HELLOWEEN - Better Than Raw
Mehr über Helloween
- Genre:
- Melodic / Power Metal
- Label:
- Raw Power / Castle
- Release:
- 14.04.1998
- Deliberately Limited Preliminary Prelude Period In Z
- Push
- Falling Higher
- Hey Lord!
- Don't Spit On My Mind
- Revelation
- Time
- I Can
- A Handful Of Pain
- Laudate Dominum
- Midnight Sun
Vorsicht, alle Leute mit Vorurteilen gegenüber HELLOWEEN’s Schaffen seit Michael "Metal ist scheiße" Kiske sollten dieses Review nicht lesen, denn "Better Than Raw" ist und bleibt eines meiner Lieblingsalben. Man kann über Alben wie "Chameleon" (keinesfalls schlecht, nur anders) durchaus debattieren, aber wer bei diesem Album auch nur eine Sekunde schlechte Musik hört, ist taub.
Mich würde mal interessieren, was passiert wäre, wenn dieses Album eine neue Band herausgebracht hätte - überschwängliche Lobeshymnen wären an der Tagesordnung gewesen und die Band wäre ähnlich wie heutzutage MASTERPLAN abgefeiert werden. Aber HELLOWEEN werden nie wieder die "Keeper"-HELLOWEEN sein, die sie mal waren. Komischerweise beklagen sich auch jene Leute über "Better Than Raw", die Ende der Achtziger nichts als Kindermelodien bei den Keeper-Alben fanden. Genau die sind auf diesem Output nämlich Mangelware, doch von vorne ...
Schon das Intro ist für mich eines der besten der Metalgeschichte (neben "Regalis Apertura" von KAMELOT), von wegen obligatorisch, schon in diesen knapp zwei Minuten wird so viel Stimmung aufgebaut (man nimmt sich hier u. a. Orchesterklänge zu Hilfe), dass man sich dem Bann des Albums kaum mehr entziehen kann.
Völlig überrascht wird man auch bei 'Push' sein, so hat man Andi Deris nie gehört und wird ihn wohl auch nicht mehr hören. Unglaublich aggressive und hohe Tonlage in der Strophe, genialer Gegensatz zum Refrain und zum schier unglaublichen Mittelteil mit sensationellem Gitarrensolo. Ein untypischer Opener-Kracher!
'Falling Higher' ist schon eher HELLOWEEN-typisch, dennoch zeichnen sich auch hier vor allem die Riffs aus, die eben nicht so normal sind wie bei anderen Melodic-Metal-Bands. Hier wirkt einfach nichts durchgekaut.
'Hey Lord' kann man zusammen mit 'I Can' unter einem Tisch kehren, alles andere als Ausfälle, aber eben doch diese typischen Singles, die unter keinen Umständen das Album repräsentieren sollten, denn in jedem, ich wiederhole, jedem anderen Song dieses Rundlings findet sich so viel Innovation wie auf zehn HAMMERFALL- oder DREAM EVIL-Alben zusammen.
Ich erinnere mich noch, 'Don’t Spit On My Mind' war anfangs mein Liebling, ein eingängiger Midtempo-Song, der etwas an 'We Got The Right' erinnert. Mit der Zeit habe ich aber andere Lieblinge auf dem Album gefunden.
'Revelation' zum Beispiel, über das ich Romane schreiben könnte. So viele geile Zwischenspiele und Ideen, so viele Riffs unter einem Hut gebracht ... Dieses Songwriting grenzt an die Klasse von 'Metropolis' (DREAM THEATER), nur progressiv wird es nicht wirklich. Solche Songs würde ich mir auch auf "Rabbit Don’t Come Easy" wünschen. Für mich der bis heute beste HELLOWEEN-Song. Und wer meint, HELLOWEEN sei Happy Metal, sollte am besten genau hier reinhören.
Nach diesem Gewitter braucht man wieder etwas ruhigere Atmosphäre, und mit 'Time' konnte man es kaum besser machen. Eine melancholische Halbballade mit kitschfreien Melodien der Güteklasse eins a, hieran kann man sich einfach nicht satt hören!
'I Can' wurde oben behandelt, es folgt 'A Handful Of Pain', eine der schönsten Powerballaden dieses Planeten. Wieso dieser Song heutzutage live keine Berücksichtigung findet, ist mir schleierhaft.
Weiter geht's mit der nächsten Überraschung: 'Laudate Dominum' ist ein Song, der komplett lateinisch gesungen ist und der aufzeigt, wie melodischer, innovativer Metal fabriziert wird.
Und damit nicht genug, 'Midnight Sun' ist zusammen mit 'Revelation' der Überhammer unter den Überhammern. Alleine die zwei Minuten Intro mit Gitarrentapping ohne Ende sind das Geld für das Album wert. Die wunderbaren Schlagzeugsoli und der ausdrucksvolle Gesang verleihen dem Song weitere unvergleichliche Noten und lassen ihn zu einem meiner absoluten Lieblinge werden.
Ich weiß nicht, was HELLOWEEN in den Jahren 97/98 geritten hat, aber diese Ideenvielfalt wird auf keinem anderen HELLOWEEN-Album erreicht, so viel steht fest. Und wer was anderes behauptet, wird von mir persönlich geteert und gefedert. Außerdem sollte man seit diesem Album sämtliche Vorurteile gegenüber Andi Deris verloren haben, und die Instrumentalisten haben die Gelegenheit, sich als einige der besten des Planeten zu manifestieren (besonders Uli Kusch trommelt sich die Seele aus dem Leib).
Ich spreche hiermit einen Befehl an alle Headbanger aus, 'Midnight Sun' und 'Revelation' zu hören, danach das Album zu kaufen, sich in dieses Album zu verlieben und mir danach auf Knien zu danken. Was anderes werdet ihr nicht tun!
Anspieltipps: NICHT zuerst 'I Can' oder 'Hey Lord!'
- Redakteur:
- Christian Hubert