HACRIDE - Deviant Current Signal
Mehr über Hacride
- Genre:
- Progressive Thrash Metal
- Label:
- Listenable Records
- Release:
- 30.05.2005
- Human Monster
- Typo
- This Place
- Polarity
- Flesh Lives On
- Protect
- Cold
- Down
HACRIDE wandeln ganz klar auf den Spuren von Bands wie MESHUGGAH und beziehen zweifellos eine Menge Einflüsse bei den zurzeit megaangesagten Schweden, bleiben aber wie so viele Nachahmer weit hinter den Vorlagen des Originals zurück. Aber gut, es handelt sich ja beim Debütalbum dieser Franzosen nicht um den Versuch, den bestmöglichen MESHUGGAH-Clone darzustellen, sondern HACRIDE haben durchaus berechtigten Anspruch auf einen eigenen Sound, den sie auf "Deviant Current Signal" auch immer wieder pflegen. Das wirklich Außergewöhnliche an dieser Scheibe sind nämlich die manchmal unerwarteten Wendungen, die sich zumeist nach lang gezogenen hypnotischen Monsterriffs vollziehen und dann urplötzlich in ein vollkommen entspanntes Grundgerüst zurückzufallen. Am Abgefahrensten ist das bei 'Cold'. Hier baut sich zunächst eine sehr düstere Stimmung auf, und in dem Moment, wo die bedrohlichen Klänge kurz vorm Höhepunkt stehen, lassen HACRIDE alles zusammenbrechen und verwirren mit jazzigen Prog-Rock-Gitarren. Eigentlich eine coole Idee, für meinen Geschmack aber zu übertrieben und kalkuliert. Ähnliches hat Mike Patton in seinen jeweiligen Projekten jedenfalls auch schon betrieben. Aber ja, trotzdem ist 'Protect' ein guter, wenn auch schwer konsumierbarer Song.
Schwer konsumierbar ist auch der gesamte Rest des Albums, sieht man mal von 'Flesh Lives On' ab, wo man der Göteborg-Szene ein kleines ungewolltes Tribut zollt. Ansonsten meistern es HACRIDE nämlich doch recht überzeugend, eine NEUROSIS-artige finstere Stimmung zu erzeugen, den Hörer sogar durch die hypnotischen Riffs in den Bann zu ziehen, ihn aber auch im selben Augenblick wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Dazu benötigen die Franzosen gar nicht viele Breaks oder übertriebenen technischen Firlefanz (auch wenn im Verlauf des Albums recht schnell deutlich wird, dass die Jungs an ihren Instrumenten sehr fit sind), sondern sie holen sich dies alles über diese geile Atmosphäre.
Manche Idee mag zwar nicht so ganz passen zu wollen, aber wenn die Band bei 'This Place' in bester MESHUGGAH-Manier ein technisches Feuerwerk zündet und dann plötzlich ein orientalisches Akustiksolo startet und dieses wunderbar in das dynamische Kompositionsgerüst einbindet, dann hat das schon einen respektvollen Beifall verdient.
Ab und zu ist der Band jedoch auch danach, eine pure In-Your-Face-Attacke zu starten, wie etwa bei 'Typo' oder beim Opener 'Human Monster'.
Die Mischung ist daher der interessanteste Aspekt an "Deviant Current Signal", denn von der brachialen Härte und der technischen Vielfalt einer Band wie MESHUGGAH über die Schlagkraft einer Death-Metal-Truppe wie DISMEMBER bis hin zur bedrohlichen Hintergrundatmosphäre der legendären NEUROSIS hat man hier sämtliche Stilelemente zu einer Einheit zusammengestrickt. HACRIDE sind also nicht MESHUGGAH und schon ganz bestimmt nicht wie im Infoblatt angekündigt die neuen STRAPPING YOUNG LADS (dafür sind die Songs einfach nicht chaotisch genug), aber ganz sicher eine lohnenswerte Alternative für sämtliche Anhänger dieser Bands - und eine gute dazu!
Anspieltipps: This Place, Typo, Cold
- Redakteur:
- Björn Backes