HäMATOM - Wut
Mehr über Hämatom
- Genre:
- Nu Metal
- Label:
- Megapress/Soulfood
- Release:
- 25.01.2008
- Los geht's
- Leck mich!
- Fremd
- Das schwarze Schaf
- Schmerz
- Ihr kotzt mich an
- Mit dem Kopf durch die Wand
- Freier Fall
- Bow
- Homo Sapiens
- Solange ich noch kann
- Vorspiel
- Sechs
- Willkommen im Nichts
HÄMATOM sind wütend. Diese Vermutung reift schon nach einem Blick auf den Albumtitel. Ob man sich deshalb gleich die doofen Pseudonyme "Nord", "Süd", "Ost" und "West" zulegen und alberne Masken tragen muss, sei hiermit zur Diskussion freigegeben. Und warum überhaupt solche Aktionen gefahren werden, wenn man doch eigentlich total böse wirken will, kann im Jahr 2008 nicht mehr beantwortet werden. Aber unfreiwillige Komik kommt immer gut und erhellt den Tag. Fronter Nord, der Einzige ohne künstliches Zweitgesicht, dafür aber mit kreuzgefährlicher Kriegsbemalung, brüllt "Leck mich, du Wichser!", "Ihr kotzt mich an!" oder "Bestrafe mich!". Und es kratzt weder Mensch noch Tier noch Wichser. Für die Sprach-Panne, das R zu rollen, gibt's demnächst sicherlich auch noch die "Guten Morgen, Deutschland!"-Medaille am schwarz-rot-goldenen Band. Gratulation im Voraus!
Um diesen Zirkus irgendwie in Richtung Gitarrenmusik zu manövrieren, hat Klampfer Ost, der mit seiner Vermummung aussieht wie Leatherface aus Saalbach-Hinterglemm, bei eBay ein paar ausgemusterte Riff-Tapes von SLIPKNOTs Mick Thomson und James Root geschossen und bis zum Erbrechen angehört. Entgangen ist ihm dabei jedoch, dass der darauf befindliche Krempel zu Recht in der Ecke und nicht auf 'ner CD der Amis gelandet ist. Das Geschrubbe auf dieser Scheibe bewegt sich dauerhaft zwischen Provinz-Muff und prähistorischem Nu Metal - ungelenk, unbeholfen, uncool. Anders verhält es sich auch nicht mit den Songs: Sie stottern, sie haken, sie humpeln, sie grooven selten. Sie gehen an die Substanz und verursachen Zähneknirschen und allgemeines Unwohlsein. Die schauderhaften 'Homo Sapiens', 'Leck mich!', 'Bow' und 'Los geht's' sind wahrlich harte Proben. Kein Klischee wird ausgelassen, jedes Fettnäpfchen punktgenau getroffen. Und während man darüber sinniert, ob das halbballadeske und schief gesungene 'Schmerz' noch schlechter ist als das balladeske und schief gesungene 'Freier Fall' oder der Text von 'Das schwarze Schaf' lustiger als der von 'Solange ich noch kann', wünscht man sich das Ende des Drehers, das letztlich viel zu spät kommt, sehnlich herbei.
Wen die Kapelle mit diesem silbernen Apparat in die Shops lotsen will, ist fraglich - vielleicht halten sich da draußen noch ein paar Leute auf, die bei Wörtern wie "Schwanz" oder "Hure", die (vereinzelt) über ranzige Sommerschlussverkaufs-Riffs krakeelt werden, umgehend abgehen, weil sie denken, gerade was schrecklich Krasses zu hören. Alle anderen gucken mal auf den letzten Track der Platte und vergessen den Bandnamen bitte sofort wieder - egal, ob sie sich im Norden, Süden, Osten oder Westen befinden.
Anspieltipps kann ich nicht ausmachen.
- Redakteur:
- Oliver Schneider