HACRIDE - Amoeba
Mehr über Hacride
- Genre:
- Progressive Thrash Metal
- Label:
- Listenable/Soulfood
- Release:
- 02.03.2007
- Perturbed
- Fate
- Vision Of Hate
- Zambra
- Liquid
- Cycle
- Deprived Of Soul
- Strength
- Ultima Necat
- On The Threshold Of Death
Fenster zu, Schwiegermutter nach draußen schicken, Kuh im Garten anbinden – es kommt 'ne dicke Sturmfront aus Richtung Frankreich auf uns zu! "Amoeba" nennt sich das Ungetüm, das gepflegte Verwüstung anrichten und dafür anerkennenden Applaus in den Lagern der MESHUGGAH-, STRAPPING YOUNG LAD- und GOJIRA-Fans ernten wird.
HACRIDE (der Name spricht sich "akried" mit Betonung auf der zweiten Silbe) sind ein weiteres Beispiel dafür, dass Frankreichs Extrem-Metal-Szene zurzeit ein paar spannende Bands beherbergt, die technisch einiges auf dem Kasten haben und ihre zumeist futuristisch anmutenden Song-Brocken mit fast schon unmenschlicher Präzision aus der Hüfte schießen. Dass der Vierer dabei wie alle Mitbewerber gegenüber Devin Townsends Ausnahme-Gestörtentruppe das Nachsehen hat, ist weder tragisch noch überraschend. STRAPPING YOUNG LAD spielen auf ihrem eigenen Planeten, der für andere Kapellen unerreichbar ist und auf dem völlig andere Gesetze gelten. Aber sollte sich Hevy Devy wirklich entschließen, sein Baby dort zu lassen und zur Erde zurückzuschweben, könnten HACRIDE zusammen mit ein paar anderen Combos versuchen, das Erbe zu verwalten.
Bestialische Blasts, wie sie Mr. Tiefenentspannung himself, Gene Hoglan, beiläufig und unverschämt lässig rausballert, finden bei den Franzosen selten Verwendung, stattdessen setzen sie auf Stakkato-Riffs, halsbrecherische Grooves, Polyrhythmik und bis zu zwanzig Richtungsänderungen pro Track, grob geschätzt. 'Vision Of Hate', 'Cycle' und 'Deprived Of Soul' erfordern volle Konzentration; relaxt zurücklehnen is' nicht. Und dennoch wird man nicht unfreiwillig in eine ermüdende und total uninteressante Frickel-Lehrstunde hineingezogen. Das Zauberwort heißt Dynamik. Die Kerle nehmen immer dann einen Gang raus, wenn die Sache droht, anstrengend zu werden. Dann wabern düstere Sounds, die öfter von DARKANE-artigem Gesangsmelodieirrsinn begleitet werden, oder die Akustikgitarre schafft 'ne unwirtliche Atmosphäre, die fesselt.
Die herausragenden Stücke dieser beeindruckenden, streckenweise restlos begeisternden Science-Fiction-Achterbahnfahrt sind der Opener 'Perturbed', vor dessen Erstkontakt man sich besser 'ne grobe Skizze des menschlichen Skeletts anfertigt (vereinfacht nachher das Zusammenflicken), das nicht minder brutale 'Fate' und 'Zambra', ein Cover der spanischen Flamenco/Hip-Hop-Kapelle OJOS DE BRUJO, in dem die beiden aufeinanderprallenden Welten beängstigend perfekt verschmelzen und das jeder (Extrem-)Metaller einmal gehört haben sollte. Wahnsinnsteil!
Die Anhänger der anfangs genannten Truppen brauchen "Amoeba" genauso zwingend wie Freunde des aktuellen TEXTURES-Albums "Drawing Circles". HACRIDE sollte man in Zukunft auf der Rechnung haben.
Anspieltipps: Zambra, Perturbed, Fate
- Redakteur:
- Oliver Schneider