HAVAMAL - The Shadow Chapter
Mehr über Havamal
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Art Gates Records
- Release:
- 21.05.2021
- The North Awakens
- Fenris
- Nidhoggr
- Kraken
- Empire Of The Ashen Sun
- Nornir's Call
- Jormungandr
- Hel
- The Curse Of Grendel
Mit Odin an unserer Seite
Kennt ihr noch das Heidenfest, diese durchaus illustre Konzertreihe durch Mitteleuropa mit Bands wie ENSIFERUM, TURISAS, EQUILIBRIUM, SUIDAKRA, HEIDEVOLK, FINNTROLL und WINTERSUN? Stellt euch vor, wir packen alle Bands zusammen in den Mixer, garnieren das Produkt mit einer entsprechenden Viking-Thematik, schrauben ein wenig am Hymnenfaktor und Härtegrad und schon haben wir eine recht gute Vorstellung von der Musik auf "The Shadow Chapter".
Zugegeben, ich kannte das HAVAMAL-Debüt "Tales Of Yggdrasil" nicht, wurde aber vom Eyecatcher-Artwork des Zweitwerk komplett in den Bann gezogen – ein Blindkauf quasi, der sich komplett gelohnt hat. Und bevor das Schattenkapitel aufgeschlagen werden konnte, füllte ich die Wissenslücke von 2019 und schon damals funktionierte der ganz eigene Stil der Schweden aus Viking-, Pagan-, melodischem Death- und ganz dezenten Black-Metal-Elementen schon enorm gut.
Auch der Nachfolger liegt schon in der ersten Runde wunderbar in den Kurven. HAVAMAL baut eine enorm druckvolle und mystische Atmosphäre auf, hat hauchzart an den Schräubchen gedreht, um "The Shadow Chapter" in sich noch stimmiger, homogener klingen zu lassen und zeigt sich selbst in bemerkenswerter Form. Man schnappt förmlich Schwert und Schild, zieht mit seinen Brüdern im Geiste in die Schlacht und kämpft bis zum letzten Atemzug. Ohne auch nur ansatzweise in den Kitsch abzudriften, sorgt die HAVAMAL-Epik, der leichte Anflug von Bombast und ein gewisser Pathos für das i-Tüpfelchen auf dieser unheimlich vielschichtigen Platte. Und wenn dann auch noch die Melodien von Beginn an zünden, hat man ein astreines Akustik-Schlachtfest vor der Brust.
Nachdem der Norden erwacht ist, schreckt das erste Kind Lokis durch den vor Kraft nur so strotzenden, leicht orchestralen Melo-Death und heult im Chor den Mond an. Während der Schlangendrache rhythmisch und noch melodischer am Weltenbaum die Toten peinigt, zeigen sich gigantische Meeresungeheuer in der tiefsten See von ihrer epischeren Form. Symphonisch geht die Sonne auf, der Ruf der Schicksalsgöttinnen ist wieder etwas wilder ohne jedoch die Harmonien und Schlachtgesänge außer Acht zu lassen und während sich die Midgardschlange akustisch recht nah an vorherigen Seemonstern orientiert, herrscht in Helheim ein anmutiger, melodischer aber auch gewaltiger Ton. HAVAMAL beendet die mythologische Reise mit einem Wasserausflug in die angelsächsische Heldenepik, bei der die Schweden das bisher so voluminös Gehörte noch einmal rekapitulieren und "The Shadow Chapter" einen sehr denkwürdigen Schlusspunkt verpassen.
Was für ein Brett, meine Herren. Dieses Zweitwerk hält nicht nur eine enorm spannende und kurzweilige Reise parat, sondern wurde auch mit einer ausdrucksstarken Note und großen Liebe zum Detail versehen. " The Shadow Chapter" macht vom ersten bis zum letzten Ton einen Wahnsinnsspaß und ist mein Geheimtipp der Saison an alle, die mit den oben genannten Bands etwas anfangen können. HAVAMAL setzt hingegen die Maßstäbe noch einmal neu und lässt uns tief in enorm spannende, mythologische Besonderheiten eintauchen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp