HELLSONGS - Hymns In The Key Of 666
Mehr über Hellsongs
- Genre:
- Jazz
- Label:
- Despotz Records
- Release:
- 27.06.2008
- The Trooper
- Symphony Of Destruction
- Rock The Night
- Seasons In The Abyss
- We're Not Gonna Take It
- Blackened
- Thunderstruck
- Run To The Hills
- Paranoid
- Princess Of The Night
Aus Schweden ist ja irgendwie alles Ausnahme, aber ausnahmiger als HELLSONGS geht's nun wirklich nicht mehr: Alte Metal- und Rock-Klassiker ein warmes Jazzgewand zu verpassen hat es in sich, und das nicht nur für Fans der seichteren Töne ...
Manchmal, aber wirklich nur manchmal passieren in der Musikszene die richtigen Dinge zur richtigen Zeit.
Vor etwas mehr als einem Jahr noch waren HELLSONGS so etwas wie ein Geheimtipp. Ein Trio aus Schweden coverte Rock-Klassiker im Lounge-Stil, fabrizierte aus Evergreens der Stromgitarrenmusik zeitlose Interpretationen stimmungsvoller Minimal-Klangkunst.
Selbstverständlich schien es schon fast, als die Truppe sich im Copyright-Geflecht verfing, wie schon so viele andere vor ihnen. Weniger selbstverständlich war, dass jemand das Trio an die Hand nahm, die juristischen und geschäftlichen Hindernisse aus dem Weg räumte und Harriet Ohlsson, Johan Bringhed und Kalle Karlsson das zuende bringen ließ, was sie so eindrucksvoll angefangen hatten.
Das Ergebnis des Ganzen liegt nun vor mir, und über die Freude dieses Ereignisses zu übertreiben, bin ich nicht in der Lage. Zusammenreißen, professionell an die ganze Sache rangehen, das ist auch nur eine Band wie jede andere. Alles Selbstlügen, es bringt nichts: die Platte ist gigantisch.
Song für Song arbeitet, falsch, genießt man sich durch die Platte, und die Coverversionen von 40 Jahren Rockgeschichte stehen an der Wand und schämen sich zugrunde, denn das was man hier zu hören bekommt, sind keine plumben Neuaufnahmen, dies sind Interpretationen im wahrsten Sinne des Wortes.
Wo das Original von 'The Trooper' noch mitreißt und eine reißende Anklage ist, führen HELLSONGS den Song in ruhigere Gefielde, wo der Text umso eindringlicher, aber Welten weniger wütend ins Mark dringt - und dafür mit Hilfe der fantastisch abgestimmten Instrumentalfraktion eine Klangkulisse aufbaut, die an Eindringlichkeit dem Original in nichts nachsteht, und doch so anders ist.
'Symphony Of Destruction' reißt ebenso wie das Original mit, keine Frage, doch bleibt die Gewalt auf der Strecke, hier tanzt der Song Hand in Hand mit der weichen und doch so präsenten Stimme der Sängerin um einen herum, und es zahlt sich aus, dass das Trio Gastmusiker an Bord geholt hat, die auf der Platte immer wieder die Songs um so viele feine Klangnuancen und Facetten bereichern.
'Rock The Night', einer der Partyknüller jeder Gitarrenversierten Nacht, wird ausgebremst und wird so schwer mit Stimmung beladen, dass jede Sekunde drei Erdmassen zu wiegen scheint, und doch geht der Song dank dem raffinierten Zusammenspiel zwischen Klavier und Gitarre leicht ins Ohr.
'Seasons In The Abyss' führt die Reihe der Rock- und Metal-Hymnen nahtlos fort, zu selbstverständlich ist es, dass SLAYER ebenfalls in diese Reihe gehören. An der Art dieser Interpretation lässt sich nicht rütteln, nie waren SLAYER wärmer, nie schöner, nie melodischer, nie pompöser. Und nie langsamer.
'We're Not Gonna Take It' ist eine Homage an die Stimme der Sängerin, die Instrumentalfraktion fügt sich ehrfurchtsvoll in den Hintergrund und beweist die Fähigkeit, die Kraft ihrer Frontfrau dezent zu unterstreichen, was dem Song in atemberaubende Minuten verwandelt. Sanft und kraftvoll zugleich schwingt die Stimme Harriets durch den Äther und sorgt dafür, dass der Song trotz seiner Ruhe nichts von seiner Energie verliert.
Mit 'Blackened' treten METALLICA in den Kreis, die schon mit APOCALYPTICA eine persönliche Coverband hatten, und mit HELLSONGS nun zu neuen Ehren kommen. Die drückende Schwere des Originals wird in eine spielerische Klavier-Percussion-Komposition verwandelt, in der die Gitarren dem lockeren Charme des Songs entsprechen, während sich die Stimme der Sängerin nahtlos in dieses Gefüge einpasst und dafür sorgt, dass der Song nicht an Leichtigkeit verliert.
'Thunderstruck' dürfte wohl die Hymne sein mit der wirklich alle was anfangen können. Schon die ersten Sekunden des Songs machen klar, worauf hier Wert gelegt wird: Stimmung. In den ersten Minuten tritt die Instrumentalfraktion komplett in den Hintergrund, leichte Gitarrenklänge bereiten den Weg für das Zusammenspiel der Stimmen, was eigentlich für den kompletten Song ausreichen dürfte, aber gen Mitte des Stücks erliegt man doch dem mitreißenden Original und drückt noch einmal kräftig aufs Gas.
'Run To The Hills' kennt man schon aus der EP "Lounge", hat aber im Verbund mit den neuen Songs nichts an Charme verloren. Die verspielte Gitarrenversion des Songs zeugte schon vor mehr als einem Jahr davon, was in dieser Band steckt.
'Paranoid', die langsame, schon fast schleichende Version des BLACK SABBATH-Songs mit der denkwürdigen Stimme der Sängerin stellte auf der EP das absolute Highlight dar, und dürfte auf dieser Platte ebenfalls zu den stärksten Songs gehören, auch wenn die Aufmachung nicht so anspruchsvoll ist wie bei den neueren Songs.
'Princess Of The Night' stellt den finalen Song, und hier werden SAXON melodisch und eindringlich mit verspieltem Klavier und sanft im Hintergrund arbeitender Gitarre interpretiert, was der Platte einen letzten Höhepunkt verleiht.
Alles in allem ein Album, das es wirklich in sich hat, die gekonnte Umwälzung der Rock-Evergreens in die Gefilde von Jazz und Lounge dürfte selbst hartgesottene "Metal as Metal ever has been..."-Verfechter knacken, denn die instrumentell sowieso gesanglich voll überzeugende Arbeit des Trios darf nicht zu gering geschätzt werden.
Pflichttipp für alle, die es gerne auch was ruhiger mögen.
- Redakteur:
- Michael Kulueke