HEMLOCK SMITH - Keep the Devil Out Of Hillsboro
Mehr über Hemlock Smith
- Genre:
- Songwriter/ Easy Listening/ Dark Pop
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Phénix Records/ Radar
- Release:
- 07.09.2009
- Keep The Devil Out Of Hillsboro
- Blink
- My Wonderful Bereaved
- Queen Of The Spring Ball
- Dunkirk/ Jerusalem
- Spring Is Mine
- Brackets
- Family Tree
- Everyone I Love
- The Loveless Eternal
- Little Jesus & The Housecat
- Carnival Of Souls
- The North Sea
- Testament
Wie eine heisse Wanne mitten im bitterkalten Regen.
HEMLOCK SMITH aus Lausanne hat eine Platte zum Zuhören erfunden und eingespielt. Es ist deren dritte. Die üppige Instrumentierung - all die Melancholiepianos, die sandigen Geigenwirren, die sehnsüchtigen Akkordeonstrecken – all diese werden vor allem in belgischen Bands gern eingesetzt. Nicht wenige Franzosen auch wissen sich so schmachtend-blinzelnd auszudrücken. Auch das Lausanne im französischsprachigen Teil der Schweiz hat demzufolge solche schwarzgewandteten Söhne und Schwestern. Nicht umhin kommt aber der aufmerksame Betrachter, eine gewisse Inszenierung zu erkennen, traurig lugt die Zielperson auf dem Album auf die öden Kiesel zu seinen Füssen, bevor er gleich effektvoll mit einem "Film Noir"-Koffer in die offene karge Gegend traumatisieren wird. Solche überladene Symbolik macht misstrauisch, schon, weil das Motiv so selten gar nicht ist.
'Brackets' schubst eine MADRUGADA-Gitarre nach vorn, da ist der anfängliche Zweifel schon in zwei oder drei wohlwollenden Beiträgen erstickt worden. Nur tiefes Flüstern und ein verhaltenes Singen aber überzeugt nicht in vollem Umfang. Leider nuschelt oder raspelt Sänger Michael Frei nicht sehr viel, was das morbide Innenleben der gesamten Platte noch und noch besser aufdecken könnte. Zu klar die Worte, zu sehr textorientiert klingt das, einfach dem stimmlichen Beitrag seinen Lauf lassen, möchte man selbst dem präsenten Mann mit dem tiefen Timbre zuraunen. Zerstört oder gestört wird das gesamte Werk dadurch nicht, dafür steckt viel zu viel Liebe im Detail, in der Heranführung und dem Einsatz von Barocktrompeten, Jazzsaxophonen, Klingeln, einen dunkelblauen Schlagzeug – einfach unersetzbar ist solche ein Virtuosität. Für unser Befinden.
Die Musik der Schweizer hat es bald geschafft, sich neben einen zu setzen, ohne Erschrockenheit, bald hat sich eine feine Vertraulichkeit niedergesetzt. Mit 'Everyone I Love' wird der Kamin angefeuert, mit 'Little Jesus & The Housecat' der Tee eingegossen, mit dem traurigen 'The North Sea' den trüben Winterhimmeln entgegengebangt. Wer sich Zeit nehmen will und muss, abzuschalten oder in sich hineinzulauschen, für den ist die Musik von HEMLOCK SMITH eindeutig die richtige Untermalung.
Zum kühlen Schluss noch die gar nicht kalten Querverweise auf Menschen, deren Platten in Lausanne durch die Täler tönen: LAMBCHOP, dEUS oder auch Nick Cave und ABSYNTHE MINDED.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben