HEAVY PETTIN' - The Big Bang (Reissue)
Mehr über Heavy Pettin'
- Genre:
- AOR / Melodic / Pop-Rock
- Label:
- Burnt Out Wreckords / Cherry Red Records
- Release:
- 29.11.2019
- Born To Burn
- Romeo
- Lonely People
- This Is America
- Looking For My Love
- Madonna On The Radio!
- Don't Call It Love
- Heaven Sent
- Two Hearts
- City Girl
- Rock You Endlessly
So richtig "Bang" machte es doch nicht und "Big" wurden andere
An sich hätte die Geschichte dieser Schotten ganz anders verlaufen sollen, doch es hat aus diversen Gründen eben nicht sein sollen. Und so kam es, dass trotz durchaus respektabler Verkaufserfolge sowie ebensolcher Konzerte und Gastspielreisen, 1987 bei Polydor beschlossen wurde, den Vertrag mit der Band aufzulösen. Offenbar warf HEAVY PETTIN' zu wenig Gewinn für das Label ab und so wurde das bereits angekündigte dritte Album sogar auf Eis gelegt.
Für einen Teil der Fans dürfte das nachvollziehbar gewesen sein, schließlich hatte sich die Formation inzwischen meilenweit vom ursprünglichen Hard Rock entfernt und war gegen Ende der 80er Jahre bestrebt mit poppig unterfütterten Kuschelsounds im Fahrwasser diverser US-Bands zu reüssieren. Doch die Band glaubte zu diesem Zeitpunkt sehr wohl noch an sich selbst und da die Songs ohnehin längst fertiggestellt waren, musste HEAVY PETTIN' nur noch einen geeigneten Geschäftspartner finden um mit "Big Bang" (das "The" kam offenbar erst später zum Titel) doch noch durchstarten zu können. Das jedoch gestaltete sich schwieriger als von den Musikern angedacht und führte zu Unstimmigkeiten und internen Reibereien.
Zu gehörigen, denn zunächst verließ Gitarrist Punky Mendoza das Unternehmen und noch bevor es schließlich doch noch zur Veröffentlichung des dritten Drehers kommen sollte, tat es ihm Bassist Brian Waugh gleich und kehrte der Band ebenfalls den Rücken zu. Es sollte sogar noch schlimmer kommen, denn noch wenige Monate bevor "Big Bang" schließlich über FM Records aufgelegt wurde, gab HEAVY PETTIN' die Auflösung bekannt.
Kein Wunder daher, dass diese Scheibe schon damals eher stiefmütterlich betrachtet wurde und sich daran im Prinzip bis heute nichts verändert hat. Auch die liebevoll gestaltete Neuauflage dürfte nur schwer unters Volk zu bringen sein, denn die Band zeigte sich darauf zwar durchaus inspiriert, allerdings auch von einer auf Kommerz angelegten, kuschelweichen Seite, durch die so manch langjähriger Fan das Interesse an HEAVY PETTIN' verlor. Irgendwo nachvollziehbar, denn der Rock-Appeal war in den Hintergrund gerückt worden und den Gitarren wurde durch die Produktion jegliche Kraft genommen. Auch alle anderen Ecken und Kanten wurden im Studio hochglanzpoliert, wodurch einiges an Substanz flöten gegangen ist.
Übrig geblieben war ein vom typischen 80er Sound geprägtes Sammelsurium an Songs, die sich zwar durchaus auch für das Mainstream-Radio eignen würden, denen es aber zu einem großen Teil leider doch an zwingenden Momenten mangelte. Mit dem eröffnenden Melodic Rocker 'Born To Burn', dem schwer auf seinerzeit typischen US-Pop-Rock gebürsteten 'Romeo' sowie dem von der Truppe wohl als programmatisch angedachten 'This Is America' hatte HEAVY PETTIN' aber zumindest einige durchaus potenzielle Hit-Kandidaten am Start.
Schade nur, dass man im Studio dermaßen ängstlich agierte und jeden Ansatz von Dreck mit Akribie zu eliminieren versuchte. Das gelang, keine Frage. Als echter Hit entpuppte sich aber leider dennoch keiner der Tracks. Müßig zwar, darüber zu diskutieren, denn ist anzunehmen, dass die Formation heute einen wesentlich besseren Ruf hätte, wäre man den ursprünglich eingeschlagenen Weg weiter gegangen.
Zu einem Hit hätte übrigens auch 'City Girl' avancieren können. Allerdings scheint man diese Nummer zum Veröffentlichungszeitpunkt noch nicht geschätzt zu haben, schließlich kommt dieser Ohrwurm erst jetzt als Bonus-Track gemeinsam mit 'Rock You Endlessly' zu Veröffentlichungsehren.
Bleibt bloß noch zu hoffen, dass sich zumindest 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung doch noch eine Zielgruppe für "The Big Bang" finden lässt. So schlecht wie der Ruf des Albums sind die Songs nämlich auch nicht. Allerdings sollte schon ein Faible für zuckersüßen Plüsch-Sound haben und nicht sofort laut schreiend einen Raum verlassen, wenn ein typisch steril-unterkühltes 80er-Jahre-Drumkit den Takt vorgibt und quäkende Keyboard-Klänge eine deftige Sechssaitige zu substituieren versuchen.
- Redakteur:
- Walter Scheurer