HUMAN SPINE - Human Spine
Mehr über Human Spine
- Genre:
- Industrial / Electro
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Voidance Records
- Release:
- 22.03.2024
- Eternal
- Ritual
- Temporal
- Transition
Vertrackte, aber durchaus spannende Industrial-Klangreise.
Hinter dem Namen HUMAN SPINE verbirgt sich eine Kooperation der beiden Musiker Blime Dust und Incendie, die gemeinsam unter diesem Banner seit dem Jahr 2019 sperrige und teils aufrüttelnde Klanglandschaften erkunden. Nach einer ersten Single, die auf einem Compliation-Album des Modern Bön-Labels erschien, steht nach drei Jahren Arbeit nun mit dem selbstbetitelten Silberling das erste Lebenszeichen auf voller Albumdistanz in den Startlöchern. Ob man dabei mit der Einordnung als Album d'accord geht, lässt sich sicherlich hinterfragen, denn mit vier Songs und knapp 26 Minuten Spielzeit liegt "Human Spine" zumindest für mich eher in EP-Sphären.
Gleichzeitig geben uns diese Infos aber auch schon einen guten Indikator, wie die Musik des fünfers beschaffen sein könnte. So ist der bereits der Opener 'Eternal' mit zehn Minuten ein ganz schön widerspenstiger Brocken Musik, der Industrial-Einflüsse, Sprechgesang und Post Hardcore auf durchaus ansprechende Weise verbindet. Für mich schweift die Nummer dabei zwar oftmals noch etwas zu sehr in entrückte Klangsphären ab, weswegen ich mich nicht durchgehen abgeholt fühle, doch insgesamt funktioniert der Bandsound, der laut eigener Aussage seine Inspiration bei Bands wie CULT OF LUNA oder NEUROSIS bezieht, durchaus gut, sofern ihr eure Musik gerne sperrig und detailverliebt mögt.
Und ja, auch meine Skepsis legt sich mit dem zweiten Track 'Ritual' deutlich. Klar, auch hier haben wir es mit Sicherheit nicht mit "easy listening" zu tun, doch gerade die Synthesizer liefern im noch immer recht kargen Arrangement einige melodische Anhaltspunkte, an denen man sich zuerst entlanghangelt, um sich schließlich komplett im Sound der beiden Franzosen zu verlieren. 'Temporal' ist im Anschluss ähnlich gelagert, liefert ebenfalls sehr dezente melodische Widerhaken und würde für mich als zweiter Anspieltipp herhalten, wenn ich einen möglichst leichten Zugang in den eigenwilligen und sehr elektronischen Klangkosmos von HUMAN SPINE finden wollen würde. Selbiger würde mit 'Transition' nämlich deutlich schwerfälliger gelingen, denn der Rausschmeißer dieser Kurzrille ist über weite Strecken doch wieder sehr verworren und primär atmosphärisch unterwegs, bevor ein NINE INCH NAILS-Groove zumindest für mehr Vortrieb und ein versönliches Ende des Silberlings sorgt.
So ist HUMAN SPINE am Ende mit Sicherheit Nischenmusik, die definitiv nicht für jedermanns Ohren gemacht ist. Wenn ihr euch aber eine Platte gerne erarbeitet und auch die Geduld mitbringt, in den vertrackten Industrial-Landschaften von HUMAN SPINE nach den melodischen Rettungsankern zu suchen, dann könnte euch diese vertrackte Klangreise durchaus Freude bereiten.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs