HELRUNAR - Frostnacht
Mehr über Helrunar
- Genre:
- Heathen/Black Metal
- Label:
- Lupus Lounge / Prophecy / Soulfood
- Release:
- 24.10.2005
- Birke im Moor
- Frostnacht
- Unten und im Norden
- ... bis die Seele gefriert
- Nachtfrost
- Der Trank des Gehängten
- Neun Nächte
- Älter als das Kreuz
- Dreifach Dorn
- Mimis Brunnr (Gratr Önnor)
Nach dem vor zwei Jahren erschienenen Demo "Gratr", welches in der Black Metal Szene bereits für Furore sorgte, und der gelungenen Split-CD mit NACHTMAHR, erscheint nun das erste Album des Münsteraner Trios HELRUNAR. Im Gegensatz zu den Releases manch anderer Heathen/Pagan-Black-Metal-Band ist auf "Frostnacht" keine typische klischeehafte Lyrik zu finden. Stattdessen befassen sich die teils in Isländisch gehaltenen Texte mit "schmerzhaften Erfahrungen und was diese mit Menschen machen" oder der Erinnerung an alte Zeiten, sei es "durch Dichtung und Lied ('Der Trank des Gehängten'), durch unbewusstes Wissen ('Älter als das Kreuz') oder durch Überlieferungen ('Mimis Brunnr')". Bezug genommen wird jedoch stets auch auf die Gegenwart.
Musikalisch kommt das zehn Lieder umfassende Album wesentlich druckvoller daher als das Demo, was wohl auch dem Prophecy-Sublabel Lupus Lounge zu verdanken ist. Die Gitarren klingen klarer und sauberer und werden nicht mehr ganz so stark verzerrt wie noch auf "Gratr". Doch schaffen sie es, "Frostnacht" einen außergewöhnlichen Facettenreichtum zu verleihen, wozu nicht zuletzt auch die geschickt eingewobenen akustischen Momente beitragen.
Schon das Intro 'Birke im Moor' erzeugt eine düstere, kalte Stimmung: Der Wind heult auf, trägt eisige Windböen mit sich, langsam setzen die Gitarren ein, untermauern die kalte Atmosphäre gezielt mit disharmonischen Klängen, und eine gedämpfte Stimme erzählt von dem Gräbern im Moor. Anstatt zu Synthesizer oder Keyboard zu greifen, nehmen sich HELRUNAR lieber Akustikgitarre oder Maultrommel zur Hand.
Ähnlich abwechslungsreich wie der Einsatz der Instrumente gestaltet sich auch das Tempo: Während beispielsweise der Titeltrack 'Frostnacht' oder '… bis die Seele gefriert' wie ein Donnersturm über den Hörer hinwegfegen, ist mit 'Neun Nächte' auch ein durchgehend langsamer, rein akustischer Track vorhanden und 'Älter als das Kreuz' verbreitet eine schleppende, fast melancholische Stimmung, die jedoch mit dem darauf folgenden "Dreifach Dorn", einem "Schmähvers" gegen ungerechte Autoritäten allein schon durch den Wahnsinnsrefrain sogleich wieder zunichte gemacht wird. Auch auf gesanglicher Ebene hat sich die Band weiterentwickelt; so klingt der wortgewaltige Sänger nun noch fieser und dreckiger und auch kurze Klargesangspassagen lassen sich in HELRUNARs neuestem Werk finden.
"Nichts ist vergessen. Nichts ist jemals vergessen", bringt Skald Draugir das Album auf den Punkt. Für alle, die sowohl die ursprüngliche Kraft des nordischen Black Metals als auch die vorchristliche Spiritualität nicht dem Vergessen ausliefern wollen, ist dieses Album ein absoluter Pflichtkauf. Anspieltipps vermag ich bei diesem Werk nicht zu geben, da sich trotz des abwechslungsreichen Materials alle Kompositionen nahtlos ineinander einfügen und ich so das Gesamtkunstwerk nur zerstückeln würde. Mit HELRUNAR hat die deutsche Schwarzmetall-Szene eindeutig eine Band mehr, die sich weit von den üblichen Klischees abhebt und es schafft, faszinierenden Black Metal zu zelebrieren.
- Redakteur:
- Sebastian Schlag