HEVEIN - Sound Over Matter
Mehr über Hevein
- Genre:
- Metal
- Label:
- Spinefarm/Universal
- Release:
- 16.06.2006
- Break Out The Hammers
- Worth Fighting For
- iOta
- As Far As The Eye Can See
- Only Human
- Bleed The Day
- Beg To Differ
- Hold Fast
- New Hope
- Last Drop Of Innocence
ANATHEMA. DEVIN TOWNSEND. IN FLAMES. MACHINE HEAD. MOONSPELL. OPETH. PANTERA. PINK FLOYD. SOILWORK...
Das sind nicht meine letzten CD-Einkäufe, sondern einige der musikalischen Einflüsse von Leif Hedström (Gitarre) und Alpo Oksaharju (Schlagzeug), Gründungsmitglieder von HEVEIN, dem vermutlich nächsten großen Ding aus Finnland. Gut, man könnte hinterfragen, warum der Grundstein dieser Formation bereits 1992 gelegt wurde, aber die Sache erst nach dem Einstieg von Ex-APOCALYPTICA-Cellist Max Lilja derart ins Rollen kam, dass man mit einem Umweg über Spinefarm in Deutschland unter die Fittiche des Branchen-Riesen Universal (der zufällig auch die Cello-Truppe unter Vertrag hat) schlüpfen konnte. Muss man aber nicht. Denn die "wohl innovativste Metal-/Rock-Band im Mainstream-Bereich, die man dieses Jahr zu hören bekommen wird", schafft es tatsächlich, bereits auf ihrem Debüt "Sound Over Matter" vollends zu überzeugen. Neben den genannten Einflüssen prägen das Cello sowie die Violine von Aino Piipari den facettenreichen Sound der Finnen, deren Frontmann Juha Immonen (hervorragend unterstützt von Gitarrist Leif Hedström) stimmlich leicht an Ex-AMORPHIS-Sänger Pasi Koskinen erinnert. Und diese beiden, für den Metal eher untypischen Streich-Instrumente werden nicht nur in den Balladen eingesetzt, sondern stehen Bass, Gitarre und Schlagzeug stets gleichberechtigt zur Seite.
Wer angesichts der Single-Auskopplung 'Last Drop Of Innocence' vermutet, dass die sechsköpfige Formation auf Mainstream-Nummer sicher geht, wird schnell eines besseren belehrt, denn der Opener 'Break Out Of The Hammers' ist wirklich ein ziemlich brachialer Hammer! Doublebass-Schlagzeugparts, thrashige Riffs, markerschütternde Growls - die Gothic-Girlies, die in Erwartung einer weiteren Weichspül-Band hier ein Ohr riskieren, werden nicht geschont. Nur der Refrain ist überwiegend melodisch und hat echtes Ohrwurmpotential. 'Worth Fighting For' ist ein hinreißender Bastard aus AMORPHIS-typischen Harmonien, SOILWORK-artigen Wechselgesängen und APOCALYPTICA-verwandten Streicher-Arrangements. Und ähnlich spannend geht es in einem fort: Der treibende Rocksong 'iOta' mit den psychedelischen oder gar leicht disharmonischen Einsprengseln und dem verträumten Ende. Die angenehm unkitschige Ballade 'As Far As The Eye Can See', die sich von ANATHEMA-beeinflusster Melancholie über einen großartig-hymnischen Refrain hin zu einem fulminanten Gitarren-Streicher-Duell steigert. Das wundervolle 'Only Human', das mit folkloristischen Geigenklängen beginnt, wieder melancholisch fortfährt und zwischendrin verdammt an AYREON erinnert. Aber halt, hatte ich nicht versprochen, dass HEVEIN auch rocken können? Bitte schön, 'Bleed The Day' thrasht - bis auf den erneut sehr eingängigen Refrain und das obligatorische Streicher-Intermezzo - was das Zeug hält, und auch 'Beg To Differ' (toll, wie hier stellenweise jeder gegen jeden anzuspielen scheint) kommt in den Strophen ohne klaren Gesang aus. 'Hold Fast' vereint in fünfeinhalb Minuten Länge gleich alles, was den Sound von HEVEIN bisher ausgemacht hat, garniert mit IN FLAMES-artigen vocal lines in den Strophen, OPETH-lastigen Riffs im hinteren Drittel und einem herrlich angepissten sepulturischen "Rise, Rise, Rise" gegen Ende. Nach einer derartigen Reizüberflutung kommt das romantische Instrumental 'New Hope' (nur Akustik-Gitarre und Streicher) gerade richtig. Das finale 'Last Drop Of Innocence', in der Single-Auskopplung auf airplay-taugliche viereinhalb Minuten zurechtgestutzt, hat in der Album-Version satte drei Minuten mehr, baut sich allein schon über diese Zeitspanne langsam und sehr düster auf, bevor es in einen sehr "finnischen" Power-Chorus mündet.
Was gibt es noch zu sagen, außer dass diese Scheibe mich förmlich umgehauen hat? "Sound Over Matter" hat eine glasklare Produktion, jedes Instrument ist detailliert auszumachen, und trotz aller Vergleichsbemühungen kann ich HEVEIN eine erfrischende Eigenständigkeit attestieren, die für die Zukunft (denn nochmals, wir sprechen hier von dem Debütalbum!) Großes erhoffen lässt. Ich bin begeistert!
Anspieltipps: Jeder Song ein Hit!
- Redakteur:
- Elke Huber