HYSTERESE - Hysterese
Mehr über Hysterese
- Genre:
- Dark Punk / Post Punk
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- This Charming Man Records
- Release:
- 25.06.2021
- Burning
- Call Of The Void
- Heartbeat
- Meltdown
- We Are All The Same
- Cipher
- The Hunter
- Lock & Key
- Sumer
- Dead Dog
Düsterer Post Punk mit viel Potential
Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich so ein kluger Schachzug ist, mehr als einem Album keinen eigenen Titel zu geben. Natürlich verstehe ich die Intention, den vollen Fokus auf die Musik zu legen und einfach jeden Langspieler schlicht unter dem Bandnamen HYSTERESE laufe zu lassen, doch spätestens mit der aktuell in den Startlöchern stehenden vierten Platte wird es für Außenstehnde langsam etwas unübersichtlich, insbesondere wenn man sich als Neueinsteiger im Kosmos der Dark Punker (so wie etwa ich) einen Überblick verschaffen möchte. Das soll uns aber nicht davon abhalten, einen näheren Blick auf die musikalische Kost der Truppe aus Reutlingen zu werfen.
Diese hat es nämlich durchaus in sich, bietet das Quartett doch einen sehr eigenständigen Mix aus düsteren Gothic-Momenten und atmosphärischem Post Punk, der mich phasenweise sogar ein wenig an die Alternative-Rocker PLACEBO erinnert. So hat beispielsweise bereits der Opener 'Burning' nicht nur wunderbare Gitarrenharmonien zu bieten, sondern punktet vor allem mit einem fast schon hypnotischen Refrain, der sich schnell im Gehörgang festbeißt. Star der Show ist in meinen Ohren dabei ganz klar Fronterin Helen Runge, die mit ihrer ausdrucksstarken Stimme auch durch das folgende 'Call Of The Void' führt, das ein deutlich fotteres Tempo anschlägt und eher in Richtung "klassischen" Punkrock schielt. Ebenfalls zeigt sich hier auch, wie gut sich die Stimmen von Helen und Moritz Kehle ergänzen, auch wenn dieser im Vergleich zu den Vorgängern etwas mehr in den Hintergrund tritt.
Leider geht nach dem starken Eröffnungsdoppel der Spannungsbogen mit 'Heartbeat' und 'Meltdown' aber schnell verloren, wirken beide Nummer doch etwas zu sehr am Reißbrett entworfen und kopieren das Rezept von 'Call Of The Void' ein bisschen zu offensichtlich. Dagegen ist das deutlich melancholischere 'We Are All The Same' eine echte musikalische Erleuchtung und jagt mir mit wunderbarer Gitarrenarbeit und tollem Gesang einen wohligen Schauer über den Rücken. Generell scheint mir HYSTERESE immer dann stärker aufzuspielen, wenn es eher experimentell zugeht und das klassische Punk-Korsett komplett links liegen gelassen wird. Beste Beispiele sind hier etwa das sperrige 'Sumer' oder die fast schon Post-Hardcore-Nummer 'Cipher'.
Abgerundet von einer druckvollen Produktion ist das vierte HYSTERESE-Album damit ein großer Schritt in die richtige Richtung. Ein bisschen mehr Mut zum Experiment würde ich mir in Zukunft wünschen, denn gerade die etwas "typischeren" Punksongs können nicht mit Hymnen wie 'Burning' oder 'We Are All The Same' mithalten, doch insgesamt ist der Vierer mit einem guten Album, einem echten Hit und einem extrem eigenständigen Sound auf einem guten Weg, bald auch weit mehr Hörer und Hörerinnen zu erreichen.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs