HELLOWEEN - Chameleon
Mehr über Helloween
- Genre:
- Heavy / Art Rock
- Label:
- Sanctuary / Rough Trade
- First Time
- When The Sinner
- I Don't Wanna Cry No More
- Crazy Cat
- Giants
- Windmill
- Revolution Now
- In The Night
- Music
- Step Out Of Hell
- I Believe
- Longing
"Chameleon", ein Album, mit zahllosen Vorurteilen ausgestattet, und die LP, mit der die Hamburger für viele Fans der alten Stunde ihr Todesurteil unterschrieben haben, ist historisch nach der Glanzphase ("Keeper"), der unterschätzten Phase ("Bubbles") und vor der Neuzeit-Phase ("Rings" bis heute) einzuordnen. Was trieb die Kürbisköpfe dazu, dem Heavy Metal zu achtzig Prozent den Rücken zu kehren und auf experimentellen Heavy Rock zu setzen?
Ich kann mich noch gut an eine Aufzeichnung eines Konzertes der ehemals erfolgreichsten deutschen Metalband überhaupt im Rockpalast des WDR erinnern (kurz vor der Veröffentlichung von "Chameleon"). Schon damals konnte man die Unzufriedenheit der Bandmitglieder und die internen Spannungen spüren. Vor allem Weikaths (g.) Aussagen über das kommende Album sollten sich bewahrheiten. Es werde Experimente geben, die man so noch nicht gehört hat. Recht hatte er, auch wenn er damit viele Fans vor dem Kopf stieß ...
Nüchtern betrachtet, ist "Chameleon" eine gute bis sehr gute Rockplatte mit Metaleinflüssen, vor allem aber ungewöhnlich großer Artenvielfalt. 'First Time' ist ein Uptempo-Rocker, der noch am ehesten an die älteren HELLOWEEN erinnert. Ansonsten geht es schmalzig-balladesk ('I Don't Wanna Cry No More', ein Song über den gestorbenen Bruder des damaligen zweiten Gitarristen Grapow), ungewohnt experimentell ('Crazy Cat' und 'Step Out Of Hell', mit besonderer Orchesterbetonung) oder etwas zu langatmig ('Revolution Now', nichtsdestotrotz mit witzigen Cover-Einlagen wie dem San-Francisco-Song) zu. Damit hätten wir die fünf schwachen Songs genannt. Was ist mit den restlichen sieben? Ja, meine Freunde, diese gehören zumindest größtenteils zu den besten Songs, die HELLOWEEN je geschrieben hat! Da wäre das atmosphärische Monster 'I Believe' mit einem der besten Refrains der Bandgeschichte, 'Giants' mit einem grandiosen Riff oder 'Windmill', der ruhigste Song im kompletten Bandkatalog, aber wohl der einzige Track, in dem Kiske so singen darf, wie er öfters wollte, in tieferen Regionen. Gänsehaut garantiert!
"Chameleon" spaltet die Anhängerschaft wohl noch heute, und genau wie ein zugegebenermaßen kleiner Teil das Album gut findet (ich zähle mich dazu) und ein anderer das Album hasst, ist ein Abschnitt des Albums genial, der andere dann doch etwas zu weit von der Musik entfernt, die man mit HELLOWEEN normalerweise assoziiert. Ein KISKE-Soloalbum hätte es dann schon eher getroffen, wobei wir beim Thema wären: "Chameleon" klingt zu einem großen Prozentteil wie die beiden Soloalben des ehemaligen Fronters, "R.T.S." und "Instant Clarity" (beide superb!). Wobei auch geklärt wäre, wer sich für die Stilrichtung des Albums verantwortlich zeigt ...
Schade, dass Weikath / Großkopf (b.) heutzutage nicht zur Vergangenheit stehen, denn die Highlights des Albums haben das Recht, auf jedem Konzert auf der Setliste zu stehen. Alle, die dem Album mit Vorurteilen gegenüberstehen, sollten bedenken, dass wir es hier mit einem der besten Sänger der Metal-Geschichte zu tun haben, es das letzte Album in der klassischen HELLOWEEN-Besetzung war (Hansen ausgenommen) und die Klasse der Songs nicht durch die Härte beurteilt werden kann. Wenn man die besten Songs aus den beiden, meist verabscheuten Alben "Pink Bubbles Go Ape" und eben "Chameleon" auf ein Album verbannen würde, würde dieser fiktive Langgriller den "Keeper"-Scheiben in nichts nachstehen, sie eventuell gar übertreffen! Danke für die Aufmerksamkeit. Punkt.
Anspieltipps: I Believe, Windmill, Giants, Music
- Redakteur:
- Christian Hubert