HöYEM, SIVERT - Endless Love
Mehr über Höyem, Sivert
- Genre:
- Singer/Songwriter; Melancholic Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Hektor Grammofon/Rough Trade
- Release:
- 23.05.2014
- Endless Love
- Enigma Machine
- Handsome Saviour
- Inner Vision
- Free As A Bird/Chained To The Sky
- Little Angel
- Wat Tyler
- Görlitzer Park
- At Our Evening Table
- Ride On Sister
Eindringliche Solo-Scheibe des ex-MADRUGADA-Sängers
Norwegen ist ein schönes Land, auch ein wildes Land. Als Süddeutscher sollte man jedoch nicht vergessen, dass es dort auch ein halbes Jahr lang sehr dunkel ist. So bietet Norwegen eine ideale Kulisse für düstere Geistesbewegungen, und welches Thema ist geeigneter, sich in schwermütigen Gedanken zu verlieren, als die Liebe?
Der Sänger SIVERT HÖYEM stammt nun aus dem Norden Norwegens und stellt sich auf seinem Soloalbum "Endless Love" die Frage nach den Vergänglichkeit der Liebe. Das Gefühl von Verlust ist HÖYEM leider nicht fremd, denn seine Stammband MADRUGADA löste sich nach dem Tod ihres Gitarristen Robert Burås auf. Auch im Vorfeld dieser Veröffentlichung hat es einen Todesfall gegeben, der Höyem sehr weh getan hat. Und so ist auch Höyems Fazit zum Thema Liebe, dass sie weder endlos noch erneuerbar ist. Auf poetische Weise wird hier der romantische Traum vom Glück bis ans Lebensende zerstört und zu einem tragischen Missverständnis reduziert.
Wie ist nun die Musik dazu? Nun, im Zentrum steht die tiefe und eindringliche Stimme von SIVERT HÖYEM, irgendwo zwischen Nick Cave und David Eugene Edwards (WOVEN HAND). Der Metaller kennt die Stimme auch, und zwar von 'Phoenix', dem fantastischen Ausreißer auf der neuen SATYRICON-Scheibe ("Satyricon"). Die Arrangements um die Stimme herum indes variieren von dunklem Pop mit dezenten elektronischen Percussions (der Titelsong) über langsamen, schwermütigen Rock mit leichtem Gothic-Touch ('Little Angels') bis hin zu nahezu akustischen Songs. Das eindringliche 'Inner Vision' wird lediglich von Piano und Orgel begleitet, bei 'Free As A Bird/Chained To The Sky' dient die Akustik-Gitarre zur Begleitung. Ähnlich wie JEFF BUCKLEY wählt sich Höyem also genau das aus, was am besten zum Song passt und lässt sich nicht auf einen bestimmten Stil festnageln, denn auch Blues, Gospel und Country ('Wat Tyler') verirren sich in der Höyem'schen Düsterrock-Cocktail. An dieser Stelle ist jedoch deutlich zu machen, dass Höyem hier eben nicht den Fehler macht, in goten-kitschiger Schwermut zu versinken und auf die Tränendrüse zu drücken. Die Musik ist erwachsen und kunstvoll und verlangt schon ein paar Durchläufe zur Zündung. Es ist eben ein Album eines achtunddreißig-jährigen Familienvaters, der sich fragt, ob in seinem Leben mit der Liebe alles so gelaufen ist, wie er sich das früher mal gedacht hat. Gedanken, mit denen Höyem heutzutage ganz sicher nicht allein auf der Welt ist. Jetzt frage ich mich nur, ob Höyems Frau das Album hört und die Texte liest und ob und wie sie reagiert.
Fazit: Das Album ist toll, zeigt einen Künstler mit enormem Tiefgang, der allein schon durch seine ausdrucksstarke Stimme unter die Haut gehen kann. Dennoch wünsche ich mir jetzt eine langfristigere Kollaboration mit SATYRICON-Satyr, denn so gut die Musik auf "Endless Love" auch ist, gemeinsam mit Satyr könnte Höyem etwas ganz Großes und in der Form noch nie da gewesenes schaffen, wie 'Phoenix' beweist. Also auf geht's, Jungs!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Thomas Becker