HUINCA - Huinca
Mehr über Huinca
- Genre:
- Tribal Metal / Thrash Metal
- Label:
- L.H.D.L.B. / Chilean Metal (Import)
- Release:
- 24.07.2007
- Mari Chi Weu
- Rewards
- Stones Dreams
- Ruca
- Scars
- Boicot
- Charity
- Huinca Nguillatun
- Extremist
- Fobia
Vor Kurzem bekamen wir elektronische Post von Javier Hernandez aus Santiago de Chile, der uns höflich fragte, ob wir nicht Lust hätten, das Debütalbum seiner Band HUINCA anzuhören, das bisher nur in Chile und Kanada veröffentlicht worden ist. Natürlich hatten wir Lust darauf, und die Mischung, die uns die Anden-Metaller hier kredenzen, ist dann doch recht spannend geraten. Klar, ein bisschen erinnert die Mischung aus Tribal-Rhythmik und Thrash Metal schon an SEPULTURA zu Wurzelzeiten, doch das ist schon deshalb nicht schlimm, weil sich die Brasilianer letztlich doch in eine deutlich andere Richtung entwickelt haben, und außerdem sind die Parallelen auch nicht so aufdringlich, dass wir von einer Kopie oder einem Klon sprechen müssten. Dafür hat das Quartett aus Südamerika viel zu viele zündende und vor allem eigene Ideen.
Die Chilenen kombinieren nämlich sehr lockeres Leadgitarrenwerk mit massiven Riffs und durchaus als krass zu bezeichnenden Breaks und Rhythmuswechseln, an die man sich erstmal gewöhnen muss. Die Laut-Leise-Dynamik ist für eine Metalscheibe sehr ausgeprägt und kommt gerade bei einem in Spanisch gehaltenen Stück wie 'Ruca' sehr dramatisch rüber. Das Spannende an HUINCA ist, dass die Band sich nicht darauf beschränkt, bekannte metallische Stilelemente aufzuwärmen oder zu rekombinieren, sondern sie hat versucht, die Rhythmen, die Melodien und die Motive der chilenischen Folklore in ein Grundgerüst aus hartem Metal zu integrieren, und das ist ihr gelungen. Ganz egal, ob es harte Brecher sind, wie der Opener 'Mari Chi Weu', der auch Kampfesrufe der Mapuche-Sprache enthält, oder einfühlsame, sphärische Momente, wie sie etwa das großartige 'Scars' zu bieten hat. Oder zu guter Letzt völlig abgedrehte Percussion wie bei 'Boicot'.
Auch die Thematik der Texte ist authentisch: Es geht weder um Wikinger, noch um den Teufel oder Drugs & Rock'n'Roll. Es geht um Themen der südamerikanischen Heimat. Um den spanischen Imperialismus, den großen Einfluss der katholischen Kirche, den wichtigsten chilenischen Rohstoff Kupfer und vieles mehr, was die Chilenen bewegt. Das selbstbetitelte Debüt HUINCAs ist ein ziemlich heißer Tipp für alle, die über den Tellerrand des klassischen Metals hinaus blicken wollen und dabei nicht auf krampfhaft bemühte Avantgarde aus sind, sondern auf einen spirituellen und ehrlichen Versuch, die Seele der Heimat in die moderne Musik der großen weiten Welt zu integrieren. Dieser Versuch ist auf ganzer Linie gelungen, auch wenn das Ergebnis für manch europäisches Lauscherpaar etwas gewöhnungsbedürftig klingt: Man kommt schneller rein, als man denkt.
Anspieltipps: Ruca, Scars, Boycot, Extremist
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle