleichsgrößen schwer tut zu beurteilen, ob man denn nun zur potenziellen Fanschicht von INSIGNIUM gehört oder nicht, will ich euch diesbezüglich nicht ganz im Regen stehen lassen. Was die Art der Melodieführung, die majestätische aber dennoch aggressive Aura und den Gesangsstil angeht, fallen mir als Erste die frühen RAGNARØK und THRONE OF AHAZ als Referenz ein. Dazu fühlt man sich hier und da an DARK FUNERAL erinnert, besonders in schnellen Momenten wie bei 'Emotional Suicide' oder bestimmten Passagen von 'Moorleiche'. Letzteres wiederum bietet auch ein paar Anklänge an ganz alte SATYRICON, während 'Vulva Stellaris' eher mit deren mittleren und späteren Phasen in Verbindung gebracht werden kann und durch sein brutales Stakkato-Riffing und die abwechselnd gegrowlten und gekreischten Vocals ein wenig aus der Reihe tanzt. Im epischen, 13 Minuten langen Titelstück kehren die Jungs dann nochmals zum melodischeren Material zurück und arbeiten mit ausladenden Arrangements, die man mit manchen IMMORTAL- und BATHORY-Werken assoziieren kann, wobei der Kreischgesang im ersten Teil frappierend an einen gewissen Kristian V. aus B. erinnert, später jedoch zur "normalen" INSIGNIUM-Tonlage zurückkehrt. Aber um es nochmals zu betonen: INSIGNIUM sind definitiv keine billige Kopie einer der genannten Bands und haben definitiv ihre eigene Identität, die sie in erster Linie den überragenden Gitarrenleads und ihrem untrüglichen Gespür für Melodie verdanken.
Diese Band hat definitiv das Zeug dazu, in die kleine aber feine Riege der deutschen Black-Metal-Elite aufzusteigen. Richtig großen Erfolg in kommerzieller Hinsicht wird man zwar leider kaum erlangen können, da die Musik einfach zu klassisch und nicht trendy genug ist. Was den schwarzen deutschen Untergrund angeht, steht die Band für mich jedoch schon mit "In die Abgründe" kurz davor, in die erste Liga vorzustoßen. Hoffentlich wird es ihnen mit der Unterstützung ihres neuen Labels Black Attakk gelingen, die verdiente Aufmerksamkeit der Zielgruppe zu erlangen. Das Werk sei all jenen dringend empfohlen, die sich im traditionellen, aber dennoch melodischen Black Metal der 90er zu Hause fühlen. Gebt ruhig auch mal einer "neuen" einheimischen Band eine Chance. Ihr werdet es sicher nicht bereuen.
Anspieltipps: Der alte Kämpe, Emotional Suicide, In die Abgründe
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle