HARLOTS - Betrayer
Mehr über Harlots
- Genre:
- Postcore / Noise
- Label:
- Lifeforce / Soulfood
- Release:
- 08.02.2008
- The Weight Unweighable
- Avada Kedavra
- Full Body Contortion
- Dried Up Goliathan
- Building An Empire Towards Destruction
- Consensus For The Locus Of Thought
- This Is A Test, No Flesh Should Be Spared
- The Concept Of Existence
- Suicide Medley
Wohl dem, der das Chaos beherrscht, es sogar phasenweise zur Perfektion bringt. In der Prügelsparte haben unlängst massenweise Newcomer mit konfusen Rhythmen, vertrackten Arrangements und grenzübergreifendem Songwriting für Aufsehen gesorgt, jedoch blieb es bislang kaum einer Band vergönnt, ihre musikalischen Qualitäten gewinnbringend an den Mann zu bringen. Der Markt für den selbstbetitelten Chaos-Core ist noch recht schmal, da sich einerseits die Prog-Gemeinde noch nicht an die brutalen Breakdowns heranwagt, andererseits die Szene aber auch derart schnelllebig ist, dass die intensivere Auseinandersetzung mit speziell dazu auserkorenen Werken meist nur noch Wunschtraum, kaum jedoch mehr Realität ist.
Aus diesem Grunde dürften es auch die HARLOTS aus Ohio unheimlich schwer haben, irgendwo zwischen Death-Metal-Gitarren, Post-Core-Romantik, psychedelischen NEUROSIS-Anleihen und Hardcore-Geballer ihren Platz zu finden, zumal das Quartett all diese Inhalte stilübergreifend in Sekundenschnelle zusammenmischt und somit die Gesetze der musikalischen Logik gleich mehrfach auflockert. Dementsprechend mäßig entwickelt man ergo auch Zugang zum mittlerweile schon dritten vollständigen Album der Jungspunde.
Die Band schießt von Beginn an mit krassen Breaks um sich, knallt konträre Facetten unbedarft aneinander und erklärt zwischenzeitlich selbst Sickos wie JOB FOR A COWBOY für leichte Kost. Schon nach den ersten beiden Tracks hat man das Publikum schwindelig gespielt und richtig durchgerüttelt, so dass schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Wunsch nach einer kurzen Verschnaufpause aufkeimt. Eine solche gönnen die HARLOTS den Zuhörern allerdings erst im schwermütigen 'Building An Empire Towards Destruction', einem achtminütigen, schwermütigen Koloss mit deutlichen Querverweisen zu NEUROSIS und der gesamten Noisecore-Szene. Mit einem Mal verschwimmen die zerfleischten Arrangements zu einer zähen, riffbetonten Masse, deren Erhabenheit und Intensität vergleichbar mit den übrigen Geschossen ist, dabei aber einen Kontrastpunkt setzt, der einem kurzzeitig den Atem stocken lässt. Krass, was die vier Weirdos an ihren Instrumenten so draufhaben bzw. wie sie ihre handwerklichen Eigenschaften auch punktgenau ins Songwriting einbringen. Dass derartige Ausflüge in die Schwerelosigkeit jedoch nur von (relativ) kurzer Dauer sind, war zu erahnen. In der Schlussphase rüstet die Band noch einmal richtig fett auf, veranstaltet ein schier allumfassendes Brutalo-Feuerwerk und setzt dieses in den Kontext perplex stimmender Jazz-Rhythmen.
Spätestens mit dem Ausklang des deftigen 'The Concept Of Existence' weiß man, was hier die Stunde geschlagen hat. Es soll Leute geben, die hören sich TOOL, NEUROSIS, MASTODON und THE DILLINGER ESCAPE PLAN parallel an. Stromverschwendung, denn auf "Betrayer" bekommt man das Ganze kompakter und noch krasser.
Anspieltipps: Avada Kedavra, Building An Empire Towards Destruction, The Concept Of Existence
- Redakteur:
- Björn Backes