HIM - Love Metal
Mehr über HIM
- Genre:
- Gothic Pop
- Label:
- GUN
- Release:
- 14.04.2003
- Buried Alive By Love
- The Funeral Of Hearts
- Beyond Redemption
- Sweet Pandemonium
- Soul On Fire
- The Sacrament
- Fortress Of Tears
- Circle Of Fear
- Endless Dark
- The Path
HIS INFERNAL MAJESTY ist zurück und kredenzt seinen Untertanen Liebes-Metal – früher haben wir so was „Kuschelrock“ oder „Metal Ballads“ genannt und erinnern uns zum Teil mit Grauen daran, vor Allem, wenn man wie ich die neue HIM als Musik-Kassette vorliegen hat. Nostalgie-Träumereien!
Der Name des Albums spricht für sich und die Strategie ist logisch: Statt sich auf Klischee-Diskussionen und Stil-Streitereien einzulassen, spielen Ville Valo und seine offiziell Suizid-gefährdeten Kumpels bewusst mit Klischees und den beständig an sie gerichteten Vorwürfen. HIM haben sich endgültig verabschiedet von dem Vorsatz, ernsthafte Rockmusik zu machen und es sich stattdessen zur Lebensaufgabe gemacht, die MTV-Generation mit Gothic Pop zu versorgen. Der Spaßgesellschaft mit Depri-Texten den Spaß zu verderben kann man ja durchaus auch als Mission betrachten.
Die neue HIM ist in Songwriting und Konzeption extrem professionell und lässt für die Zielgruppe keine Wünsche offen. Die Scheibe ist praktisch genau so aufgebaut wie das Vorgängeralbum und schlägt exakt in die selbe Kerbe. Eröffnet vom flotten „Buried Alive By Love“ wird ein Reigen aus der bekannten Mischung von Pop-Musik mit von Vorgängeralben bekannten Gothic-Elementen und -Riffs – wobei man der Band wirklich zugestehen muss, dass sie sich hier allenfalls selbst kopiert – geboten. Die Texte vermischen wie gewohnt schwülstige Liebesgedichte mit Todesmetaphern und Suicidgedanken – Beispiel: Genanntes „Buried...“ und die Single „The Funeral Of Hearts“, das mir persönlich für eine Single deutlich zu langweilig und nichtssagend ist.
Ohne auf die sich sehr ähnelnden Songs weiter einzeln einzugehen: Der Fürst der dunklen Leidenschaft bietet auch auf „Love Metal“ exakt das, was die pubertierenden Fans - die zu 70 Prozent wahrscheinlich weder wissen, was HIM heißt, noch, worum es in den Songs geht und schon gleich gar nicht, warum immer wieder die Zahl 666 auftaucht - von ihm erwarten.
Die Songs sind gut, zweifellos, insbesondere die Ballade „Fortress Of Tears“ würde ich hervorheben und halte ich für einen heißen Single-Anwärter. Dennoch: Angesichts des schon pervers anmutenden Kommerz-Faktors auf „Love Metal“ dürfte sich vielen Freunden der Dunkelheit der Magen umdrehen. Außerdem wird auf echte Perlen wie „When Love And Death Embrace“ („Greatest Love Songs Vol. 666") wieder gänzlich verzichtet. Was seiner höllischen Hoheit offenbar abhanden gekommen ist, ist die Fähigkeit, mit seinen Songs diese süße Melancholie wie ein Streicheln zu übermitteln, den Tod als romantisches Liebesspiel darzustellen, was bei genanntem „Greatest Love Songs...“ in fast jedem Track, auf „Razorbade Romance“ neben „Join Me In Death“ schon nur noch gelegentlich, auf „Deep Shadows...“ lediglich noch in der Single „Pretending“ gelungen ist. Damit werden HIM wahrscheinlich noch MTV/VIVA-kompatibler, der Szene, die die Band groß gemacht hat, dürfte es sauer aufstoßen.
HIM gehören zu den Bands, deren Alben ich mir trotz aller Kritik kaufen würde – zum einen, weil die Musik, wenn man sie endlich als Pop anerkennt, immer noch Lichtjahre von dem Müll entfernt ist, der sonst aus diesem Segment kommt; zum anderen, weil sie das lebende (wenn auch todessehnsüchtige) Symbol dafür sind, wie eine ehemalige Underground-Bewegung zur Massenmode-Erscheinung werden kann. Join Me In Cash!
Anspieltipps: Buried Alive By Love, The Funeral Of Hearts, Fortress Of Tears, Endless Dark
- Redakteur:
- Mathias Kempf