HOLY BLOOD - Waves Are Dancing
Mehr über Holy Blood
- Genre:
- Viking Metal
- Label:
- Bombworks / Blastbeats
- Intro (Instrumental)
- To Heaven
- The Spring
- Jerusalem
- I Flow Towards The Fate
- Baptising Of The Rus (Instrumental)
- In The Last Battle
- Fair
- Waves Are Dancing
- Outro (Instrumental)
Beginnen möchte ich diese Besprechung mit der Feststellung, dass wir es hier mit einer christlichen Viking-Metal-Band aus der Ukraine zu tun haben. Ungläubiges Staunen? Kann es so was geben? Macht so was Sinn? Nun, ja, es macht Sinn! Doch um dies zu erklären, muss ich etwas weiter ausholen: Die Hauptstadt der Ukraine ist Kiew, das im Mittelalter von einem warägischen Wikingerstamm aus Schweden erobert wurde, der sich "die Rus" nannte und dort den ersten richtigen Staat im ostslawischen Gebiet gründete, welcher als Kiewer Rus in die Geschichte einging. Deren Großfürst Wladimir I. war es schließlich, der 988 das orthodoxe Christentum als Staatsreligion einführte und die slawische Stammbevölkerung christianisierte. So brachten also die Wikinger das Christentum nach Russland und in die Ukraine, und mit genau dieser Zeitepoche befassen sich die Damen und Herren von HOLY BLOOD.
Doch nun zur Musik. Im Prinzip spielen HOLY BLOOD Viking Metal aus dem Bilderbuch und verbinden schwarzmetallische Raserei mit folkloristischen Melodieführungen aus den keltischen, germanischen und slawischen Kulturkreisen. Dazu gibt es eine gewaltige Dosis Epik und den gewichtigen Einsatz von Flöten, der bisweilen ein wenig an die Iren von CRUACHAN erinnert, ohne jene zu kopieren. Gesanglich verlegt sich Frontmann Fedor Buzilevich auf recht hohes, extremes Kreischen, das manchmal fast schon die frühen HELHEIM ins Gedächtnis ruft. Dazu gibt es mächtige, cleane Backingchöre, normal gesungene cleane Passagen und auch vereinzelte weibliche Gesänge von Keyboarderin Vera Knyazewa, die allerdings sehr passend und unaufdringlich eingesetzt werden. Nach einem von akustischen Gitarren, slawischen Melodien und den Ruderschlägen der Drachenboote auf der Wolga geprägten Intro beginnt "The Waves Are Dancing" mit dem kraftvollen, von mystischen Flötenklängen, Gitarrengewitter und eindringlichem Keifen dominierten 'To Heaven', das gleich den ersten Höhepunkt des Albums markiert. Schön ist hier vor allem, wie die epischen Passagen in gedrosseltem Tempo mit der insgesamt dominierenden Raserei kombiniert werden und der eine oder andere folkige Einschub für Auflockerung sorgt. Vogelgezwitscher und ein Intro mit Flöte und Handtrommel leiten das beschwingte, tanzbare 'The Spring' ein, das HOLY BLOOD auch durch die Fidelelemente von einer sehr folkloristischen, keltischen Seite zeigt. Das folgende 'Jerusalem' beginnt episch mit gemischtem Chorgesang und Flöte, wird dann aber richtig schnell, aggressiv und metallisch, wobei die Chöre durch das ganze Stück hindurch immer wieder auftauchen. Auch die folgenden Songs fallen qualitativ nicht ab, und gerade das sehr vielseitige und dramatische 'I Flow Towards The Fate', das tolle Instrumental 'Baptising Of The Rus' und das lockere 'Fair' zeigen die Ukrainer nochmals in ihrer ganzen Stärke, bevor der Titelsong samt Outro einem sehr schönen Album ein würdiges Finale bereiten. Als Bonus gibt es noch das recht professionell aus Livesequenzen, Spielszenen und Naturaufnahmen zusammengeschnittene Video zu 'The Spring'.
"The Waves Are Dancing" ist zwar relativ traditioneller Viking Metal und nicht über die Maßen innovativ, aber mit dem nicht allzu typischen Einsatz der Flöte, dem muttersprachlichen und variantenreichen Gesang mag die Arbeit der Kiewer durchaus als eigenständig gelten. In jedem Fall ist alles technisch und soundmäßig sehr gut in Szene gesetzt, abwechslungsreich und angenehm klischeefrei, so dass ich Wikingerfans durchaus empfehlen würde, mal Witterung aufzunehmen, sofern sie sich nicht daran stören, dass wir es hier mit bekehrten Ruderern zu tun haben. Wer sich näher mit der Geschichte der Kiewer Rus beschäftigen möchte, möge sich den ausführlichen Artikel hierzu bei Wikipedia durchlesen und einstweilen der Homepage der Band einen Besuch abstatten, um sich näher mit dieser interessanten und im Prinzip rundum empfehlenswerten Band aus der Ukraine vertraut zu machen.
Anspieltipps: Waves Are Dancing, The Spring, Jerusalem
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle