HELLOWEEN - Gambling With The Devil
Mehr über Helloween
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- SPV
- Release:
- 26.10.2007
- Crack The Riddle
- Kill It
- The Saints
- As Long As I Fall
- Paint A NEw World
- Final Fortune
- The Bells Of The 7 Hells
- Fallen To Pieces
- I.M.E.
- Can Do It
- Dreambound
- Heaven Tels No Lies
Meines Erachtens hat man HELLOWEEN in den vergangenen Jahren viel zu unkritisch beäugt. Während die vergangenen Alben zumindest nach dem katastrophalen "The Dark Ride" wieder einen leichten kompositorischen Aufwärtstrend erkennen ließen, war so manche Bühnendarbietung doch eher lustlos, bisweilen sogar ungewohnt schwach, was berechtigterweise die Frage aufwarf, ob eine Zukunft in dieser Konstellation überhaupt noch Sinn macht. Als man dann vor zwei Jahren auch noch großspurig den dritten Teil der "Keeper Of The Seven Keys"-Trilogie veröffentlichte und versuchte, einige Unzulänglichkeiten durch diverse, lange bewusst verschobene Retro-Elemente wieder zu kaschieren, durfte so manchem treuen Anhänger der Kragen platzen - selbst wenn die Platte an sich anständig war. Nur glaubhaft war es sicher nicht ...
Inzwischen stiegen auch wieder die Erwartungen an das neue HELLOWEEN-Album, welches dieser Tage unter dem verheißungsvollen Titel "Gambling With The Devil" auf den Markt kommt. Und glaubt man den ersten Höreindrücken, so ist die Vorfreude zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder durchaus berechtigt, denn schon die ersten Takte der mittlerweile zweiten Full-Length-Veröffentlichung versprechen, einen der besten Band-Releases seit langer Zeit eingeschoben zu haben. Nach dem gesprochenen Intro, welches niemand geringer als Ober-Sachse Biff Byford übernahm, geht es mit dem aggressiven 'Kill It' in bester 'Push'-Manier aggressivst los, bevor dann mit dem epischen 'The Saints' und der melodischen ersten Single 'As Long As I Fall' direkt zwei echte Granaten nachgeschoben werden. Freudig ob des Gehörten sieht man schon den legitimen Nachfolger des besten Deris-Albums "The Time Of The Oath" entgegen, wird mit zunehmender Dauer dann aber doch wieder enttäuscht. Dem fulminanten Auftakt folgen nämlich gleich wieder mehrere Lückenfüller, in denen man zwar ebenfalls die üblichen HELLOWEEN-Trademarks wiederentdeckt, gleichzeitig aber auch auf ein wenig Orientierungslosigkeit stößt. Das wechselseitige 'The Best Of The 7 Hells' versucht Aggressivität mit klassischen Melodic-Metal-Hooklines zu verknüpfen, scheitert jedoch, wohingegen die Refrains von 'Final Fortune' ebenfalls ausbaufähig scheinen. Peinlicher wird's hingegen noch im Happy-Metal-Revivial 'Can Do It', in dem die netten Ideen durch ein völlig überflüssiges Keyboard aus der Bahn geworfen werden. Musste das denn sein?
Nun, von einer Enttäuschung zu sprechen wäre aber in diesem Fall definitiv vermessen, nicht zuletzt weil die Band sich ausgesprochen wagemutig zeigt und bemüht ist, altbewährte Stilmittel mit modernen Genre-Zutaten zu mischen. Dies ist den Kürbisköpfen über weite Strecken sehr gut gelungen, wobei dieses Mal vor allem Frontmann Andi Deris für seine starke Performance gelobt werden muss. Nicht selten bekommt man den Eindruck, dass er es ist, der die Songs zusammenhält und die gute Position der Truppe auch weiterhin sichert. Dennoch ist "Gambling With The Devil" auch "nur" ein ziemlich gutes Album, das nur bedingt mit den Meisterwerken der Vergangenheit messen kann. Verfechter der Hamburger Originale mögen zwar meinen, dass derartige Vergleiche heuer unfair sind, jedoch sei in diesem Sinne darauf verwiesen, dass die Band sich selbst noch kürzlich mit altem Ruhm hat schmücken wollen. Aber da sich die Platte zweifelsohne sehr schön in die musikalische Entwicklung der vergangenen Jahre eingliedert, dürfen sich Fans wider der benannten Skepsis auf ein recht ordentliches, dabei aber überraschend fortschrittliches Album freuen. Jetzt fehlt nur noch, dass die Band die Energie auf der anstehenden Tour mit GAMMA RAY auch endlich wieder auf die Bühne bringt. Dann wäre selbst ein kritischer Anhänger wie meinereiner bereit, diverse Fehlleistungen der Vergangenheit zu vergessen.
Anspieltipps: The Saints, Dreambound, Heaven Tells No Lies
- Redakteur:
- Björn Backes